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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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die uns allen wenig Erhebung, den Holsteinern und Schleswigern aber
viel bittere Stunden verursachen wird.

In Braunschweig haben zwei baumstarke Kerle, wahrend die Auf¬
merksamkeit der Stadt durch eine Feuersbrunst in der Nahe des Eisen¬
bahnhofs beschäftigt war, einen Einbruch in das Erdgeschoß dös herzog¬
lichen Schlosses versucht. Diese beiden Helden -- wahrscheinlich ge¬
wöhnliche Diebe -- werden von der Phantasie des Volks als eine mit
einer in London lebenden bekannten Persönlichkeit in Verbindung gesetzt
und als politische Werkzeuge ausgeschrieen.

Die flamändischen Sängervereine, die in Cöln auf eine so ungast¬
freundliche Art beherbergt oder vielmehr nicht beherbergt wurden, haben
bei den so eben stattgefundenen Septemberfesten in Brüssel an den
Cölner und Aachner Liedertafeln, die dort sich eingefunden, auf die gro߬
müthigste Weise sich gerächt, indem sie Alles aufboten was zur Be¬
quemlichkeit und zum Vergnügen ihrer Gäste auch nur das Mindeste
beitragen konnte.

In Bezug auf eine Eorrespondenz aus Berlin in No. 32 der Grenz¬
boten geht uns eine Declamation von Herrn Deinhardstein zu, deren
wir hier, ohne uns auf weiteres Hin- und Herstreiten einzulassen,
Raum geben! Was die in jenem Berichte enthaltenen Aeußerungen über
meine liberarische Stellung betrifft, so habe ich nichts dagegen zu er¬
widern. Wer öffentlich auftritt, gibt sich dem öffentlichen Urtheile
preis, und Jeder urtheilt nach der Beschaffenheit seines Verstandes und
seiner Rechtlichkeit. Umtriebe jeder Art gehen zum Aerger der Feinde
und zur Lust der Freunde des, gegen den sie gerichtet waren, wie Bellen
vorüber. Außerdem ist in jenem Aufsatz, die Absicht des ungenann¬
ten Schreibers gar zu ungeschickt maskirt. '(?) Auch seine Meinung
über die Beschaffenheit der Jahrbücher darf auf keine Berichtigung hof¬
fen. Wer albern genug ist, darauf zu achten, dem mag auf die Jahr¬
bücher selbst, als Bibliothekwerk in Europa und auf die Theilnahme
der durch mich ihnen gewonnenen Mitarbeiter, darunter Anneth, Böttiger,
Bergmann, Carus, Creuzer, Chmel, Eilt, Grimm, Goethe, Guhnauer,
Hammer-Purgstall, Häring, Gottfcied^H'ermann, Immermann, Meyer,
Menzel, Neumann, Prokesch, Nückcrr, Seidl, Tischendorf, Wenzel,
Wolf und viele andere Gelehrte ersten Ranges hingewiesen werden.

Was aber die mit allen sonstigen Berichten, z. B. dem Rom 9. Au¬
gust in der allgemeinen Zeitung im directesten Widerspruch stehenden, aller
Beweise entbehrenden Angaben über meinen Aufenthalt in Berlin
so erkläre ich sie hiermit öffentlich als eine abgeschmackte Lüge. ,


Deinhardstein.


Verlag von Fr. Ludw. Hering. -- Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.

die uns allen wenig Erhebung, den Holsteinern und Schleswigern aber
viel bittere Stunden verursachen wird.

In Braunschweig haben zwei baumstarke Kerle, wahrend die Auf¬
merksamkeit der Stadt durch eine Feuersbrunst in der Nahe des Eisen¬
bahnhofs beschäftigt war, einen Einbruch in das Erdgeschoß dös herzog¬
lichen Schlosses versucht. Diese beiden Helden — wahrscheinlich ge¬
wöhnliche Diebe — werden von der Phantasie des Volks als eine mit
einer in London lebenden bekannten Persönlichkeit in Verbindung gesetzt
und als politische Werkzeuge ausgeschrieen.

Die flamändischen Sängervereine, die in Cöln auf eine so ungast¬
freundliche Art beherbergt oder vielmehr nicht beherbergt wurden, haben
bei den so eben stattgefundenen Septemberfesten in Brüssel an den
Cölner und Aachner Liedertafeln, die dort sich eingefunden, auf die gro߬
müthigste Weise sich gerächt, indem sie Alles aufboten was zur Be¬
quemlichkeit und zum Vergnügen ihrer Gäste auch nur das Mindeste
beitragen konnte.

In Bezug auf eine Eorrespondenz aus Berlin in No. 32 der Grenz¬
boten geht uns eine Declamation von Herrn Deinhardstein zu, deren
wir hier, ohne uns auf weiteres Hin- und Herstreiten einzulassen,
Raum geben! Was die in jenem Berichte enthaltenen Aeußerungen über
meine liberarische Stellung betrifft, so habe ich nichts dagegen zu er¬
widern. Wer öffentlich auftritt, gibt sich dem öffentlichen Urtheile
preis, und Jeder urtheilt nach der Beschaffenheit seines Verstandes und
seiner Rechtlichkeit. Umtriebe jeder Art gehen zum Aerger der Feinde
und zur Lust der Freunde des, gegen den sie gerichtet waren, wie Bellen
vorüber. Außerdem ist in jenem Aufsatz, die Absicht des ungenann¬
ten Schreibers gar zu ungeschickt maskirt. '(?) Auch seine Meinung
über die Beschaffenheit der Jahrbücher darf auf keine Berichtigung hof¬
fen. Wer albern genug ist, darauf zu achten, dem mag auf die Jahr¬
bücher selbst, als Bibliothekwerk in Europa und auf die Theilnahme
der durch mich ihnen gewonnenen Mitarbeiter, darunter Anneth, Böttiger,
Bergmann, Carus, Creuzer, Chmel, Eilt, Grimm, Goethe, Guhnauer,
Hammer-Purgstall, Häring, Gottfcied^H'ermann, Immermann, Meyer,
Menzel, Neumann, Prokesch, Nückcrr, Seidl, Tischendorf, Wenzel,
Wolf und viele andere Gelehrte ersten Ranges hingewiesen werden.

Was aber die mit allen sonstigen Berichten, z. B. dem Rom 9. Au¬
gust in der allgemeinen Zeitung im directesten Widerspruch stehenden, aller
Beweise entbehrenden Angaben über meinen Aufenthalt in Berlin
so erkläre ich sie hiermit öffentlich als eine abgeschmackte Lüge. ,


Deinhardstein.


Verlag von Fr. Ludw. Hering. — Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0560] die uns allen wenig Erhebung, den Holsteinern und Schleswigern aber viel bittere Stunden verursachen wird. In Braunschweig haben zwei baumstarke Kerle, wahrend die Auf¬ merksamkeit der Stadt durch eine Feuersbrunst in der Nahe des Eisen¬ bahnhofs beschäftigt war, einen Einbruch in das Erdgeschoß dös herzog¬ lichen Schlosses versucht. Diese beiden Helden — wahrscheinlich ge¬ wöhnliche Diebe — werden von der Phantasie des Volks als eine mit einer in London lebenden bekannten Persönlichkeit in Verbindung gesetzt und als politische Werkzeuge ausgeschrieen. Die flamändischen Sängervereine, die in Cöln auf eine so ungast¬ freundliche Art beherbergt oder vielmehr nicht beherbergt wurden, haben bei den so eben stattgefundenen Septemberfesten in Brüssel an den Cölner und Aachner Liedertafeln, die dort sich eingefunden, auf die gro߬ müthigste Weise sich gerächt, indem sie Alles aufboten was zur Be¬ quemlichkeit und zum Vergnügen ihrer Gäste auch nur das Mindeste beitragen konnte. In Bezug auf eine Eorrespondenz aus Berlin in No. 32 der Grenz¬ boten geht uns eine Declamation von Herrn Deinhardstein zu, deren wir hier, ohne uns auf weiteres Hin- und Herstreiten einzulassen, Raum geben! Was die in jenem Berichte enthaltenen Aeußerungen über meine liberarische Stellung betrifft, so habe ich nichts dagegen zu er¬ widern. Wer öffentlich auftritt, gibt sich dem öffentlichen Urtheile preis, und Jeder urtheilt nach der Beschaffenheit seines Verstandes und seiner Rechtlichkeit. Umtriebe jeder Art gehen zum Aerger der Feinde und zur Lust der Freunde des, gegen den sie gerichtet waren, wie Bellen vorüber. Außerdem ist in jenem Aufsatz, die Absicht des ungenann¬ ten Schreibers gar zu ungeschickt maskirt. '(?) Auch seine Meinung über die Beschaffenheit der Jahrbücher darf auf keine Berichtigung hof¬ fen. Wer albern genug ist, darauf zu achten, dem mag auf die Jahr¬ bücher selbst, als Bibliothekwerk in Europa und auf die Theilnahme der durch mich ihnen gewonnenen Mitarbeiter, darunter Anneth, Böttiger, Bergmann, Carus, Creuzer, Chmel, Eilt, Grimm, Goethe, Guhnauer, Hammer-Purgstall, Häring, Gottfcied^H'ermann, Immermann, Meyer, Menzel, Neumann, Prokesch, Nückcrr, Seidl, Tischendorf, Wenzel, Wolf und viele andere Gelehrte ersten Ranges hingewiesen werden. Was aber die mit allen sonstigen Berichten, z. B. dem Rom 9. Au¬ gust in der allgemeinen Zeitung im directesten Widerspruch stehenden, aller Beweise entbehrenden Angaben über meinen Aufenthalt in Berlin so erkläre ich sie hiermit öffentlich als eine abgeschmackte Lüge. , Deinhardstein. Verlag von Fr. Ludw. Hering. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/560>, abgerufen am 24.07.2024.