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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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1846 darüber mehr als vielleicht die Absicht war. Harburg soll
demnächst zum Freihafen gemacht werden.


Achter Brief.

Harburg's Hafenan lagen sind seit einem halben Jahrhun¬
dert Gegenstand der öffentlichen Besprechung und vieler Verbesserungs¬
vorschläge. Den schon im Jahre "726 von Bärmann gemachten
Plan zur Benutzung der Hafeninsel Grasbrook ungerechnet, ha¬
ben in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts Büsch und
Woltmann einen Eindeichungsplatt vorgelegt. Politische Ereignisse
und deren Nachwehen verdrängten dann dreißig Jahre hindurch fast
alle materiellen Verbesserungen und erst im Jahre 1828 trat wieder
ein Hafenplan, abermals auf Benutzung des Grasbrook gestützt von
Woltmann an's Licht. Auch diese Vorschläge blieben ohne umfassende
praktische Erfolge, gleich den ähnlichen Plätten, welche Vignoles im
Jahre 1836 und Mentz im Jahre 1839 gemacht haben. Allein sie
haben in öffentlichen Blättern und Flugschriften eine eigene Hafen¬
literatur *) veranlaßt, welche wesentlich dazu beigetragen hat: die
geistig Freien über diese Angelegenheit aufzuklären, aber auch zugleich
die Schwachen zu verwirren.

Zu jener Zeit endlich geschah der Anfang des ernstlichen Angriffs
Behufs Verbesserung der Schifffahrtsanstalten, indem dir Dampfschiff¬
kai und der Hafen für Küstenschiffe gebaut wurde. Zugleich legte
der Director des Hamburger Wasserbauwesens Herr Hübbe im Januar
184V einen Plan zur Eintheilung des Grasbrooks und Vergrößerung
des Oberhafens vor, welcher Plan vom Rathe am 12. März 1844
der Bürgerschaft mitgetheilt wurde. Diese fand das Project nicht um¬
fassend genug und ersuchte deshalb den Nath, einen andern Plan, w e l-
eder die zu erwartende Entwickelung der Schifffahrt und
des Handels umfangreicher berücksichtige, entwerfen zu las¬
sen. Diese Aufgabe war während der nächsten Jahren Gegenstand



*) Beispiele: Promemoria über einen vorläufigen Entwurf zur Verbes¬
serung des Hafens von Mentz, Hamburg "840; über das Project einer Eindeichung
der Stadt Hamburg, von einem Bewohner der Altstadt, Hamburg 1840; über
Eindeichung der Stadt Hamburg, von einem Bewohner der Neustadt, Hamburg
1840; Betrachtungen über den von Mentz vorgeschlagenen Plan, unsere Häfen in
einen Dock zu verwandeln, von Flomann, Hamburg 1841 (ein Gegner der Ha-
fenprojecte, was mir durchaus unbegreiflich ist, da Herr Flomann als ein sonst
vorurtheilsfreier, sachkundiger Mann bekannt ist -- auch keine Schulter besitzt).

1846 darüber mehr als vielleicht die Absicht war. Harburg soll
demnächst zum Freihafen gemacht werden.


Achter Brief.

Harburg's Hafenan lagen sind seit einem halben Jahrhun¬
dert Gegenstand der öffentlichen Besprechung und vieler Verbesserungs¬
vorschläge. Den schon im Jahre «726 von Bärmann gemachten
Plan zur Benutzung der Hafeninsel Grasbrook ungerechnet, ha¬
ben in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts Büsch und
Woltmann einen Eindeichungsplatt vorgelegt. Politische Ereignisse
und deren Nachwehen verdrängten dann dreißig Jahre hindurch fast
alle materiellen Verbesserungen und erst im Jahre 1828 trat wieder
ein Hafenplan, abermals auf Benutzung des Grasbrook gestützt von
Woltmann an's Licht. Auch diese Vorschläge blieben ohne umfassende
praktische Erfolge, gleich den ähnlichen Plätten, welche Vignoles im
Jahre 1836 und Mentz im Jahre 1839 gemacht haben. Allein sie
haben in öffentlichen Blättern und Flugschriften eine eigene Hafen¬
literatur *) veranlaßt, welche wesentlich dazu beigetragen hat: die
geistig Freien über diese Angelegenheit aufzuklären, aber auch zugleich
die Schwachen zu verwirren.

Zu jener Zeit endlich geschah der Anfang des ernstlichen Angriffs
Behufs Verbesserung der Schifffahrtsanstalten, indem dir Dampfschiff¬
kai und der Hafen für Küstenschiffe gebaut wurde. Zugleich legte
der Director des Hamburger Wasserbauwesens Herr Hübbe im Januar
184V einen Plan zur Eintheilung des Grasbrooks und Vergrößerung
des Oberhafens vor, welcher Plan vom Rathe am 12. März 1844
der Bürgerschaft mitgetheilt wurde. Diese fand das Project nicht um¬
fassend genug und ersuchte deshalb den Nath, einen andern Plan, w e l-
eder die zu erwartende Entwickelung der Schifffahrt und
des Handels umfangreicher berücksichtige, entwerfen zu las¬
sen. Diese Aufgabe war während der nächsten Jahren Gegenstand



*) Beispiele: Promemoria über einen vorläufigen Entwurf zur Verbes¬
serung des Hafens von Mentz, Hamburg »840; über das Project einer Eindeichung
der Stadt Hamburg, von einem Bewohner der Altstadt, Hamburg 1840; über
Eindeichung der Stadt Hamburg, von einem Bewohner der Neustadt, Hamburg
1840; Betrachtungen über den von Mentz vorgeschlagenen Plan, unsere Häfen in
einen Dock zu verwandeln, von Flomann, Hamburg 1841 (ein Gegner der Ha-
fenprojecte, was mir durchaus unbegreiflich ist, da Herr Flomann als ein sonst
vorurtheilsfreier, sachkundiger Mann bekannt ist — auch keine Schulter besitzt).
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[0130] 1846 darüber mehr als vielleicht die Absicht war. Harburg soll demnächst zum Freihafen gemacht werden. Achter Brief. Harburg's Hafenan lagen sind seit einem halben Jahrhun¬ dert Gegenstand der öffentlichen Besprechung und vieler Verbesserungs¬ vorschläge. Den schon im Jahre «726 von Bärmann gemachten Plan zur Benutzung der Hafeninsel Grasbrook ungerechnet, ha¬ ben in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts Büsch und Woltmann einen Eindeichungsplatt vorgelegt. Politische Ereignisse und deren Nachwehen verdrängten dann dreißig Jahre hindurch fast alle materiellen Verbesserungen und erst im Jahre 1828 trat wieder ein Hafenplan, abermals auf Benutzung des Grasbrook gestützt von Woltmann an's Licht. Auch diese Vorschläge blieben ohne umfassende praktische Erfolge, gleich den ähnlichen Plätten, welche Vignoles im Jahre 1836 und Mentz im Jahre 1839 gemacht haben. Allein sie haben in öffentlichen Blättern und Flugschriften eine eigene Hafen¬ literatur *) veranlaßt, welche wesentlich dazu beigetragen hat: die geistig Freien über diese Angelegenheit aufzuklären, aber auch zugleich die Schwachen zu verwirren. Zu jener Zeit endlich geschah der Anfang des ernstlichen Angriffs Behufs Verbesserung der Schifffahrtsanstalten, indem dir Dampfschiff¬ kai und der Hafen für Küstenschiffe gebaut wurde. Zugleich legte der Director des Hamburger Wasserbauwesens Herr Hübbe im Januar 184V einen Plan zur Eintheilung des Grasbrooks und Vergrößerung des Oberhafens vor, welcher Plan vom Rathe am 12. März 1844 der Bürgerschaft mitgetheilt wurde. Diese fand das Project nicht um¬ fassend genug und ersuchte deshalb den Nath, einen andern Plan, w e l- eder die zu erwartende Entwickelung der Schifffahrt und des Handels umfangreicher berücksichtige, entwerfen zu las¬ sen. Diese Aufgabe war während der nächsten Jahren Gegenstand *) Beispiele: Promemoria über einen vorläufigen Entwurf zur Verbes¬ serung des Hafens von Mentz, Hamburg »840; über das Project einer Eindeichung der Stadt Hamburg, von einem Bewohner der Altstadt, Hamburg 1840; über Eindeichung der Stadt Hamburg, von einem Bewohner der Neustadt, Hamburg 1840; Betrachtungen über den von Mentz vorgeschlagenen Plan, unsere Häfen in einen Dock zu verwandeln, von Flomann, Hamburg 1841 (ein Gegner der Ha- fenprojecte, was mir durchaus unbegreiflich ist, da Herr Flomann als ein sonst vorurtheilsfreier, sachkundiger Mann bekannt ist — auch keine Schulter besitzt).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/130>, abgerufen am 24.07.2024.