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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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find sie doch wie durch einen Schicksalsspruch an einander geheftet und
sehen auch an Charakter einander ziemlich ähnlich. Kömmt Palmerston
ins Ministerium, so muß Thiers an Guizots Stelle, meinte sogleich das
Centre gauche; eine Whigregierung in England muß ein Ministerium der
Linken in Frankreich zu Folge haben. Da sehen Sie diese Franzosen,
die a I", toto as In civilisittwn gehen wollen, wie sie an den
Schwanz Englands sich hangen. In London erklärten die Führer des
einen Systems, daß sie nach ihrem Principe in diesem Augenblicke
nicht regieren können und Sir Robert Peel rieth selber, es mit dem
andern Princip zu versuchen. Sollte nun etwa Guizot dem König
rathen, die Principe des Herrn Thiers auf die Bühne treten zu lassen?
Wo sind denn diese Principe, und wodurch unterscheiden sie sich von der
gegenwärtigen Leitung? Diese Frage stellt sich im Grunde jeder Beson¬
nene in Paris und darum hat die Opposition nie ein größeres Be¬
dürfniß gefühlt, irgend einen neuen Gedanken auszugraben wie jetzt.
Und doch trotz aller Gedankenebbe, trotz des Umstandes, daß die
Opposition noch nicht den Mauerbrecher gefunden hat, mit dem sie
eine Bresche in das gegenwärtige Cabinet bohren kann, läßt sich mit
Bestimmtheit voraus sagen, daß Guizot die nächste Kammersession nicht
aushält. Mit Bestimmtheit? Ein Cabinet das wie dasGuizot'sche oft mit
zwanzig, mit vierzehn, ein Mal ja sogar mit eilf Stimmen Majorität
weiter zu regieren wagte! Und nun gar, da sich zeigt, daß Sir Robert
gar fein gespielt hat, daß die Whigs die Feuerprobe nicht ausgehalten,
und Peel das Ruder fester in die Hand genommen, als er es zuvor
hielt. Nein, nur soviel darf man wagen mit Bestimmtheit zu be¬
haupten: wäre ein Whigministerium zu Stande gekommen, so hätten
wir, ehe zwei Monate vergingen, hier ein Ministerium Thiers gehabt.
Palmerston und Thiers sind Hahn und Kater in einem Hofe, und
-- der europäische Hühnersteig wird die Folgen sehen. --

Eine der kleineren Folgen dieser Ereignisse hätte die pariser Neu¬
gierde um eine ihrer Freuden bringen können, auf die man schon jetzt
vorbereitet ist. Sie wissen, daß die Königin von England dieses Jahr
Paris besuchen will, und es handelt sich dabei nicht um einen Fami¬
lienbesuch wie in En, sondern von einer feierlich königlichen Reise einer
seits und von einem solemnellen königlichen Empfang andererseits --
es handelt sich mit andern Worten, den dießjahrigen englischen Be¬
such am Rhein zu paralysiren, wenn nicht gar zu verdunkeln. Bekannt¬
lich ist die Königin von England persönlich eine große Franzosen¬
freundin, mehr als die Erbin des Sieges von Waterloo zeigen darf
und kann. Die Lust Paris zu sehen wird von der lebenslustigen
Königin unter dem Mantel einer politischen Manifestation verhüllt,
während Louis Philipp den Vortheil benutzt, seine politisch"" Zwecke
unter der Decke der Galanterie gegen eine Dame verstecken zu können.
Der Umstand, daß der eine Monarch ein Greis und der andere eine


find sie doch wie durch einen Schicksalsspruch an einander geheftet und
sehen auch an Charakter einander ziemlich ähnlich. Kömmt Palmerston
ins Ministerium, so muß Thiers an Guizots Stelle, meinte sogleich das
Centre gauche; eine Whigregierung in England muß ein Ministerium der
Linken in Frankreich zu Folge haben. Da sehen Sie diese Franzosen,
die a I", toto as In civilisittwn gehen wollen, wie sie an den
Schwanz Englands sich hangen. In London erklärten die Führer des
einen Systems, daß sie nach ihrem Principe in diesem Augenblicke
nicht regieren können und Sir Robert Peel rieth selber, es mit dem
andern Princip zu versuchen. Sollte nun etwa Guizot dem König
rathen, die Principe des Herrn Thiers auf die Bühne treten zu lassen?
Wo sind denn diese Principe, und wodurch unterscheiden sie sich von der
gegenwärtigen Leitung? Diese Frage stellt sich im Grunde jeder Beson¬
nene in Paris und darum hat die Opposition nie ein größeres Be¬
dürfniß gefühlt, irgend einen neuen Gedanken auszugraben wie jetzt.
Und doch trotz aller Gedankenebbe, trotz des Umstandes, daß die
Opposition noch nicht den Mauerbrecher gefunden hat, mit dem sie
eine Bresche in das gegenwärtige Cabinet bohren kann, läßt sich mit
Bestimmtheit voraus sagen, daß Guizot die nächste Kammersession nicht
aushält. Mit Bestimmtheit? Ein Cabinet das wie dasGuizot'sche oft mit
zwanzig, mit vierzehn, ein Mal ja sogar mit eilf Stimmen Majorität
weiter zu regieren wagte! Und nun gar, da sich zeigt, daß Sir Robert
gar fein gespielt hat, daß die Whigs die Feuerprobe nicht ausgehalten,
und Peel das Ruder fester in die Hand genommen, als er es zuvor
hielt. Nein, nur soviel darf man wagen mit Bestimmtheit zu be¬
haupten: wäre ein Whigministerium zu Stande gekommen, so hätten
wir, ehe zwei Monate vergingen, hier ein Ministerium Thiers gehabt.
Palmerston und Thiers sind Hahn und Kater in einem Hofe, und
— der europäische Hühnersteig wird die Folgen sehen. —

Eine der kleineren Folgen dieser Ereignisse hätte die pariser Neu¬
gierde um eine ihrer Freuden bringen können, auf die man schon jetzt
vorbereitet ist. Sie wissen, daß die Königin von England dieses Jahr
Paris besuchen will, und es handelt sich dabei nicht um einen Fami¬
lienbesuch wie in En, sondern von einer feierlich königlichen Reise einer
seits und von einem solemnellen königlichen Empfang andererseits —
es handelt sich mit andern Worten, den dießjahrigen englischen Be¬
such am Rhein zu paralysiren, wenn nicht gar zu verdunkeln. Bekannt¬
lich ist die Königin von England persönlich eine große Franzosen¬
freundin, mehr als die Erbin des Sieges von Waterloo zeigen darf
und kann. Die Lust Paris zu sehen wird von der lebenslustigen
Königin unter dem Mantel einer politischen Manifestation verhüllt,
während Louis Philipp den Vortheil benutzt, seine politisch«» Zwecke
unter der Decke der Galanterie gegen eine Dame verstecken zu können.
Der Umstand, daß der eine Monarch ein Greis und der andere eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/38>, abgerufen am 23.12.2024.