Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬ klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬ denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬ tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. -- Die Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬ gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien, nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬ lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬ cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬ schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬ felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬ ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen Erträgnisses zu befürchten stände.
Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬ klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬ denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬ tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. — Die Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬ gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien, nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬ lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬ cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬ schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬ felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬ ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen Erträgnisses zu befürchten stände.
<TEI><text><body><div><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0085"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181895"/></div></div><divn="1"><head> Tage b u clj.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head> l.<lb/>
Aus Wie».</head><lb/><notetype="argument"> Veizehrungssteuer.— Kartoffelkrankheit. — Rußland und Rom. — Postwesen.<lb/>— Eisenbahnverbindung. — Literarisches. — Theatralisches.</note><lb/><pxml:id="ID_151"> Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint<lb/>
mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬<lb/>
klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer<lb/>
nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬<lb/>
denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬<lb/>
tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. — Die<lb/>
Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche<lb/>
sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬<lb/>
gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn<lb/>
der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien,<lb/>
nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt<lb/>
einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬<lb/>
lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬<lb/>
cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß<lb/>
die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬<lb/>
schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die<lb/>
microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über<lb/>
diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern<lb/>
angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der<lb/>
gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach<lb/>
der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind<lb/>
in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬<lb/>
felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬<lb/>
ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen<lb/>
Erträgnisses zu befürchten stände.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[0085]
Tage b u clj.
l.
Aus Wie».
Veizehrungssteuer.— Kartoffelkrankheit. — Rußland und Rom. — Postwesen.
— Eisenbahnverbindung. — Literarisches. — Theatralisches.
Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint
mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬
klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer
nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬
denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬
tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. — Die
Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche
sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬
gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn
der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien,
nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt
einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬
lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬
cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß
die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬
schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die
microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über
diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern
angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der
gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach
der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind
in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬
felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬
ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen
Erträgnisses zu befürchten stände.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/85>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.