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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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chenstaate geneigt sich zeigt, werden alle diese auf den innern Verkehr in
Italien begründeten Unternehmungen gewinnen.

An unsern Theatern dörrt die Hitze alles Interesse aus. Das Burg¬
theater ist geschlossen und seine Mitglieder suchen Lorbeeren oder Heu,
je nachdem sie auf Gastspielen, oder auf Laubparthien sind. Vielleicht
haben Sie gehört, daß dieDircction des Vurgcheaters trotz der Aufforderung
sich dem deutschen Theatervcreine, den Herr von Gall und Herr von
Küstncr gestiftet haben und der in der Uebereinkunft besteht, daß Niemand
eine an eine Bühne contractlich gebundene schauspielerische Person enga-
gire, ehe sie dort ihren Contract gelöst hat -- sich nicht angeschlossen
hat. Die Antwort, welche die Burgtheaterdircction dabei ertheilte, war
eine sehr würdige: Das Burgtheater halte seinerseits eine solche Ver¬
pflichtung erst einzugehen für unnöthig, da das k. k. Hofburgtheater nie¬
mals einem contractbrüchigen Schauspieler die Ehre ein Mitglied seines
Künstlerkrcises zu sein gestatter habe. -- Ein Seitenhieb auf Herrn von
Küstner, der in der "Hopefrage" allerdings andern Grundsätzen folgte,
lag kaum in der Absicht dieser Antwort; allein, wen es in der Nase
beißt, der nieße!


II.
Aus Berlin.
I.

Der Kunstmarschc-it und die beleidigten Kunstsoldaten. -- Heinrich Leo,
Napoleon und Friedrich Wilhelm III. -- John Prince-Smith.

Als im vorigen Monat Herr Director Peter v. Cornelius aus Ita¬
lien zurückkehrte, wo er, wie es scheint, immer hinzugehen pflegt, wenn
er bedeutendere Auftrage hat, (wie z. B. diesmal: wegen der Cartons
zu den Fresken des im Bau begriffenen Camposanto) wurde ihm von
seinen Verehrern ein Ständchen gebracht. Der Begrüßte wohnt be¬
reits in dem neuen Hause auf dem Exerzierplatz, das ihm der König
erbauen ließ, und worin Herr von Cornelius nach seinem Tode seine
sämmtlichen Bilder, Zeichnungen, sowohl eigene als fremde, die in sei¬
nem Privatbesitze für ewige Zeit als öffentliches Eigenthum belassen
wird. Dicht neben dem Museum-Cornelius wird später auch das Mu-
seum-Raczynski erhoben (ebenfalls ein Haus, das der König, hat erbauen
lassen) und worin Graf Raczynski seine sehr werthvolle Gemäldegallerie
dem Publicum vererben wird. Nachdem das erwähnte Ständchen, wozu
eigens ein Lied gedichtet und componirt worden war:

vorbei war, trat Herr von Cornelius unter die Begrüßenden, unter de¬
nen sich auch Meyerbeer und Rauch befanden und hielt eine sehr
merkwürdige Ansprache, wie selbst der Exerzierplatz bis dahin schwerlich
je vernommen. Herr von Cornelius sagte in dieser wunderbaren Rede


chenstaate geneigt sich zeigt, werden alle diese auf den innern Verkehr in
Italien begründeten Unternehmungen gewinnen.

An unsern Theatern dörrt die Hitze alles Interesse aus. Das Burg¬
theater ist geschlossen und seine Mitglieder suchen Lorbeeren oder Heu,
je nachdem sie auf Gastspielen, oder auf Laubparthien sind. Vielleicht
haben Sie gehört, daß dieDircction des Vurgcheaters trotz der Aufforderung
sich dem deutschen Theatervcreine, den Herr von Gall und Herr von
Küstncr gestiftet haben und der in der Uebereinkunft besteht, daß Niemand
eine an eine Bühne contractlich gebundene schauspielerische Person enga-
gire, ehe sie dort ihren Contract gelöst hat — sich nicht angeschlossen
hat. Die Antwort, welche die Burgtheaterdircction dabei ertheilte, war
eine sehr würdige: Das Burgtheater halte seinerseits eine solche Ver¬
pflichtung erst einzugehen für unnöthig, da das k. k. Hofburgtheater nie¬
mals einem contractbrüchigen Schauspieler die Ehre ein Mitglied seines
Künstlerkrcises zu sein gestatter habe. — Ein Seitenhieb auf Herrn von
Küstner, der in der „Hopefrage" allerdings andern Grundsätzen folgte,
lag kaum in der Absicht dieser Antwort; allein, wen es in der Nase
beißt, der nieße!


II.
Aus Berlin.
I.

Der Kunstmarschc-it und die beleidigten Kunstsoldaten. — Heinrich Leo,
Napoleon und Friedrich Wilhelm III. — John Prince-Smith.

Als im vorigen Monat Herr Director Peter v. Cornelius aus Ita¬
lien zurückkehrte, wo er, wie es scheint, immer hinzugehen pflegt, wenn
er bedeutendere Auftrage hat, (wie z. B. diesmal: wegen der Cartons
zu den Fresken des im Bau begriffenen Camposanto) wurde ihm von
seinen Verehrern ein Ständchen gebracht. Der Begrüßte wohnt be¬
reits in dem neuen Hause auf dem Exerzierplatz, das ihm der König
erbauen ließ, und worin Herr von Cornelius nach seinem Tode seine
sämmtlichen Bilder, Zeichnungen, sowohl eigene als fremde, die in sei¬
nem Privatbesitze für ewige Zeit als öffentliches Eigenthum belassen
wird. Dicht neben dem Museum-Cornelius wird später auch das Mu-
seum-Raczynski erhoben (ebenfalls ein Haus, das der König, hat erbauen
lassen) und worin Graf Raczynski seine sehr werthvolle Gemäldegallerie
dem Publicum vererben wird. Nachdem das erwähnte Ständchen, wozu
eigens ein Lied gedichtet und componirt worden war:

vorbei war, trat Herr von Cornelius unter die Begrüßenden, unter de¬
nen sich auch Meyerbeer und Rauch befanden und hielt eine sehr
merkwürdige Ansprache, wie selbst der Exerzierplatz bis dahin schwerlich
je vernommen. Herr von Cornelius sagte in dieser wunderbaren Rede


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[0103] chenstaate geneigt sich zeigt, werden alle diese auf den innern Verkehr in Italien begründeten Unternehmungen gewinnen. An unsern Theatern dörrt die Hitze alles Interesse aus. Das Burg¬ theater ist geschlossen und seine Mitglieder suchen Lorbeeren oder Heu, je nachdem sie auf Gastspielen, oder auf Laubparthien sind. Vielleicht haben Sie gehört, daß dieDircction des Vurgcheaters trotz der Aufforderung sich dem deutschen Theatervcreine, den Herr von Gall und Herr von Küstncr gestiftet haben und der in der Uebereinkunft besteht, daß Niemand eine an eine Bühne contractlich gebundene schauspielerische Person enga- gire, ehe sie dort ihren Contract gelöst hat — sich nicht angeschlossen hat. Die Antwort, welche die Burgtheaterdircction dabei ertheilte, war eine sehr würdige: Das Burgtheater halte seinerseits eine solche Ver¬ pflichtung erst einzugehen für unnöthig, da das k. k. Hofburgtheater nie¬ mals einem contractbrüchigen Schauspieler die Ehre ein Mitglied seines Künstlerkrcises zu sein gestatter habe. — Ein Seitenhieb auf Herrn von Küstner, der in der „Hopefrage" allerdings andern Grundsätzen folgte, lag kaum in der Absicht dieser Antwort; allein, wen es in der Nase beißt, der nieße! II. Aus Berlin. I. Der Kunstmarschc-it und die beleidigten Kunstsoldaten. — Heinrich Leo, Napoleon und Friedrich Wilhelm III. — John Prince-Smith. Als im vorigen Monat Herr Director Peter v. Cornelius aus Ita¬ lien zurückkehrte, wo er, wie es scheint, immer hinzugehen pflegt, wenn er bedeutendere Auftrage hat, (wie z. B. diesmal: wegen der Cartons zu den Fresken des im Bau begriffenen Camposanto) wurde ihm von seinen Verehrern ein Ständchen gebracht. Der Begrüßte wohnt be¬ reits in dem neuen Hause auf dem Exerzierplatz, das ihm der König erbauen ließ, und worin Herr von Cornelius nach seinem Tode seine sämmtlichen Bilder, Zeichnungen, sowohl eigene als fremde, die in sei¬ nem Privatbesitze für ewige Zeit als öffentliches Eigenthum belassen wird. Dicht neben dem Museum-Cornelius wird später auch das Mu- seum-Raczynski erhoben (ebenfalls ein Haus, das der König, hat erbauen lassen) und worin Graf Raczynski seine sehr werthvolle Gemäldegallerie dem Publicum vererben wird. Nachdem das erwähnte Ständchen, wozu eigens ein Lied gedichtet und componirt worden war: vorbei war, trat Herr von Cornelius unter die Begrüßenden, unter de¬ nen sich auch Meyerbeer und Rauch befanden und hielt eine sehr merkwürdige Ansprache, wie selbst der Exerzierplatz bis dahin schwerlich je vernommen. Herr von Cornelius sagte in dieser wunderbaren Rede

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/103>, abgerufen am 04.07.2024.