Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Doch nicht allein im Spiel, sondern auch im "Generalbaß" Christern. Doch nicht allein im Spiel, sondern auch im „Generalbaß" Christern. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0108" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182531"/> <p xml:id="ID_285"> Doch nicht allein im Spiel, sondern auch im „Generalbaß"<lb/> haben wir in Deutschland Virtuosen, und in der übertriebenen Ein¬<lb/> seitigkeit dieser beiden Richtungen oder Bildungsphasen, in dem<lb/> Mangel an gesundem Gleichgewicht liegt die Schuld, daß unsere<lb/> deutsche Oper so leer und gelehrt dasteht. Dieses Thema erfordert<lb/> aber eine eigene Behandlung, um zu zeigen, daß diejenigen, welche<lb/> sich entweder auf das Virtuosenthum oder auf das sogenannte<lb/> Musikstudium legen, nicht zur rechten Zeit aufhören, in dem Mo¬<lb/> ment, wo sie, bei wirklichem Talent, noch Phantasie und Gemüth<lb/> genug haben, um wahre Componisten werden zu können, bevor das<lb/> ewige Sitzen und Arbeiten, hier im Spiel wie dort in der Har¬<lb/> monie und den harmonisch-mechanischen Künsteleien, alles Talent<lb/> förmlich erstickt und abgetödtet hat. Denn warum leistet der Ita¬<lb/> liener so leicht und so viel das Seinige in der Musik, wenn nicht<lb/> weil er sich weder die Finger, noch den Geist zu voll pfropft, son-<lb/> dem diesem zur rechten Zeit freien Lauf läßt? —</p><lb/> <note type="byline"> Christern.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
Doch nicht allein im Spiel, sondern auch im „Generalbaß"
haben wir in Deutschland Virtuosen, und in der übertriebenen Ein¬
seitigkeit dieser beiden Richtungen oder Bildungsphasen, in dem
Mangel an gesundem Gleichgewicht liegt die Schuld, daß unsere
deutsche Oper so leer und gelehrt dasteht. Dieses Thema erfordert
aber eine eigene Behandlung, um zu zeigen, daß diejenigen, welche
sich entweder auf das Virtuosenthum oder auf das sogenannte
Musikstudium legen, nicht zur rechten Zeit aufhören, in dem Mo¬
ment, wo sie, bei wirklichem Talent, noch Phantasie und Gemüth
genug haben, um wahre Componisten werden zu können, bevor das
ewige Sitzen und Arbeiten, hier im Spiel wie dort in der Har¬
monie und den harmonisch-mechanischen Künsteleien, alles Talent
förmlich erstickt und abgetödtet hat. Denn warum leistet der Ita¬
liener so leicht und so viel das Seinige in der Musik, wenn nicht
weil er sich weder die Finger, noch den Geist zu voll pfropft, son-
dem diesem zur rechten Zeit freien Lauf läßt? —
Christern.
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