Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Ständekörper zugewendet wurden, wenn gleich beide in der damaligen
drangsalvollen Periode die gemeinsame Quelle des Entstehens fanden.
Die ersteren wurden bereits im Jahre I8l8 den ältern directen Staats¬
anlehen gleich erklärt und theils durch Tilgung, theils durch Verloo-
sung bis zum Jahre 1866 zur allmäligen Liquidation in Serien
eingetheilt, mit den Ständen selbst aber die nöthigen Unterhandlungen
gepflogen, um auch deren D o in esticalsch u idem größtentheils durch
deren eigene Geldaufbringung in den gleichen, wenn auch etwas
tardivcn Liquidationsproeefi zu bringen. -- Während nun diese Ver¬
handlungen mit den Ständen von Böhmen und Mähren, von Kärn-
then und Krain, von Nieder- und Ober-Oesterreich zu dem erwünschten
Ziele führten, sind es nur die Besitzer der steyertschen Domestieal-
Papiere, welche ihre gerechte Sache nicht durchzuführen vermögen.

Dennoch wäre, sicherem Vernehmen nach, der höchstehrenwerthen
steyerischen Ständeschaft hierbei kein Zurückbleiben gegen die Loyalität
anderer Stündegenossenschaften beizulegen; vielmehr hätte dieselbe die
nöthigen Gelder bereits zusammengebracht, die seit langen Jahren
harrenden Gläubiger vermöchten aber nichtsdestoweniger die Früchte
solcher edelmüthigen Anstrengungen einzuernten. Viele dieser Gläubiger
sind aber fromme Stiftungen, die durch das Patent vom Jahre 181! aus
den fünften Theil ihres Einkommens reducirt wurden und durch fortwäh¬
rende Suspension der erwarteten Maßregel daraufreducirt bleiben, andere
sind Private, die von großem Wohlstand dadurch auf das Aeußerste
herabgebracht werden; ein nicht unbedeutender Theil findet sich endlich unter
dem Wiener Handelsstande. Nun darf man keinesweges voraussetzen,
daß die endliche Lösung der Frage die Betreffenden bereichern würden
vielmehr hat derjenige, welcher solche Papiere auch am billigsten er¬
stand, bereits so viel an Zinsen eingebüßt, daß er im besten Falle, statt
irgend eines Gewinnes nur die Wahrung vor weiterer Einbuße er¬
langen kann.

Die zweite hierher gehörige Thatsache ist positiver Natur, und
betrifft das Verbot, in Actien der Livorno-Florentiner-Eisenbahn öf¬
fentlich Börsenverkehr zu treiben, nachdem ein solcher Jahre hindurch
stillschweigend geduldet worden war, und die Bekanntmachungen und
Zahlungsaufforderungen, welche von jener Actiengesellschaft ergingen,
das Imprimatur der Censur zur Einrückung in die Wiener Hofzeitung
ohne Anstand erhalten hatten.

Unter diesen Umständen scheint es hier nicht auf die Erörterung


Ständekörper zugewendet wurden, wenn gleich beide in der damaligen
drangsalvollen Periode die gemeinsame Quelle des Entstehens fanden.
Die ersteren wurden bereits im Jahre I8l8 den ältern directen Staats¬
anlehen gleich erklärt und theils durch Tilgung, theils durch Verloo-
sung bis zum Jahre 1866 zur allmäligen Liquidation in Serien
eingetheilt, mit den Ständen selbst aber die nöthigen Unterhandlungen
gepflogen, um auch deren D o in esticalsch u idem größtentheils durch
deren eigene Geldaufbringung in den gleichen, wenn auch etwas
tardivcn Liquidationsproeefi zu bringen. — Während nun diese Ver¬
handlungen mit den Ständen von Böhmen und Mähren, von Kärn-
then und Krain, von Nieder- und Ober-Oesterreich zu dem erwünschten
Ziele führten, sind es nur die Besitzer der steyertschen Domestieal-
Papiere, welche ihre gerechte Sache nicht durchzuführen vermögen.

Dennoch wäre, sicherem Vernehmen nach, der höchstehrenwerthen
steyerischen Ständeschaft hierbei kein Zurückbleiben gegen die Loyalität
anderer Stündegenossenschaften beizulegen; vielmehr hätte dieselbe die
nöthigen Gelder bereits zusammengebracht, die seit langen Jahren
harrenden Gläubiger vermöchten aber nichtsdestoweniger die Früchte
solcher edelmüthigen Anstrengungen einzuernten. Viele dieser Gläubiger
sind aber fromme Stiftungen, die durch das Patent vom Jahre 181! aus
den fünften Theil ihres Einkommens reducirt wurden und durch fortwäh¬
rende Suspension der erwarteten Maßregel daraufreducirt bleiben, andere
sind Private, die von großem Wohlstand dadurch auf das Aeußerste
herabgebracht werden; ein nicht unbedeutender Theil findet sich endlich unter
dem Wiener Handelsstande. Nun darf man keinesweges voraussetzen,
daß die endliche Lösung der Frage die Betreffenden bereichern würden
vielmehr hat derjenige, welcher solche Papiere auch am billigsten er¬
stand, bereits so viel an Zinsen eingebüßt, daß er im besten Falle, statt
irgend eines Gewinnes nur die Wahrung vor weiterer Einbuße er¬
langen kann.

Die zweite hierher gehörige Thatsache ist positiver Natur, und
betrifft das Verbot, in Actien der Livorno-Florentiner-Eisenbahn öf¬
fentlich Börsenverkehr zu treiben, nachdem ein solcher Jahre hindurch
stillschweigend geduldet worden war, und die Bekanntmachungen und
Zahlungsaufforderungen, welche von jener Actiengesellschaft ergingen,
das Imprimatur der Censur zur Einrückung in die Wiener Hofzeitung
ohne Anstand erhalten hatten.

Unter diesen Umständen scheint es hier nicht auf die Erörterung


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0390" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183411"/>
            <p xml:id="ID_1153" prev="#ID_1152"> Ständekörper zugewendet wurden, wenn gleich beide in der damaligen<lb/>
drangsalvollen Periode die gemeinsame Quelle des Entstehens fanden.<lb/>
Die ersteren wurden bereits im Jahre I8l8 den ältern directen Staats¬<lb/>
anlehen gleich erklärt und theils durch Tilgung, theils durch Verloo-<lb/>
sung bis zum Jahre 1866 zur allmäligen Liquidation in Serien<lb/>
eingetheilt, mit den Ständen selbst aber die nöthigen Unterhandlungen<lb/>
gepflogen, um auch deren D o in esticalsch u idem größtentheils durch<lb/>
deren eigene Geldaufbringung in den gleichen, wenn auch etwas<lb/>
tardivcn Liquidationsproeefi zu bringen. &#x2014; Während nun diese Ver¬<lb/>
handlungen mit den Ständen von Böhmen und Mähren, von Kärn-<lb/>
then und Krain, von Nieder- und Ober-Oesterreich zu dem erwünschten<lb/>
Ziele führten, sind es nur die Besitzer der steyertschen Domestieal-<lb/>
Papiere, welche ihre gerechte Sache nicht durchzuführen vermögen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1154"> Dennoch wäre, sicherem Vernehmen nach, der höchstehrenwerthen<lb/>
steyerischen Ständeschaft hierbei kein Zurückbleiben gegen die Loyalität<lb/>
anderer Stündegenossenschaften beizulegen; vielmehr hätte dieselbe die<lb/>
nöthigen Gelder bereits zusammengebracht, die seit langen Jahren<lb/>
harrenden Gläubiger vermöchten aber nichtsdestoweniger die Früchte<lb/>
solcher edelmüthigen Anstrengungen einzuernten. Viele dieser Gläubiger<lb/>
sind aber fromme Stiftungen, die durch das Patent vom Jahre 181! aus<lb/>
den fünften Theil ihres Einkommens reducirt wurden und durch fortwäh¬<lb/>
rende Suspension der erwarteten Maßregel daraufreducirt bleiben, andere<lb/>
sind Private, die von großem Wohlstand dadurch auf das Aeußerste<lb/>
herabgebracht werden; ein nicht unbedeutender Theil findet sich endlich unter<lb/>
dem Wiener Handelsstande. Nun darf man keinesweges voraussetzen,<lb/>
daß die endliche Lösung der Frage die Betreffenden bereichern würden<lb/>
vielmehr hat derjenige, welcher solche Papiere auch am billigsten er¬<lb/>
stand, bereits so viel an Zinsen eingebüßt, daß er im besten Falle, statt<lb/>
irgend eines Gewinnes nur die Wahrung vor weiterer Einbuße er¬<lb/>
langen kann.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1155"> Die zweite hierher gehörige Thatsache ist positiver Natur, und<lb/>
betrifft das Verbot, in Actien der Livorno-Florentiner-Eisenbahn öf¬<lb/>
fentlich Börsenverkehr zu treiben, nachdem ein solcher Jahre hindurch<lb/>
stillschweigend geduldet worden war, und die Bekanntmachungen und<lb/>
Zahlungsaufforderungen, welche von jener Actiengesellschaft ergingen,<lb/>
das Imprimatur der Censur zur Einrückung in die Wiener Hofzeitung<lb/>
ohne Anstand erhalten hatten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1156" next="#ID_1157"> Unter diesen Umständen scheint es hier nicht auf die Erörterung</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0390] Ständekörper zugewendet wurden, wenn gleich beide in der damaligen drangsalvollen Periode die gemeinsame Quelle des Entstehens fanden. Die ersteren wurden bereits im Jahre I8l8 den ältern directen Staats¬ anlehen gleich erklärt und theils durch Tilgung, theils durch Verloo- sung bis zum Jahre 1866 zur allmäligen Liquidation in Serien eingetheilt, mit den Ständen selbst aber die nöthigen Unterhandlungen gepflogen, um auch deren D o in esticalsch u idem größtentheils durch deren eigene Geldaufbringung in den gleichen, wenn auch etwas tardivcn Liquidationsproeefi zu bringen. — Während nun diese Ver¬ handlungen mit den Ständen von Böhmen und Mähren, von Kärn- then und Krain, von Nieder- und Ober-Oesterreich zu dem erwünschten Ziele führten, sind es nur die Besitzer der steyertschen Domestieal- Papiere, welche ihre gerechte Sache nicht durchzuführen vermögen. Dennoch wäre, sicherem Vernehmen nach, der höchstehrenwerthen steyerischen Ständeschaft hierbei kein Zurückbleiben gegen die Loyalität anderer Stündegenossenschaften beizulegen; vielmehr hätte dieselbe die nöthigen Gelder bereits zusammengebracht, die seit langen Jahren harrenden Gläubiger vermöchten aber nichtsdestoweniger die Früchte solcher edelmüthigen Anstrengungen einzuernten. Viele dieser Gläubiger sind aber fromme Stiftungen, die durch das Patent vom Jahre 181! aus den fünften Theil ihres Einkommens reducirt wurden und durch fortwäh¬ rende Suspension der erwarteten Maßregel daraufreducirt bleiben, andere sind Private, die von großem Wohlstand dadurch auf das Aeußerste herabgebracht werden; ein nicht unbedeutender Theil findet sich endlich unter dem Wiener Handelsstande. Nun darf man keinesweges voraussetzen, daß die endliche Lösung der Frage die Betreffenden bereichern würden vielmehr hat derjenige, welcher solche Papiere auch am billigsten er¬ stand, bereits so viel an Zinsen eingebüßt, daß er im besten Falle, statt irgend eines Gewinnes nur die Wahrung vor weiterer Einbuße er¬ langen kann. Die zweite hierher gehörige Thatsache ist positiver Natur, und betrifft das Verbot, in Actien der Livorno-Florentiner-Eisenbahn öf¬ fentlich Börsenverkehr zu treiben, nachdem ein solcher Jahre hindurch stillschweigend geduldet worden war, und die Bekanntmachungen und Zahlungsaufforderungen, welche von jener Actiengesellschaft ergingen, das Imprimatur der Censur zur Einrückung in die Wiener Hofzeitung ohne Anstand erhalten hatten. Unter diesen Umständen scheint es hier nicht auf die Erörterung

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/390
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/390>, abgerufen am 24.07.2024.