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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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derselben -- "umgab einige Städte mit Mauern, andere erbaute er
von Grund aus." Die fortschreitende Cultur, durch welche jener
Fürst Deutschlands Heil in seinen wichtigsten Interessen förderte, ist
der Grundgedanke dieser Composition. Rüstiges Schaffen der Ge¬
werbe, eine rege Thätigkeit, ein ernster Wille, warme, allgemeine
Theilnahme sind in allen Umgebungen, allen Gestalten und Beschäf¬
tigungen, klar aussprechend dargelegt; auch hier ist König Heinrich
die hervorgehobenste Gestalt. Harmonisch mit dem Lebensgange des
Helden, den seine Kunst verherrlicht, steigert und erweitert der Künst¬
ler die Kräfte seiner Aufgabe; in dem dritten Bild: für den Ritter-
stand, "König Heinrichs Sieg über die Ungarn bei Merseburg/ ist-
diese Steigerung in reichem Maße wahrzunehmen. Auf mächtigem
Schlachtroß, welches zu Kampf und Sieg ihn getragen, unter Leben¬
den und Todten, Siegenden und Besiegten sehen wir den Helden,
in seinen Händen daS Racheschwerdt gegen den übermüthigen Feind;
aus den edlen festen Zügen spricht die Gewißheit, daß er den ge¬
drückten Völkern Erlösung bringe. Die verschiedenartigsten Gruppen
und Scenen, welche eine Wahlstatt bietet, sind in der mannigfachsten
Weise, den Sinn immer klar cmssprechend, dargelegt. Kraft und
Kühnheit, der Schmerzschrei der Verzweiflung, das Seligkeitsgefühl
der Errettung, die ohnmächtige Wuth des bezwungenen Feindes sind
mit Wahrheit ausgedrückt; erschütternd der Anblick des bleichen jun¬
gen Weibes, welches den Arm krampfhaft nach der rettenden Erschei¬
nung des Königs ausstreckt und mit dem andern den todten Säug¬
ling hält, während einer der Krieger die Ketten löst, welche ihre
Füße umschlingen. So viel dieses Bild Erschütterndes bietet, Ster¬
bende und Todte dem Blick begegnen, die Gewalten des Kriegs ihre
blutige Bahn zeigen, so ist doch nirgend die Grenze des Schonen
überschritten und daS edlere künstlerische Maßhalten überall wohl¬
thuend wahrzunehmen. -- Gleich reich an großartigen, ansprechenden
Compositionen ist das vierte und letzte Bild: für den geistlichen
Stand; "König Heinrich zog mit einem Heere gegen die Dänen, be¬
siegte sie und bewirkte, daß ihr König das Christenthum annahm."
An der Küste Dänemarks, umgeben von weltlichem und geistlichem
Gefolge, steht der siegreiche deutsche Fürst; zu ihm auf blickt kniend-
gebeugt der Dänenkönrg, in dessen Seele der zündende Funke deS
Christenthums bereits den Weg gesunden; ihm folgt mit flehendem


derselben — „umgab einige Städte mit Mauern, andere erbaute er
von Grund aus." Die fortschreitende Cultur, durch welche jener
Fürst Deutschlands Heil in seinen wichtigsten Interessen förderte, ist
der Grundgedanke dieser Composition. Rüstiges Schaffen der Ge¬
werbe, eine rege Thätigkeit, ein ernster Wille, warme, allgemeine
Theilnahme sind in allen Umgebungen, allen Gestalten und Beschäf¬
tigungen, klar aussprechend dargelegt; auch hier ist König Heinrich
die hervorgehobenste Gestalt. Harmonisch mit dem Lebensgange des
Helden, den seine Kunst verherrlicht, steigert und erweitert der Künst¬
ler die Kräfte seiner Aufgabe; in dem dritten Bild: für den Ritter-
stand, „König Heinrichs Sieg über die Ungarn bei Merseburg/ ist-
diese Steigerung in reichem Maße wahrzunehmen. Auf mächtigem
Schlachtroß, welches zu Kampf und Sieg ihn getragen, unter Leben¬
den und Todten, Siegenden und Besiegten sehen wir den Helden,
in seinen Händen daS Racheschwerdt gegen den übermüthigen Feind;
aus den edlen festen Zügen spricht die Gewißheit, daß er den ge¬
drückten Völkern Erlösung bringe. Die verschiedenartigsten Gruppen
und Scenen, welche eine Wahlstatt bietet, sind in der mannigfachsten
Weise, den Sinn immer klar cmssprechend, dargelegt. Kraft und
Kühnheit, der Schmerzschrei der Verzweiflung, das Seligkeitsgefühl
der Errettung, die ohnmächtige Wuth des bezwungenen Feindes sind
mit Wahrheit ausgedrückt; erschütternd der Anblick des bleichen jun¬
gen Weibes, welches den Arm krampfhaft nach der rettenden Erschei¬
nung des Königs ausstreckt und mit dem andern den todten Säug¬
ling hält, während einer der Krieger die Ketten löst, welche ihre
Füße umschlingen. So viel dieses Bild Erschütterndes bietet, Ster¬
bende und Todte dem Blick begegnen, die Gewalten des Kriegs ihre
blutige Bahn zeigen, so ist doch nirgend die Grenze des Schonen
überschritten und daS edlere künstlerische Maßhalten überall wohl¬
thuend wahrzunehmen. — Gleich reich an großartigen, ansprechenden
Compositionen ist das vierte und letzte Bild: für den geistlichen
Stand; „König Heinrich zog mit einem Heere gegen die Dänen, be¬
siegte sie und bewirkte, daß ihr König das Christenthum annahm."
An der Küste Dänemarks, umgeben von weltlichem und geistlichem
Gefolge, steht der siegreiche deutsche Fürst; zu ihm auf blickt kniend-
gebeugt der Dänenkönrg, in dessen Seele der zündende Funke deS
Christenthums bereits den Weg gesunden; ihm folgt mit flehendem


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[0034] derselben — „umgab einige Städte mit Mauern, andere erbaute er von Grund aus." Die fortschreitende Cultur, durch welche jener Fürst Deutschlands Heil in seinen wichtigsten Interessen förderte, ist der Grundgedanke dieser Composition. Rüstiges Schaffen der Ge¬ werbe, eine rege Thätigkeit, ein ernster Wille, warme, allgemeine Theilnahme sind in allen Umgebungen, allen Gestalten und Beschäf¬ tigungen, klar aussprechend dargelegt; auch hier ist König Heinrich die hervorgehobenste Gestalt. Harmonisch mit dem Lebensgange des Helden, den seine Kunst verherrlicht, steigert und erweitert der Künst¬ ler die Kräfte seiner Aufgabe; in dem dritten Bild: für den Ritter- stand, „König Heinrichs Sieg über die Ungarn bei Merseburg/ ist- diese Steigerung in reichem Maße wahrzunehmen. Auf mächtigem Schlachtroß, welches zu Kampf und Sieg ihn getragen, unter Leben¬ den und Todten, Siegenden und Besiegten sehen wir den Helden, in seinen Händen daS Racheschwerdt gegen den übermüthigen Feind; aus den edlen festen Zügen spricht die Gewißheit, daß er den ge¬ drückten Völkern Erlösung bringe. Die verschiedenartigsten Gruppen und Scenen, welche eine Wahlstatt bietet, sind in der mannigfachsten Weise, den Sinn immer klar cmssprechend, dargelegt. Kraft und Kühnheit, der Schmerzschrei der Verzweiflung, das Seligkeitsgefühl der Errettung, die ohnmächtige Wuth des bezwungenen Feindes sind mit Wahrheit ausgedrückt; erschütternd der Anblick des bleichen jun¬ gen Weibes, welches den Arm krampfhaft nach der rettenden Erschei¬ nung des Königs ausstreckt und mit dem andern den todten Säug¬ ling hält, während einer der Krieger die Ketten löst, welche ihre Füße umschlingen. So viel dieses Bild Erschütterndes bietet, Ster¬ bende und Todte dem Blick begegnen, die Gewalten des Kriegs ihre blutige Bahn zeigen, so ist doch nirgend die Grenze des Schonen überschritten und daS edlere künstlerische Maßhalten überall wohl¬ thuend wahrzunehmen. — Gleich reich an großartigen, ansprechenden Compositionen ist das vierte und letzte Bild: für den geistlichen Stand; „König Heinrich zog mit einem Heere gegen die Dänen, be¬ siegte sie und bewirkte, daß ihr König das Christenthum annahm." An der Küste Dänemarks, umgeben von weltlichem und geistlichem Gefolge, steht der siegreiche deutsche Fürst; zu ihm auf blickt kniend- gebeugt der Dänenkönrg, in dessen Seele der zündende Funke deS Christenthums bereits den Weg gesunden; ihm folgt mit flehendem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/34>, abgerufen am 23.12.2024.