Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.Wären die Verhältnisse anders, wäre el" Cursaal wirkliches Be¬ Man vergesse ja nicht, daß aller Comfort, den uns Karlsbad Interessant für den stillen Beobachter ist die ausgeprägte Ver¬ Während sich unter der Aegide des kriegerischen Elephanten das Wären die Verhältnisse anders, wäre el» Cursaal wirkliches Be¬ Man vergesse ja nicht, daß aller Comfort, den uns Karlsbad Interessant für den stillen Beobachter ist die ausgeprägte Ver¬ Während sich unter der Aegide des kriegerischen Elephanten das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0224" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183245"/> <p xml:id="ID_600"> Wären die Verhältnisse anders, wäre el» Cursaal wirkliches Be¬<lb/> dürfniß, längst schon hätte gewinnliebende Speculation einen geschaf¬<lb/> fen. Ueberhaupt war Laube diesmal unzufrieden mit Karlsbad, viel¬<lb/> leicht mit Oesterreich, da die Wiener Censur seinem Struensee die<lb/> österreichischen Theater nicht zu öffnen geruht hat. Soll nun aber<lb/> das stillfreundliche Karlsbad dies entgelten ? indeß der kleine Ort wirk¬<lb/> lich Alles thut und kein Opfer scheut, um den Badefreuden Behag¬<lb/> lichkeit zu gewähren.</p><lb/> <p xml:id="ID_601"> Man vergesse ja nicht, daß aller Comfort, den uns Karlsbad<lb/> bietet, ausschließend aus den Mitteln der kleinen, nicht reichen Ge¬<lb/> meinde, aus dem Ertrage der mäßigen Curtare bestritten wird,<lb/> daß die Negierung dieser Commune gar nicht, selbst nicht mit Vor¬<lb/> schüssen unter die Arme greift, was sie vielleicht sollte in Rücksicht<lb/> der, durch Karlsbad gesteigerten Frequenz, des unglaublich erhöhten<lb/> Postertrags — und dennoch hörte ich so häufig über das Drückende,<lb/> das Unbillige der Curtare klagen — vier Gulden für den Cur-<lb/> gast höhern Standes, zwei für den Gast minderer Kategorie, neben<lb/> gänzlicher Tarfreibeit des Unbemittelten, scheint doch wahrhaftig ein<lb/> mäßiger Preis, für die Heilung an Karlsbad's Quellen, für den<lb/> würzigen Waldgeruch seiner wohlgepflegten Promenaden, erwägt man<lb/> den Aufwand zur Erhaltung alles Vorhandenen; doch Leberkranken<lb/> kann man ein unbilliges Urtheil immerhin zu Gute halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_602"> Interessant für den stillen Beobachter ist die ausgeprägte Ver¬<lb/> schiedenheit des gesellschaftlichen Tones, der sich in den beiden Kaffee¬<lb/> häusern der Wiese, den Brennpunkten der Gesellschaft kund gibt, man<lb/> denke sich unter diesen Kaffeehäusern ja nicht elegante comfortable Ge¬<lb/> mächer, eigentlich versammelt sich die Gesellschaft unter dem Himmels¬<lb/> zelt, unter dem Laubdach des Kastanienbaums und gespannter Mar¬<lb/> quise. Das eigentlich wirkliche Kaffeehaus ist eine finstere Spelunke,<lb/> die man überall abscheulich fände, und doch in Karlsbad, in Rück¬<lb/> sicht der beschränkten Oertlichkeiten, der freundlichen Wirthinnen, der<lb/> prompter Bedienung, entschuldigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_603" next="#ID_604"> Während sich unter der Aegide des kriegerischen Elephanten das<lb/> Junkerthum allerZonen versammelt, sucht der commerzielle schlichtbür¬<lb/> gerliche Badefremde feines Gleichen bei der südlichen Melone auf. —<lb/> Währenv hippische und Waidmannsgespräche, mit bedeutend erotischer<lb/> Versetzung, die Elephantenzelter amüsirten, und dem lobenswerthen<lb/> Eifer der Polizei, gegen praktische Liebeöcolporteure, manch Pereat ge¬<lb/> bracht ward, wurde von den Cultivateurs der Melone neben nommer-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0224]
Wären die Verhältnisse anders, wäre el» Cursaal wirkliches Be¬
dürfniß, längst schon hätte gewinnliebende Speculation einen geschaf¬
fen. Ueberhaupt war Laube diesmal unzufrieden mit Karlsbad, viel¬
leicht mit Oesterreich, da die Wiener Censur seinem Struensee die
österreichischen Theater nicht zu öffnen geruht hat. Soll nun aber
das stillfreundliche Karlsbad dies entgelten ? indeß der kleine Ort wirk¬
lich Alles thut und kein Opfer scheut, um den Badefreuden Behag¬
lichkeit zu gewähren.
Man vergesse ja nicht, daß aller Comfort, den uns Karlsbad
bietet, ausschließend aus den Mitteln der kleinen, nicht reichen Ge¬
meinde, aus dem Ertrage der mäßigen Curtare bestritten wird,
daß die Negierung dieser Commune gar nicht, selbst nicht mit Vor¬
schüssen unter die Arme greift, was sie vielleicht sollte in Rücksicht
der, durch Karlsbad gesteigerten Frequenz, des unglaublich erhöhten
Postertrags — und dennoch hörte ich so häufig über das Drückende,
das Unbillige der Curtare klagen — vier Gulden für den Cur-
gast höhern Standes, zwei für den Gast minderer Kategorie, neben
gänzlicher Tarfreibeit des Unbemittelten, scheint doch wahrhaftig ein
mäßiger Preis, für die Heilung an Karlsbad's Quellen, für den
würzigen Waldgeruch seiner wohlgepflegten Promenaden, erwägt man
den Aufwand zur Erhaltung alles Vorhandenen; doch Leberkranken
kann man ein unbilliges Urtheil immerhin zu Gute halten.
Interessant für den stillen Beobachter ist die ausgeprägte Ver¬
schiedenheit des gesellschaftlichen Tones, der sich in den beiden Kaffee¬
häusern der Wiese, den Brennpunkten der Gesellschaft kund gibt, man
denke sich unter diesen Kaffeehäusern ja nicht elegante comfortable Ge¬
mächer, eigentlich versammelt sich die Gesellschaft unter dem Himmels¬
zelt, unter dem Laubdach des Kastanienbaums und gespannter Mar¬
quise. Das eigentlich wirkliche Kaffeehaus ist eine finstere Spelunke,
die man überall abscheulich fände, und doch in Karlsbad, in Rück¬
sicht der beschränkten Oertlichkeiten, der freundlichen Wirthinnen, der
prompter Bedienung, entschuldigt.
Während sich unter der Aegide des kriegerischen Elephanten das
Junkerthum allerZonen versammelt, sucht der commerzielle schlichtbür¬
gerliche Badefremde feines Gleichen bei der südlichen Melone auf. —
Währenv hippische und Waidmannsgespräche, mit bedeutend erotischer
Versetzung, die Elephantenzelter amüsirten, und dem lobenswerthen
Eifer der Polizei, gegen praktische Liebeöcolporteure, manch Pereat ge¬
bracht ward, wurde von den Cultivateurs der Melone neben nommer-
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