Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Thomas.

Das ist fruchtlos --

Geheim schwebt Untersuchung und Gericht.
Niemand erfahrt, weshalb er hier verklagt,
Vor Deinem Kläger führst Du die Verthcid'gnug;
Er will uns strafen -- dem entgehn wir nicht.
Ein Mittel gibt's, ein traur'ges -- 's gibt nur dies:
Laßt Ein'ge uns dem Feind als Opfer weihn,
Die müssen auf sich aller Fehler nehmen.
Ich stand als Haupt Eurem Vereine vor;
's ist meine Pflicht für Euch zu dulden, Freunde.
Gebt von den Brüdern die Erwählten mir.
Die Waisen sind, die Aelt'ren, Unbeweibten,
Um deren Schicksal nicht viel Herzen bluten,
Die Jung'ren, Noth'gern rettet aus des Feindes Hand.


Zegota.

So kam es dahin?


Jacob.

Sieh, wie wird er traurig,
Er wußte nicht, daß er sein Haus auf immer ließ.


Frejend.

Im Kindbett ließ sein Weib da unser Jaeck
Und weint nicht --


Felix Kolakowski.

Soll er weinen? Gott sei Lob

Gebiert 'nen Sohn sie, sag' ich ihm die Zukunft --
Gieb Deine Hand, ein Chiromant bin ich,
Ich kunde Dir die Zukunft Deines Prinzen:

(er schaut in die Hand.)

Bewahrt im Lande er die Redlichkeit,
Begegnet ihm Kibitke und Gericht;
Er findet uns vielleicht noch Alle hier.
Ich liebe Söhne, 's werden Kameraden.


Zegota.

Sitzt Ihr schon lang'?

Woher das Datum wissen?


Frejend.
'

s fehlt am Kalender, Niemand schreibt 'nen Brief;
Was schlimmer ist, wer weiß, wie lang's noch währt.


Suzin.

Ich hab' am Fenster hölzerne Gardinen,
Und weiß auch nicht, wann Damen'rung ist, wann Morg


Frejend.

Den Thomas frag', den Patriach der Noth; --
Der größte Hecht siel auch zuerst in's Netz;
Er nahm uns all' hier auf und bleibt der Letzte,
Er weiß wer kam, woher er kam, und wann.


Suzin.

Das ist Herr Thomas! Konnt' ihn nicht erkennen.
Gib mir die Hand; Du kanntest mich nur wenig:
Damals war Allen Deine Freundschaft theuer,
So viel umgaben Dich der nah'ren Freunde;
Du sah'se mich nicht, allein ich kannte Dich,
Weiß was Du that'se und littest, uns zu retten; --


Thomas.

Das ist fruchtlos —

Geheim schwebt Untersuchung und Gericht.
Niemand erfahrt, weshalb er hier verklagt,
Vor Deinem Kläger führst Du die Verthcid'gnug;
Er will uns strafen — dem entgehn wir nicht.
Ein Mittel gibt's, ein traur'ges — 's gibt nur dies:
Laßt Ein'ge uns dem Feind als Opfer weihn,
Die müssen auf sich aller Fehler nehmen.
Ich stand als Haupt Eurem Vereine vor;
's ist meine Pflicht für Euch zu dulden, Freunde.
Gebt von den Brüdern die Erwählten mir.
Die Waisen sind, die Aelt'ren, Unbeweibten,
Um deren Schicksal nicht viel Herzen bluten,
Die Jung'ren, Noth'gern rettet aus des Feindes Hand.


Zegota.

So kam es dahin?


Jacob.

Sieh, wie wird er traurig,
Er wußte nicht, daß er sein Haus auf immer ließ.


Frejend.

Im Kindbett ließ sein Weib da unser Jaeck
Und weint nicht —


Felix Kolakowski.

Soll er weinen? Gott sei Lob

Gebiert 'nen Sohn sie, sag' ich ihm die Zukunft —
Gieb Deine Hand, ein Chiromant bin ich,
Ich kunde Dir die Zukunft Deines Prinzen:

(er schaut in die Hand.)

Bewahrt im Lande er die Redlichkeit,
Begegnet ihm Kibitke und Gericht;
Er findet uns vielleicht noch Alle hier.
Ich liebe Söhne, 's werden Kameraden.


Zegota.

Sitzt Ihr schon lang'?

Woher das Datum wissen?


Frejend.
'

s fehlt am Kalender, Niemand schreibt 'nen Brief;
Was schlimmer ist, wer weiß, wie lang's noch währt.


Suzin.

Ich hab' am Fenster hölzerne Gardinen,
Und weiß auch nicht, wann Damen'rung ist, wann Morg


Frejend.

Den Thomas frag', den Patriach der Noth; —
Der größte Hecht siel auch zuerst in's Netz;
Er nahm uns all' hier auf und bleibt der Letzte,
Er weiß wer kam, woher er kam, und wann.


Suzin.

Das ist Herr Thomas! Konnt' ihn nicht erkennen.
Gib mir die Hand; Du kanntest mich nur wenig:
Damals war Allen Deine Freundschaft theuer,
So viel umgaben Dich der nah'ren Freunde;
Du sah'se mich nicht, allein ich kannte Dich,
Weiß was Du that'se und littest, uns zu retten; —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0253" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183274"/>
            <note type="speaker"> Thomas.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_714"> Das ist fruchtlos &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_715"> Geheim schwebt Untersuchung und Gericht.<lb/>
Niemand erfahrt, weshalb er hier verklagt,<lb/>
Vor Deinem Kläger führst Du die Verthcid'gnug;<lb/>
Er will uns strafen &#x2014; dem entgehn wir nicht.<lb/>
Ein Mittel gibt's, ein traur'ges &#x2014; 's gibt nur dies:<lb/>
Laßt Ein'ge uns dem Feind als Opfer weihn,<lb/>
Die müssen auf sich aller Fehler nehmen.<lb/>
Ich stand als Haupt Eurem Vereine vor;<lb/>
's ist meine Pflicht für Euch zu dulden, Freunde.<lb/>
Gebt von den Brüdern die Erwählten mir.<lb/>
Die Waisen sind, die Aelt'ren, Unbeweibten,<lb/>
Um deren Schicksal nicht viel Herzen bluten,<lb/>
Die Jung'ren, Noth'gern rettet aus des Feindes Hand.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Zegota.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_716"> So kam es dahin?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Jacob. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_717"> Sieh, wie wird er traurig,<lb/>
Er wußte nicht, daß er sein Haus auf immer ließ.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Frejend.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_718"> Im Kindbett ließ sein Weib da unser Jaeck<lb/>
Und weint nicht &#x2014;</p><lb/>
            <note type="speaker"> Felix Kolakowski. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_719" next="#ID_720"> Soll er weinen? Gott sei Lob</p><lb/>
            <p xml:id="ID_720" prev="#ID_719"> Gebiert 'nen Sohn sie, sag' ich ihm die Zukunft &#x2014;<lb/>
Gieb Deine Hand, ein Chiromant bin ich,<lb/>
Ich kunde Dir die Zukunft Deines Prinzen:</p><lb/>
            <stage> (er schaut in die Hand.)</stage><lb/>
            <p xml:id="ID_721"> Bewahrt im Lande er die Redlichkeit,<lb/>
Begegnet ihm Kibitke und Gericht;<lb/>
Er findet uns vielleicht noch Alle hier.<lb/>
Ich liebe Söhne, 's werden Kameraden.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Zegota.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_722"> Sitzt Ihr schon lang'?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_723" next="#ID_724"> Woher das Datum wissen?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Frejend.<lb/>
'</note><lb/>
            <p xml:id="ID_724" prev="#ID_723"> s fehlt am Kalender, Niemand schreibt 'nen Brief;<lb/>
Was schlimmer ist, wer weiß, wie lang's noch währt.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Suzin.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_725"> Ich hab' am Fenster hölzerne Gardinen,<lb/>
Und weiß auch nicht, wann Damen'rung ist, wann Morg</p><lb/>
            <note type="speaker"> Frejend.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_726"> Den Thomas frag', den Patriach der Noth; &#x2014;<lb/>
Der größte Hecht siel auch zuerst in's Netz;<lb/>
Er nahm uns all' hier auf und bleibt der Letzte,<lb/>
Er weiß wer kam, woher er kam, und wann.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Suzin.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_727" next="#ID_728"> Das ist Herr Thomas! Konnt' ihn nicht erkennen.<lb/>
Gib mir die Hand; Du kanntest mich nur wenig:<lb/>
Damals war Allen Deine Freundschaft theuer,<lb/>
So viel umgaben Dich der nah'ren Freunde;<lb/>
Du sah'se mich nicht, allein ich kannte Dich,<lb/>
Weiß was Du that'se und littest, uns zu retten; &#x2014;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0253] Thomas. Das ist fruchtlos — Geheim schwebt Untersuchung und Gericht. Niemand erfahrt, weshalb er hier verklagt, Vor Deinem Kläger führst Du die Verthcid'gnug; Er will uns strafen — dem entgehn wir nicht. Ein Mittel gibt's, ein traur'ges — 's gibt nur dies: Laßt Ein'ge uns dem Feind als Opfer weihn, Die müssen auf sich aller Fehler nehmen. Ich stand als Haupt Eurem Vereine vor; 's ist meine Pflicht für Euch zu dulden, Freunde. Gebt von den Brüdern die Erwählten mir. Die Waisen sind, die Aelt'ren, Unbeweibten, Um deren Schicksal nicht viel Herzen bluten, Die Jung'ren, Noth'gern rettet aus des Feindes Hand. Zegota. So kam es dahin? Jacob. Sieh, wie wird er traurig, Er wußte nicht, daß er sein Haus auf immer ließ. Frejend. Im Kindbett ließ sein Weib da unser Jaeck Und weint nicht — Felix Kolakowski. Soll er weinen? Gott sei Lob Gebiert 'nen Sohn sie, sag' ich ihm die Zukunft — Gieb Deine Hand, ein Chiromant bin ich, Ich kunde Dir die Zukunft Deines Prinzen: (er schaut in die Hand.) Bewahrt im Lande er die Redlichkeit, Begegnet ihm Kibitke und Gericht; Er findet uns vielleicht noch Alle hier. Ich liebe Söhne, 's werden Kameraden. Zegota. Sitzt Ihr schon lang'? Woher das Datum wissen? Frejend. ' s fehlt am Kalender, Niemand schreibt 'nen Brief; Was schlimmer ist, wer weiß, wie lang's noch währt. Suzin. Ich hab' am Fenster hölzerne Gardinen, Und weiß auch nicht, wann Damen'rung ist, wann Morg Frejend. Den Thomas frag', den Patriach der Noth; — Der größte Hecht siel auch zuerst in's Netz; Er nahm uns all' hier auf und bleibt der Letzte, Er weiß wer kam, woher er kam, und wann. Suzin. Das ist Herr Thomas! Konnt' ihn nicht erkennen. Gib mir die Hand; Du kanntest mich nur wenig: Damals war Allen Deine Freundschaft theuer, So viel umgaben Dich der nah'ren Freunde; Du sah'se mich nicht, allein ich kannte Dich, Weiß was Du that'se und littest, uns zu retten; —

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/253
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/253>, abgerufen am 24.07.2024.