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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Plätzen auf dem Grasbrook und der Eisenbahn, für Güter und
Passagiere.
7) Angemessene Wege vom oberländischen Dampfschiffhafen zur
Stadt.
8) Verbesserung der Holzhasen, überhaupt Berücksichtigung des
Holzhandels.
9) Trockene Docks und Schiffshellinge zur Reparatur und zum
Bau von Schiffen.
1") Lagerplätze für Kohlenschiffe.
11) Eine sichere Accisegrenze.
12) Schutz gegen Sturmfluthen.

Es wird allerdings noch manches Jahr vergehen, bevor dieses
Alles für Hamburg erreicht ist; denn ungeachtet der kräftigen Ju¬
gendfrische, welche alle Handlungen des Freistaates seit dem Brande
charakterisirt, gibt es dort noch zwei mächtige Hemmschuhe selbst
der nothwendigsten Fortschritte. Sie heißen Parteiintriguen und
Scheu vor größerer Belastung der Staatskasse. Jene haben bis¬
her in allen einzelnen Fällen vor dem gesunden Urtheile des Ra¬
thes und der Bürgerschaft nicht Stich halten können; die Scheu
vor vermehrten Staatsausgaben aber scheint selbst manche sonst unpar¬
teiisch urtheilende Männer befangen zu haben. Ich theile diese Be¬
sorgnis) nicht, obgleich ich Herrn Werner's Schrift über die Hambur¬
ger Finanzen gelesen habe; denn es gibt noch manche große und kleine
Staaten, welche verhältnißmäßig verschuldet sind und verhältnißmäßig
mehr Abgaben zahlen als Hamburg. Allein hauptsächlich scheint mir
die in allen Häfen Europa's, welche ihre Anlage verbesserten, gemachte
Erfahrung, daß dadurch der Verkehr bedeutend vermehrt ist, geeignet,
jede Bedenklichkeit zu beseitigen: während die Bauten in andern Elb-
häfen doch mindestens ein wenig Bedenken erregen können. Birken
head, Liverpool gegenüber, hat auch ganz klein angefangen und macht
jetzt nach wenigen Jahren schon seinem vis .-, vis einige unangenehme
Concurrenz.

Glaubt man aber dessenungeachtet in Hamburg, der Staat habe
nicht Credit genug oder nicht Einnahme genug zu einer Vermehrung
der Schuld um 2 bis 3 Millionen Thaler; so könnte ja die Hafen¬
anlage einer Privatgesellschaft überlassen werden, welche das erforder¬
liche Geld leicht finden würde.

Will man aber auch das nicht, so trage doch mindestens Ham^
bürg der oberländischen Schifffahrt endlich eine alte Schuld ab.


Plätzen auf dem Grasbrook und der Eisenbahn, für Güter und
Passagiere.
7) Angemessene Wege vom oberländischen Dampfschiffhafen zur
Stadt.
8) Verbesserung der Holzhasen, überhaupt Berücksichtigung des
Holzhandels.
9) Trockene Docks und Schiffshellinge zur Reparatur und zum
Bau von Schiffen.
1«) Lagerplätze für Kohlenschiffe.
11) Eine sichere Accisegrenze.
12) Schutz gegen Sturmfluthen.

Es wird allerdings noch manches Jahr vergehen, bevor dieses
Alles für Hamburg erreicht ist; denn ungeachtet der kräftigen Ju¬
gendfrische, welche alle Handlungen des Freistaates seit dem Brande
charakterisirt, gibt es dort noch zwei mächtige Hemmschuhe selbst
der nothwendigsten Fortschritte. Sie heißen Parteiintriguen und
Scheu vor größerer Belastung der Staatskasse. Jene haben bis¬
her in allen einzelnen Fällen vor dem gesunden Urtheile des Ra¬
thes und der Bürgerschaft nicht Stich halten können; die Scheu
vor vermehrten Staatsausgaben aber scheint selbst manche sonst unpar¬
teiisch urtheilende Männer befangen zu haben. Ich theile diese Be¬
sorgnis) nicht, obgleich ich Herrn Werner's Schrift über die Hambur¬
ger Finanzen gelesen habe; denn es gibt noch manche große und kleine
Staaten, welche verhältnißmäßig verschuldet sind und verhältnißmäßig
mehr Abgaben zahlen als Hamburg. Allein hauptsächlich scheint mir
die in allen Häfen Europa's, welche ihre Anlage verbesserten, gemachte
Erfahrung, daß dadurch der Verkehr bedeutend vermehrt ist, geeignet,
jede Bedenklichkeit zu beseitigen: während die Bauten in andern Elb-
häfen doch mindestens ein wenig Bedenken erregen können. Birken
head, Liverpool gegenüber, hat auch ganz klein angefangen und macht
jetzt nach wenigen Jahren schon seinem vis .-, vis einige unangenehme
Concurrenz.

Glaubt man aber dessenungeachtet in Hamburg, der Staat habe
nicht Credit genug oder nicht Einnahme genug zu einer Vermehrung
der Schuld um 2 bis 3 Millionen Thaler; so könnte ja die Hafen¬
anlage einer Privatgesellschaft überlassen werden, welche das erforder¬
liche Geld leicht finden würde.

Will man aber auch das nicht, so trage doch mindestens Ham^
bürg der oberländischen Schifffahrt endlich eine alte Schuld ab.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/132>, abgerufen am 24.07.2024.