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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Ich mußte inne werden,
Daß es noch Glück,
Noch Liebe giebt auf Erden --
Dann nahmst Du beides mir zurück.
Das muß den Gram mir schärfen,
Daß nun zu lieb
Die Welt mir zum Verwerfen,
Zum Lieben mir zu werthlos blieb.

-- Eugenie, was meinen Sie von diesem Gedichte und von
seiner Verfasserin?

-- Es macht mich nur begierig, ihren Namen und ihre Ge¬
schichte zu erfahren; es muß ein -sehr unglückliches Mädchen sein,
das mit zwei und zwanzig Jahren nicht mehr weiß, ob es die
Welt "verwerfen" oder "lieben" soll.

-- Nicht doch! sie hat den ersten Schmerz der Jugend über¬
wunden und strahlt als Siegerin schöner und frischer denn je. Es
giebt gewisse Schmerzen, die man jedem Mädchen wünschen mochte,
weil sie es vor der Verflachung und Spießbürgerlichkeit behüten,
und so ist es auch bei meiner lieben, braunen -- halt! da hätte
ich gleich den Namen genannt, und Namen, Geschichte, Heimat
u. s. w. sind Privatgeheimnisse auch für Sie Madame, und ich,
muß bitten, ein anderes Buch zu ziehen, bevor die weibliche Neu¬
gierde mit Macht rege wird.

Eugenie war etwas planirt, aber ruhig lächelnd, als wollte
sie sagen: und ich erfahre es doch, griff sie in den Bücherhaufen,
zog ein prächtig ausgestattetes Buch hervor und las vom Rücken:
Gedichte von Geldt!

-- El, Eugenie, Sie werden ja mit einem Male satyrisch
und kritisch zugleich! Ich kann Sie versichern, denn ich habe es
von glaubwürdigen Leuten, Emanuel Geldt ist kein Weib, sondern
ein Mann, ein veritabler Mann, ein twnol'Me in-ni!

-- Ein Witz des Zufalls! sagte Eugenie und griff nach einem
andern Buche, und rum jeden Irrthum zu vermeiden, schlug sie
den Deckel auf und las den ganzen- Titel: Nach dem Gewitter,
von Betty Paoli!


Ich mußte inne werden,
Daß es noch Glück,
Noch Liebe giebt auf Erden —
Dann nahmst Du beides mir zurück.
Das muß den Gram mir schärfen,
Daß nun zu lieb
Die Welt mir zum Verwerfen,
Zum Lieben mir zu werthlos blieb.

— Eugenie, was meinen Sie von diesem Gedichte und von
seiner Verfasserin?

— Es macht mich nur begierig, ihren Namen und ihre Ge¬
schichte zu erfahren; es muß ein -sehr unglückliches Mädchen sein,
das mit zwei und zwanzig Jahren nicht mehr weiß, ob es die
Welt „verwerfen" oder „lieben" soll.

— Nicht doch! sie hat den ersten Schmerz der Jugend über¬
wunden und strahlt als Siegerin schöner und frischer denn je. Es
giebt gewisse Schmerzen, die man jedem Mädchen wünschen mochte,
weil sie es vor der Verflachung und Spießbürgerlichkeit behüten,
und so ist es auch bei meiner lieben, braunen — halt! da hätte
ich gleich den Namen genannt, und Namen, Geschichte, Heimat
u. s. w. sind Privatgeheimnisse auch für Sie Madame, und ich,
muß bitten, ein anderes Buch zu ziehen, bevor die weibliche Neu¬
gierde mit Macht rege wird.

Eugenie war etwas planirt, aber ruhig lächelnd, als wollte
sie sagen: und ich erfahre es doch, griff sie in den Bücherhaufen,
zog ein prächtig ausgestattetes Buch hervor und las vom Rücken:
Gedichte von Geldt!

— El, Eugenie, Sie werden ja mit einem Male satyrisch
und kritisch zugleich! Ich kann Sie versichern, denn ich habe es
von glaubwürdigen Leuten, Emanuel Geldt ist kein Weib, sondern
ein Mann, ein veritabler Mann, ein twnol'Me in-ni!

— Ein Witz des Zufalls! sagte Eugenie und griff nach einem
andern Buche, und rum jeden Irrthum zu vermeiden, schlug sie
den Deckel auf und las den ganzen- Titel: Nach dem Gewitter,
von Betty Paoli!


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[0448] Ich mußte inne werden, Daß es noch Glück, Noch Liebe giebt auf Erden — Dann nahmst Du beides mir zurück. Das muß den Gram mir schärfen, Daß nun zu lieb Die Welt mir zum Verwerfen, Zum Lieben mir zu werthlos blieb. — Eugenie, was meinen Sie von diesem Gedichte und von seiner Verfasserin? — Es macht mich nur begierig, ihren Namen und ihre Ge¬ schichte zu erfahren; es muß ein -sehr unglückliches Mädchen sein, das mit zwei und zwanzig Jahren nicht mehr weiß, ob es die Welt „verwerfen" oder „lieben" soll. — Nicht doch! sie hat den ersten Schmerz der Jugend über¬ wunden und strahlt als Siegerin schöner und frischer denn je. Es giebt gewisse Schmerzen, die man jedem Mädchen wünschen mochte, weil sie es vor der Verflachung und Spießbürgerlichkeit behüten, und so ist es auch bei meiner lieben, braunen — halt! da hätte ich gleich den Namen genannt, und Namen, Geschichte, Heimat u. s. w. sind Privatgeheimnisse auch für Sie Madame, und ich, muß bitten, ein anderes Buch zu ziehen, bevor die weibliche Neu¬ gierde mit Macht rege wird. Eugenie war etwas planirt, aber ruhig lächelnd, als wollte sie sagen: und ich erfahre es doch, griff sie in den Bücherhaufen, zog ein prächtig ausgestattetes Buch hervor und las vom Rücken: Gedichte von Geldt! — El, Eugenie, Sie werden ja mit einem Male satyrisch und kritisch zugleich! Ich kann Sie versichern, denn ich habe es von glaubwürdigen Leuten, Emanuel Geldt ist kein Weib, sondern ein Mann, ein veritabler Mann, ein twnol'Me in-ni! — Ein Witz des Zufalls! sagte Eugenie und griff nach einem andern Buche, und rum jeden Irrthum zu vermeiden, schlug sie den Deckel auf und las den ganzen- Titel: Nach dem Gewitter, von Betty Paoli!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/448>, abgerufen am 23.12.2024.