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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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.Stadttheater eine Methode des berliner Hoftheaters nachgeäfft: "An
dieser Vorstellung gelten die Billets, welche hinten roth sind."


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V.
Si o t i z e ".

Schriftstellerversammlung. -- Korrespondenzen gegen Korrespondenzen. --
Die historische Kritik.

Die deutsche Schriftstellerversammlung findet nun dieses Jahr defi-
nitiv statt. Der leitende Ausschuß, die Herren Biedermann, Laube und
Kühne, ladet auf den I. October nach Weimar ein. Aus dem Umstände,
daß fast alle deutschen Blatter sich beeilten, diese Einladung anzukündigen,
läßt sich aus eine größere Theilnahme als im vorigen Jahre schließen.
Zeit und Ort sind passend gewählt, und soviel wir aus Privatmittheilun¬
gen erfahren, steht ein zahlreicher Besuch in Aussicht.

-- Die kölnische Zeitung enthält in ihrer heutigen Nummer einen
Artikel aus Böhmen, der gegen unsern prager Correspondenten und seine
Auffassung der ständischen Verhältnisse polemisirt. Indessen wird man
unserm geehrten Mitarbeiter gewiß die Unparteilichkeit nicht absprechen,
wenn man erst die Correspondenz aus Prag in Ur. 26 gelesen hat.
Was die Redaction der Grenzboten betrifft, so hat sie nicht die Anma¬
ßung, in dieser Angelegenheit ein bestimmtes Urtheil abgeben zu wollen.
Ist es schon bei ständischen Verhandlungen, die öffentlich geführt
werden, bisweilen schwer, inmitten der verschiedenen Parteien, ein un¬
befangenes Kriterium zu gewinnen, wie viel mehr erst bei Landtagen mir
verschlossenen Thüren. Unsere Absicht beschränkt sich blos darauf, die
ständischen Tendenzen so weit als möglich zu vermitteln und zur Dis-
cussion zu bringen. Ist der Gesichtspunkt des Berichterstatters einseitig,
so wird die verletzte Partei gewiß nicht dazu schweigen und die Entgeg¬
nung anzuregen, ist gleichfalls ein Verdienst. Der vorliegende Fall zeigt
dies deutlich. Der Einsender in die kölnische Zeitung gibt einen aus¬
führlichen Umriß der Thätigkeit der letzten ständischen Verhandlungen in
Prag, um dadurch den Correspondenten der Grenzboten zu widerlegen.
Diese dankenswerthen Details waren jedoch vielleicht ausgeblieben, wenn
unsere eigene Correspondenz sie nicht angeregt und nöthig gemacht hätte.
Uebrigens werden wir in einem unserer nächsten Hefte einen ausführli¬
chen Artikel "Zur Beurtheilung der ständischen Verhältnisse in Böhmen"
bringen.

-- Die historische Kritik hat es sich herausgenommen, das letzte der
zehn Gebote als unecht zu streichen, ohne daß die wachsamen Augen der
irdischen Vorsehungen in Schrecken gerathen wären. Was soll nun,
nachdem das letzte Gebot gestrichen und Jeder nach Herzenslust wün¬
schen kann, aus den bestehenden Verhältnissen werden?




Verlag von Fr.Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.

.Stadttheater eine Methode des berliner Hoftheaters nachgeäfft: „An
dieser Vorstellung gelten die Billets, welche hinten roth sind."


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V.
Si o t i z e «.

Schriftstellerversammlung. — Korrespondenzen gegen Korrespondenzen. —
Die historische Kritik.

Die deutsche Schriftstellerversammlung findet nun dieses Jahr defi-
nitiv statt. Der leitende Ausschuß, die Herren Biedermann, Laube und
Kühne, ladet auf den I. October nach Weimar ein. Aus dem Umstände,
daß fast alle deutschen Blatter sich beeilten, diese Einladung anzukündigen,
läßt sich aus eine größere Theilnahme als im vorigen Jahre schließen.
Zeit und Ort sind passend gewählt, und soviel wir aus Privatmittheilun¬
gen erfahren, steht ein zahlreicher Besuch in Aussicht.

— Die kölnische Zeitung enthält in ihrer heutigen Nummer einen
Artikel aus Böhmen, der gegen unsern prager Correspondenten und seine
Auffassung der ständischen Verhältnisse polemisirt. Indessen wird man
unserm geehrten Mitarbeiter gewiß die Unparteilichkeit nicht absprechen,
wenn man erst die Correspondenz aus Prag in Ur. 26 gelesen hat.
Was die Redaction der Grenzboten betrifft, so hat sie nicht die Anma¬
ßung, in dieser Angelegenheit ein bestimmtes Urtheil abgeben zu wollen.
Ist es schon bei ständischen Verhandlungen, die öffentlich geführt
werden, bisweilen schwer, inmitten der verschiedenen Parteien, ein un¬
befangenes Kriterium zu gewinnen, wie viel mehr erst bei Landtagen mir
verschlossenen Thüren. Unsere Absicht beschränkt sich blos darauf, die
ständischen Tendenzen so weit als möglich zu vermitteln und zur Dis-
cussion zu bringen. Ist der Gesichtspunkt des Berichterstatters einseitig,
so wird die verletzte Partei gewiß nicht dazu schweigen und die Entgeg¬
nung anzuregen, ist gleichfalls ein Verdienst. Der vorliegende Fall zeigt
dies deutlich. Der Einsender in die kölnische Zeitung gibt einen aus¬
führlichen Umriß der Thätigkeit der letzten ständischen Verhandlungen in
Prag, um dadurch den Correspondenten der Grenzboten zu widerlegen.
Diese dankenswerthen Details waren jedoch vielleicht ausgeblieben, wenn
unsere eigene Correspondenz sie nicht angeregt und nöthig gemacht hätte.
Uebrigens werden wir in einem unserer nächsten Hefte einen ausführli¬
chen Artikel „Zur Beurtheilung der ständischen Verhältnisse in Böhmen"
bringen.

— Die historische Kritik hat es sich herausgenommen, das letzte der
zehn Gebote als unecht zu streichen, ohne daß die wachsamen Augen der
irdischen Vorsehungen in Schrecken gerathen wären. Was soll nun,
nachdem das letzte Gebot gestrichen und Jeder nach Herzenslust wün¬
schen kann, aus den bestehenden Verhältnissen werden?




Verlag von Fr.Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0050] .Stadttheater eine Methode des berliner Hoftheaters nachgeäfft: „An dieser Vorstellung gelten die Billets, welche hinten roth sind." '^^N'^Ä.^ V. Si o t i z e «. Schriftstellerversammlung. — Korrespondenzen gegen Korrespondenzen. — Die historische Kritik. Die deutsche Schriftstellerversammlung findet nun dieses Jahr defi- nitiv statt. Der leitende Ausschuß, die Herren Biedermann, Laube und Kühne, ladet auf den I. October nach Weimar ein. Aus dem Umstände, daß fast alle deutschen Blatter sich beeilten, diese Einladung anzukündigen, läßt sich aus eine größere Theilnahme als im vorigen Jahre schließen. Zeit und Ort sind passend gewählt, und soviel wir aus Privatmittheilun¬ gen erfahren, steht ein zahlreicher Besuch in Aussicht. — Die kölnische Zeitung enthält in ihrer heutigen Nummer einen Artikel aus Böhmen, der gegen unsern prager Correspondenten und seine Auffassung der ständischen Verhältnisse polemisirt. Indessen wird man unserm geehrten Mitarbeiter gewiß die Unparteilichkeit nicht absprechen, wenn man erst die Correspondenz aus Prag in Ur. 26 gelesen hat. Was die Redaction der Grenzboten betrifft, so hat sie nicht die Anma¬ ßung, in dieser Angelegenheit ein bestimmtes Urtheil abgeben zu wollen. Ist es schon bei ständischen Verhandlungen, die öffentlich geführt werden, bisweilen schwer, inmitten der verschiedenen Parteien, ein un¬ befangenes Kriterium zu gewinnen, wie viel mehr erst bei Landtagen mir verschlossenen Thüren. Unsere Absicht beschränkt sich blos darauf, die ständischen Tendenzen so weit als möglich zu vermitteln und zur Dis- cussion zu bringen. Ist der Gesichtspunkt des Berichterstatters einseitig, so wird die verletzte Partei gewiß nicht dazu schweigen und die Entgeg¬ nung anzuregen, ist gleichfalls ein Verdienst. Der vorliegende Fall zeigt dies deutlich. Der Einsender in die kölnische Zeitung gibt einen aus¬ führlichen Umriß der Thätigkeit der letzten ständischen Verhandlungen in Prag, um dadurch den Correspondenten der Grenzboten zu widerlegen. Diese dankenswerthen Details waren jedoch vielleicht ausgeblieben, wenn unsere eigene Correspondenz sie nicht angeregt und nöthig gemacht hätte. Uebrigens werden wir in einem unserer nächsten Hefte einen ausführli¬ chen Artikel „Zur Beurtheilung der ständischen Verhältnisse in Böhmen" bringen. — Die historische Kritik hat es sich herausgenommen, das letzte der zehn Gebote als unecht zu streichen, ohne daß die wachsamen Augen der irdischen Vorsehungen in Schrecken gerathen wären. Was soll nun, nachdem das letzte Gebot gestrichen und Jeder nach Herzenslust wün¬ schen kann, aus den bestehenden Verhältnissen werden? Verlag von Fr.Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/50>, abgerufen am 04.07.2024.