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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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fühlbar; besonders stark tritt es hinsichtlich der Anstalten für den Ver¬
kehr hervor und ich will daher versuchen, in flüchtigen Zügen anzudeuten,
was ich in dieser Beziehung an der Elbe wahrgenommen habe.

Hamburg hat bisher eines seit Jahrhunderten ungestörten Ge¬
deihens, einer fortschreitenden Blüthe sich erfreut und seine natürliche
Lage, sowie seine Anstalten zur Förderung des Handels, sichern ihm
diesen glücklichen Zustand, -- ungeachtet das Geld jetzt mächtig ge¬
nug ist, um altes Eigenthum und verjährte Rechte umzustürzen; --
wenn Hamburg wachsam bleibt, ein offenes Ohr und
eine rasche Hand für die Erfordernisse der Gegenwart
behält.

Allenthalben in seiner Nachbarschaft rüstet man sich, wenn nicht
zum offenen Angriff, doch zum Gewinnen; es muß also kampfbereit
sein und auch die kleinen Gegner nicht gering achten, wenn es nicht
verlieren will.

Ich habe gesehen z. B., was man in Glückstadt gethan hat,
und gehört, was man noch zu thun beabsichtigt.

Glückstadt liegt ungefähr 7 Meilen unterhalb Hamburg, etwas
vom rechten Elbufer landeinwärts, an dem kleinen Flusse Rhie, welcher
(auch oberhalb der Stadt für Kähne schiffbar gemacht) einen sichern
und geräumigen Hafen bildet.

Die früher sehr mangelhaften Landverbinduugen dieses Platzes
haben, durch die Altona-Kiel-Eisenbahn und deren Zweig von Elms-
horn nach Glückstadt, eine so außerordentlich günstige Veränderung
erfahren, daß man auch auf Verbesserung des Hafens dachte. Diese
ist im Jahre 1844 begonnen und dürfte im Jahre 1847, mit einem
GesaMmtkostenaufwande von 750 bis 800,000 Rthlr. Cour, beschafft
sein. Es wird dann ein Außenhafen von 1200 Fuß Länge und 240
Fuß Breite mit Duc d'Alben und steinernen Vorsätzen von fast 2000
Fuß Länge erlangt sein, dessen 190 Fuß breite Ausmündung in die
Elbe, gegen Sturmfluthen und Eis gehörig geschützt ist und der al¬
lenthalben an 20 Fuß Tiefe bei ordinär hoch Wasser haben wird.

Eine sehr zweckmäßig angelegte Spülschleuse von hinreichend kräf¬
tiger Wirkung hat schon jetzt die Bestimmung, den Außenhafen rein
zu halten und ein großer Dampfbagger (48,000 Rthlr. kostend) ist
bereits mit der Vertiefung beschäftigt. Neben dem Hafen findet sich
viel verfügbarer, wasserfreier Grund und Boden, wovon ein Theil zu
einem trockenen Dock und zu Lagerhäusern bestimmt ist. Eine stei¬
nerne Kastenschleuse von etwa 42 Fuß innerer Weite wird den Außen-


fühlbar; besonders stark tritt es hinsichtlich der Anstalten für den Ver¬
kehr hervor und ich will daher versuchen, in flüchtigen Zügen anzudeuten,
was ich in dieser Beziehung an der Elbe wahrgenommen habe.

Hamburg hat bisher eines seit Jahrhunderten ungestörten Ge¬
deihens, einer fortschreitenden Blüthe sich erfreut und seine natürliche
Lage, sowie seine Anstalten zur Förderung des Handels, sichern ihm
diesen glücklichen Zustand, — ungeachtet das Geld jetzt mächtig ge¬
nug ist, um altes Eigenthum und verjährte Rechte umzustürzen; —
wenn Hamburg wachsam bleibt, ein offenes Ohr und
eine rasche Hand für die Erfordernisse der Gegenwart
behält.

Allenthalben in seiner Nachbarschaft rüstet man sich, wenn nicht
zum offenen Angriff, doch zum Gewinnen; es muß also kampfbereit
sein und auch die kleinen Gegner nicht gering achten, wenn es nicht
verlieren will.

Ich habe gesehen z. B., was man in Glückstadt gethan hat,
und gehört, was man noch zu thun beabsichtigt.

Glückstadt liegt ungefähr 7 Meilen unterhalb Hamburg, etwas
vom rechten Elbufer landeinwärts, an dem kleinen Flusse Rhie, welcher
(auch oberhalb der Stadt für Kähne schiffbar gemacht) einen sichern
und geräumigen Hafen bildet.

Die früher sehr mangelhaften Landverbinduugen dieses Platzes
haben, durch die Altona-Kiel-Eisenbahn und deren Zweig von Elms-
horn nach Glückstadt, eine so außerordentlich günstige Veränderung
erfahren, daß man auch auf Verbesserung des Hafens dachte. Diese
ist im Jahre 1844 begonnen und dürfte im Jahre 1847, mit einem
GesaMmtkostenaufwande von 750 bis 800,000 Rthlr. Cour, beschafft
sein. Es wird dann ein Außenhafen von 1200 Fuß Länge und 240
Fuß Breite mit Duc d'Alben und steinernen Vorsätzen von fast 2000
Fuß Länge erlangt sein, dessen 190 Fuß breite Ausmündung in die
Elbe, gegen Sturmfluthen und Eis gehörig geschützt ist und der al¬
lenthalben an 20 Fuß Tiefe bei ordinär hoch Wasser haben wird.

Eine sehr zweckmäßig angelegte Spülschleuse von hinreichend kräf¬
tiger Wirkung hat schon jetzt die Bestimmung, den Außenhafen rein
zu halten und ein großer Dampfbagger (48,000 Rthlr. kostend) ist
bereits mit der Vertiefung beschäftigt. Neben dem Hafen findet sich
viel verfügbarer, wasserfreier Grund und Boden, wovon ein Theil zu
einem trockenen Dock und zu Lagerhäusern bestimmt ist. Eine stei¬
nerne Kastenschleuse von etwa 42 Fuß innerer Weite wird den Außen-


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[0124] fühlbar; besonders stark tritt es hinsichtlich der Anstalten für den Ver¬ kehr hervor und ich will daher versuchen, in flüchtigen Zügen anzudeuten, was ich in dieser Beziehung an der Elbe wahrgenommen habe. Hamburg hat bisher eines seit Jahrhunderten ungestörten Ge¬ deihens, einer fortschreitenden Blüthe sich erfreut und seine natürliche Lage, sowie seine Anstalten zur Förderung des Handels, sichern ihm diesen glücklichen Zustand, — ungeachtet das Geld jetzt mächtig ge¬ nug ist, um altes Eigenthum und verjährte Rechte umzustürzen; — wenn Hamburg wachsam bleibt, ein offenes Ohr und eine rasche Hand für die Erfordernisse der Gegenwart behält. Allenthalben in seiner Nachbarschaft rüstet man sich, wenn nicht zum offenen Angriff, doch zum Gewinnen; es muß also kampfbereit sein und auch die kleinen Gegner nicht gering achten, wenn es nicht verlieren will. Ich habe gesehen z. B., was man in Glückstadt gethan hat, und gehört, was man noch zu thun beabsichtigt. Glückstadt liegt ungefähr 7 Meilen unterhalb Hamburg, etwas vom rechten Elbufer landeinwärts, an dem kleinen Flusse Rhie, welcher (auch oberhalb der Stadt für Kähne schiffbar gemacht) einen sichern und geräumigen Hafen bildet. Die früher sehr mangelhaften Landverbinduugen dieses Platzes haben, durch die Altona-Kiel-Eisenbahn und deren Zweig von Elms- horn nach Glückstadt, eine so außerordentlich günstige Veränderung erfahren, daß man auch auf Verbesserung des Hafens dachte. Diese ist im Jahre 1844 begonnen und dürfte im Jahre 1847, mit einem GesaMmtkostenaufwande von 750 bis 800,000 Rthlr. Cour, beschafft sein. Es wird dann ein Außenhafen von 1200 Fuß Länge und 240 Fuß Breite mit Duc d'Alben und steinernen Vorsätzen von fast 2000 Fuß Länge erlangt sein, dessen 190 Fuß breite Ausmündung in die Elbe, gegen Sturmfluthen und Eis gehörig geschützt ist und der al¬ lenthalben an 20 Fuß Tiefe bei ordinär hoch Wasser haben wird. Eine sehr zweckmäßig angelegte Spülschleuse von hinreichend kräf¬ tiger Wirkung hat schon jetzt die Bestimmung, den Außenhafen rein zu halten und ein großer Dampfbagger (48,000 Rthlr. kostend) ist bereits mit der Vertiefung beschäftigt. Neben dem Hafen findet sich viel verfügbarer, wasserfreier Grund und Boden, wovon ein Theil zu einem trockenen Dock und zu Lagerhäusern bestimmt ist. Eine stei¬ nerne Kastenschleuse von etwa 42 Fuß innerer Weite wird den Außen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/124>, abgerufen am 24.07.2024.