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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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geworden ist, ja man veranstaltet auch im Interesse der Na¬
tion einen Ball und sucht ihm jene Weihe zu geben, welche alle
nationalen Bestrebungen heiligt. Der Ball, insbesondere der böh¬
mische National-Ball, zunächst der Unterhaltung gewidmet, hat aber
noch einen andern Zweck. Mittelst der Sprache -- nämlich der
czechischen -- sucht man dem Wahne jener entgegenzuarbeiten, die
da sagen, diese Sprache entbehre jenes feinen Taktes, um als Con-
versations-Sprache dienen zu können; anderseits will man die falsche
Scham jener vernichten, die glauben, es sei eine Schande, sich laut
vor Allen für eine Sache zu erklären, die ihnen die heiligste sein
muß. -- Und nun zum Ball vom 21. d. M. Er war gewiß ei¬
ner der glänzendsten des heurigen Carncvalö. Alles vereinigte sich,
um den Anwesenden ein herrliches Fest zu bereiten; eine glänzende
Beleuchtung, elegante Ausschmückung, sowohl des Saales, als die
köstliche Einrichtung der Damen-Toilette, die Schönheit der in gro¬
ßer Anzahl versammelten Damen, die sich gleichsam verschworen
hatten, um mit ihren Reizen dem Feste die Krone aufzusehen, die
Anwesenheit des Durchlauchtigster Landeschefs, der die Gesellschaft
gegen zwei Stunden mit Seiner Anwesenheit beehrte, und vieler
hoher Herrschaften, der überall herrschende, ungezwungene Ton und
allgemeine Fröhlichkeit -- kurz Alles war geeignet, die Anwesenden
heiter zu stimmen -- nur Eines fehlte, und dieses Eine ver¬
mißte der Patriot; das, weshalb eben dieser Ball jederzeit so in¬
teressant war, verschwand -- kaum horte man czechisch sprechen --
und doch ist es so schön, seine Muttersprache, seine reiche, wohl¬
klingende Muttersprache unumwunden, frei und kräftig ertönen zu
lassen. Doch wir wollen uns bessern Hoffnungen hingeben. --

"Daß in dem überfüllten Saale wohl hin und wieder beim
Tanze kleine Unordnungen geschehen, ist sehr möglich, und es ist
sehr zu wundern, daß die Herren Ausschüsse bei Allem solche
Ordnung zu erhalten wußten, welche in dem Saale herrschte --
dieß spricht ihrer Ausdauer das beste Lob. Hauptsächlich aber zol¬
len wir innigen Dank den Unternehmern des Ganzen, den Herren
Mnauczek und Slawik, so wie den übrigen Herren, und sind
überzeugt, daß jeder, der den Ball besuchte, mit dem Wunsche,
bald einen zweiten mitmachen zu können, nach Hause zurückkehrte."

Dieser Artikel veranlaßte einige Deutschböbmen, der Redaction


geworden ist, ja man veranstaltet auch im Interesse der Na¬
tion einen Ball und sucht ihm jene Weihe zu geben, welche alle
nationalen Bestrebungen heiligt. Der Ball, insbesondere der böh¬
mische National-Ball, zunächst der Unterhaltung gewidmet, hat aber
noch einen andern Zweck. Mittelst der Sprache — nämlich der
czechischen — sucht man dem Wahne jener entgegenzuarbeiten, die
da sagen, diese Sprache entbehre jenes feinen Taktes, um als Con-
versations-Sprache dienen zu können; anderseits will man die falsche
Scham jener vernichten, die glauben, es sei eine Schande, sich laut
vor Allen für eine Sache zu erklären, die ihnen die heiligste sein
muß. — Und nun zum Ball vom 21. d. M. Er war gewiß ei¬
ner der glänzendsten des heurigen Carncvalö. Alles vereinigte sich,
um den Anwesenden ein herrliches Fest zu bereiten; eine glänzende
Beleuchtung, elegante Ausschmückung, sowohl des Saales, als die
köstliche Einrichtung der Damen-Toilette, die Schönheit der in gro¬
ßer Anzahl versammelten Damen, die sich gleichsam verschworen
hatten, um mit ihren Reizen dem Feste die Krone aufzusehen, die
Anwesenheit des Durchlauchtigster Landeschefs, der die Gesellschaft
gegen zwei Stunden mit Seiner Anwesenheit beehrte, und vieler
hoher Herrschaften, der überall herrschende, ungezwungene Ton und
allgemeine Fröhlichkeit — kurz Alles war geeignet, die Anwesenden
heiter zu stimmen — nur Eines fehlte, und dieses Eine ver¬
mißte der Patriot; das, weshalb eben dieser Ball jederzeit so in¬
teressant war, verschwand — kaum horte man czechisch sprechen —
und doch ist es so schön, seine Muttersprache, seine reiche, wohl¬
klingende Muttersprache unumwunden, frei und kräftig ertönen zu
lassen. Doch wir wollen uns bessern Hoffnungen hingeben. —

„Daß in dem überfüllten Saale wohl hin und wieder beim
Tanze kleine Unordnungen geschehen, ist sehr möglich, und es ist
sehr zu wundern, daß die Herren Ausschüsse bei Allem solche
Ordnung zu erhalten wußten, welche in dem Saale herrschte —
dieß spricht ihrer Ausdauer das beste Lob. Hauptsächlich aber zol¬
len wir innigen Dank den Unternehmern des Ganzen, den Herren
Mnauczek und Slawik, so wie den übrigen Herren, und sind
überzeugt, daß jeder, der den Ball besuchte, mit dem Wunsche,
bald einen zweiten mitmachen zu können, nach Hause zurückkehrte."

Dieser Artikel veranlaßte einige Deutschböbmen, der Redaction


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[0456] geworden ist, ja man veranstaltet auch im Interesse der Na¬ tion einen Ball und sucht ihm jene Weihe zu geben, welche alle nationalen Bestrebungen heiligt. Der Ball, insbesondere der böh¬ mische National-Ball, zunächst der Unterhaltung gewidmet, hat aber noch einen andern Zweck. Mittelst der Sprache — nämlich der czechischen — sucht man dem Wahne jener entgegenzuarbeiten, die da sagen, diese Sprache entbehre jenes feinen Taktes, um als Con- versations-Sprache dienen zu können; anderseits will man die falsche Scham jener vernichten, die glauben, es sei eine Schande, sich laut vor Allen für eine Sache zu erklären, die ihnen die heiligste sein muß. — Und nun zum Ball vom 21. d. M. Er war gewiß ei¬ ner der glänzendsten des heurigen Carncvalö. Alles vereinigte sich, um den Anwesenden ein herrliches Fest zu bereiten; eine glänzende Beleuchtung, elegante Ausschmückung, sowohl des Saales, als die köstliche Einrichtung der Damen-Toilette, die Schönheit der in gro¬ ßer Anzahl versammelten Damen, die sich gleichsam verschworen hatten, um mit ihren Reizen dem Feste die Krone aufzusehen, die Anwesenheit des Durchlauchtigster Landeschefs, der die Gesellschaft gegen zwei Stunden mit Seiner Anwesenheit beehrte, und vieler hoher Herrschaften, der überall herrschende, ungezwungene Ton und allgemeine Fröhlichkeit — kurz Alles war geeignet, die Anwesenden heiter zu stimmen — nur Eines fehlte, und dieses Eine ver¬ mißte der Patriot; das, weshalb eben dieser Ball jederzeit so in¬ teressant war, verschwand — kaum horte man czechisch sprechen — und doch ist es so schön, seine Muttersprache, seine reiche, wohl¬ klingende Muttersprache unumwunden, frei und kräftig ertönen zu lassen. Doch wir wollen uns bessern Hoffnungen hingeben. — „Daß in dem überfüllten Saale wohl hin und wieder beim Tanze kleine Unordnungen geschehen, ist sehr möglich, und es ist sehr zu wundern, daß die Herren Ausschüsse bei Allem solche Ordnung zu erhalten wußten, welche in dem Saale herrschte — dieß spricht ihrer Ausdauer das beste Lob. Hauptsächlich aber zol¬ len wir innigen Dank den Unternehmern des Ganzen, den Herren Mnauczek und Slawik, so wie den übrigen Herren, und sind überzeugt, daß jeder, der den Ball besuchte, mit dem Wunsche, bald einen zweiten mitmachen zu können, nach Hause zurückkehrte." Dieser Artikel veranlaßte einige Deutschböbmen, der Redaction

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/456>, abgerufen am 23.12.2024.