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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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die Wohnungen sind theuer. Das herrliche Hütel, welches Talakim, ein
Grieche und Millionär, hier errichten ließ, hat vielen Bedürfnissen abge¬
holfen: herrliche Zimmer, treffliche tiiklo it'Jolo und gemäßigte Rech¬
nung. Auch muß man den beiden Badeärzten dem verdienten Dr. Brenner
und seinem jüngeren College" öl. Pollak nachrühmen, daß sie Alles
aufbieten, was zum Vortheil und Agrcmcnt des Fremden dient. Auch
ein Theater gibt es hier, wo aber die Natur eine so herrliche Schau¬
bühne aufgeschlagen hat, da macht die Lampenwelt wenig Eroberungen.


V.
Notizen.

Der deutsche Bundestag. -- Braunschweig und London. -- Brüsseler Gesangsfcst. --
Deinhardstein.

Der Bundestag war dieses Mal rascher zur Hand als man dachte.
Seine Antwort auf den offenen Brief ist vom 17. September datirt,
also ungefähr 2 Monate später. Bedenkt man. wie viele Gutachten
und Vollmachten von den verschiedenen großen und kleinen Herren Deutsch¬
lands haben eingeholt werden müssen, so muß man diesen Zeitraum,
der allerdings in einem centralisirten Staate eine unverzeihliche Verzöge¬
rung wäre, als einen ziemlich kurzen erklären, und daraus schließen, daß
die meisten Regierungen in Bezug auf die Uebergriffe des offenen Brie¬
fes Einer Ansicht waren. Die Frage in Betreff Schleswigs läßt der
Bundestag wie natürlich unberührt, da sie außerhalb seiner Competenz,
liegt und diese Frage wird noch viel Agitation in den Gemüthern ver¬
ursachen, bevor sie zur Entscheidung kommt. In Bezug auf Holstein
aber scheint uns die Aeußerung des Bundestags, ungeachtet sie mit Baum¬
wolle umwickelt ist, eine entschiedene. Durch drei Dinge hat uns diese
Bundcsäußerung überrascht, zuerst durch die rasche Expedition, dann durch
den ungewohnten Umstand, daß sie die ständischen Petitions-Rechte in
Schutz nimmt gegen den Monarchen und endlich durch den Passus: "Die
Bundesversammlung zollt den patriotischen Gesinnungen, die sich bei
diesem Anlasse in Deutschland kund gaben, bereitwillig ihre Anerkennung".
Dagegen verräth dieser Bundesbeschluß, daß wir von einem neuen Pre߬
gesetz wenig zu erwarten haben, denn er appellirt nicht nur an die deutschen
Regierungen "daß sie den Ausbrüchen der Leidenschaften gehörige Schran¬
ken setzen," sondern er fordert sogar den König von Dänemark auf, in
dieser Beziehung die vollste Reciprocität eintreten zu lassen. Diesen letz¬
tern Passus hätten wir gern weggewünscht. Was unsere eigene Pre߬
zustände betrifft, so sind wir die Ansichten, die der Bund darüber hat,
gewohnt und Aeußerungen, wie die erwähnte, sind uns nicht neu. Aber
einer anderen Nation gegenüber wäre es zweckmäßiger gewesen, die Wünsche
nach Preßbeschränkung in jenem Staate ungeäußert zu lassen. Die
Freunde Deutschlands werden diesen Passus in einer Weise ausbeuten,.


die Wohnungen sind theuer. Das herrliche Hütel, welches Talakim, ein
Grieche und Millionär, hier errichten ließ, hat vielen Bedürfnissen abge¬
holfen: herrliche Zimmer, treffliche tiiklo it'Jolo und gemäßigte Rech¬
nung. Auch muß man den beiden Badeärzten dem verdienten Dr. Brenner
und seinem jüngeren College» öl. Pollak nachrühmen, daß sie Alles
aufbieten, was zum Vortheil und Agrcmcnt des Fremden dient. Auch
ein Theater gibt es hier, wo aber die Natur eine so herrliche Schau¬
bühne aufgeschlagen hat, da macht die Lampenwelt wenig Eroberungen.


V.
Notizen.

Der deutsche Bundestag. — Braunschweig und London. — Brüsseler Gesangsfcst. —
Deinhardstein.

Der Bundestag war dieses Mal rascher zur Hand als man dachte.
Seine Antwort auf den offenen Brief ist vom 17. September datirt,
also ungefähr 2 Monate später. Bedenkt man. wie viele Gutachten
und Vollmachten von den verschiedenen großen und kleinen Herren Deutsch¬
lands haben eingeholt werden müssen, so muß man diesen Zeitraum,
der allerdings in einem centralisirten Staate eine unverzeihliche Verzöge¬
rung wäre, als einen ziemlich kurzen erklären, und daraus schließen, daß
die meisten Regierungen in Bezug auf die Uebergriffe des offenen Brie¬
fes Einer Ansicht waren. Die Frage in Betreff Schleswigs läßt der
Bundestag wie natürlich unberührt, da sie außerhalb seiner Competenz,
liegt und diese Frage wird noch viel Agitation in den Gemüthern ver¬
ursachen, bevor sie zur Entscheidung kommt. In Bezug auf Holstein
aber scheint uns die Aeußerung des Bundestags, ungeachtet sie mit Baum¬
wolle umwickelt ist, eine entschiedene. Durch drei Dinge hat uns diese
Bundcsäußerung überrascht, zuerst durch die rasche Expedition, dann durch
den ungewohnten Umstand, daß sie die ständischen Petitions-Rechte in
Schutz nimmt gegen den Monarchen und endlich durch den Passus: „Die
Bundesversammlung zollt den patriotischen Gesinnungen, die sich bei
diesem Anlasse in Deutschland kund gaben, bereitwillig ihre Anerkennung".
Dagegen verräth dieser Bundesbeschluß, daß wir von einem neuen Pre߬
gesetz wenig zu erwarten haben, denn er appellirt nicht nur an die deutschen
Regierungen „daß sie den Ausbrüchen der Leidenschaften gehörige Schran¬
ken setzen," sondern er fordert sogar den König von Dänemark auf, in
dieser Beziehung die vollste Reciprocität eintreten zu lassen. Diesen letz¬
tern Passus hätten wir gern weggewünscht. Was unsere eigene Pre߬
zustände betrifft, so sind wir die Ansichten, die der Bund darüber hat,
gewohnt und Aeußerungen, wie die erwähnte, sind uns nicht neu. Aber
einer anderen Nation gegenüber wäre es zweckmäßiger gewesen, die Wünsche
nach Preßbeschränkung in jenem Staate ungeäußert zu lassen. Die
Freunde Deutschlands werden diesen Passus in einer Weise ausbeuten,.


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[0559] die Wohnungen sind theuer. Das herrliche Hütel, welches Talakim, ein Grieche und Millionär, hier errichten ließ, hat vielen Bedürfnissen abge¬ holfen: herrliche Zimmer, treffliche tiiklo it'Jolo und gemäßigte Rech¬ nung. Auch muß man den beiden Badeärzten dem verdienten Dr. Brenner und seinem jüngeren College» öl. Pollak nachrühmen, daß sie Alles aufbieten, was zum Vortheil und Agrcmcnt des Fremden dient. Auch ein Theater gibt es hier, wo aber die Natur eine so herrliche Schau¬ bühne aufgeschlagen hat, da macht die Lampenwelt wenig Eroberungen. V. Notizen. Der deutsche Bundestag. — Braunschweig und London. — Brüsseler Gesangsfcst. — Deinhardstein. Der Bundestag war dieses Mal rascher zur Hand als man dachte. Seine Antwort auf den offenen Brief ist vom 17. September datirt, also ungefähr 2 Monate später. Bedenkt man. wie viele Gutachten und Vollmachten von den verschiedenen großen und kleinen Herren Deutsch¬ lands haben eingeholt werden müssen, so muß man diesen Zeitraum, der allerdings in einem centralisirten Staate eine unverzeihliche Verzöge¬ rung wäre, als einen ziemlich kurzen erklären, und daraus schließen, daß die meisten Regierungen in Bezug auf die Uebergriffe des offenen Brie¬ fes Einer Ansicht waren. Die Frage in Betreff Schleswigs läßt der Bundestag wie natürlich unberührt, da sie außerhalb seiner Competenz, liegt und diese Frage wird noch viel Agitation in den Gemüthern ver¬ ursachen, bevor sie zur Entscheidung kommt. In Bezug auf Holstein aber scheint uns die Aeußerung des Bundestags, ungeachtet sie mit Baum¬ wolle umwickelt ist, eine entschiedene. Durch drei Dinge hat uns diese Bundcsäußerung überrascht, zuerst durch die rasche Expedition, dann durch den ungewohnten Umstand, daß sie die ständischen Petitions-Rechte in Schutz nimmt gegen den Monarchen und endlich durch den Passus: „Die Bundesversammlung zollt den patriotischen Gesinnungen, die sich bei diesem Anlasse in Deutschland kund gaben, bereitwillig ihre Anerkennung". Dagegen verräth dieser Bundesbeschluß, daß wir von einem neuen Pre߬ gesetz wenig zu erwarten haben, denn er appellirt nicht nur an die deutschen Regierungen „daß sie den Ausbrüchen der Leidenschaften gehörige Schran¬ ken setzen," sondern er fordert sogar den König von Dänemark auf, in dieser Beziehung die vollste Reciprocität eintreten zu lassen. Diesen letz¬ tern Passus hätten wir gern weggewünscht. Was unsere eigene Pre߬ zustände betrifft, so sind wir die Ansichten, die der Bund darüber hat, gewohnt und Aeußerungen, wie die erwähnte, sind uns nicht neu. Aber einer anderen Nation gegenüber wäre es zweckmäßiger gewesen, die Wünsche nach Preßbeschränkung in jenem Staate ungeäußert zu lassen. Die Freunde Deutschlands werden diesen Passus in einer Weise ausbeuten,.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/559>, abgerufen am 24.07.2024.