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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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bares Gewitter über den Häuptern der Direktoren zusammen, dessen
gerichtliche Entladung für Manchen höchst verderblich sein wird.
Hauptmann Wurmb zumal geräth durch die über sein Benehmen
veröffentlichten Thatsachen in eine ganzlich unhaltbare Stellung, die
ihn, falls er sich nicht gänzlich reinigen kann, zwingen wird seiner
Ofsicierstelle zu entsagen. Die eidliche Aussage des Herrn Farkas in
Pesth hat seinem Nuf den Todesstoß gegeben, denn er wird dadurch
der Fälschung von Dokumenten angeklagt. Man ist unendlich gespannt
aus den Ausgang der verwickelten Geschichte. --- Eine kaiserliche
Entschließung vom 18. Jänner hat das Schicksal der großen
italienischen Eisenstraße von Venedig nach Mailand entschieden
festgestellt. Auf dem Wege der Uebereinkunft wurde bestimmt,
daß der Staat den Ausbau und den Betrieb derselben über¬
nimmt, wozu ein unter der Generaldirection der Staatseisenbahnen
stehendes Bauinspectorctt für diese Linie gebildet wird, dem die tech¬
nische Leitung obliegt, indeß der permanente Ausschuß das Geschäft
der Controlle übt. Die Wünsche der Generalversammlungen sollen
für die Staatsverwaltung nicht verbindlich sein, aber möglichste Be¬
rücksichtigung finden. Wichtig ist die Bestimmung, welche den einst¬
weilen verfallenen Actien die Möglichkeit der Rehabilirirung zusichert,
und die Zusage den Bau bis 1848 zu vollenden. Zuletzt bleibt es
der Gesellschaft nach Verlust der zwei ersten Betriebsjahre freigestellt,
von den Vortheilen der kaiserlichen Entschließung vom 22. December
1842 Gebrauch zu machen oder nicht, nämlich die Bahn selbst zu be¬
halten oder an den Staat abzutreten, wobei das Anlagekapital den
Actionären in 4 procentigen Staatsschuldverschreibungen vergütet
würde. Die Zweigbahnen der Gloggnitzer Bahn strecken sich nach allen
Seiten polypenartig ins Land, denn während die Vergnügungsbahn
nach Laxenburg bereits im Laufe dieses Sommers dem Verkehr über¬
geben ward, steht für den kommenden Sommer die Eröffnung
der Zweigbahn nach Raab bis Brut an der Leitha zu erwarten,
während schon im Herbst eine dritte Zweigbahn von Wiener Neustadt
bis Oedenburg in Ungarn vollendet sein wird. Baron Sina sucht
sich für die verlorenen Chancen einer Eisenstraße nach Triest, die der
Staat sich vindicirte, durch ein Netz von Zweigbahnen zu entschädigen,
das die südliche Umgebung der Hauptstadt auf einen Umkreis von
15 -- 20 Meilen beherrschen wird und bei der Lebhaftigkeit des Ver¬
kehrs in diesem Landstrich mit der Metropole gewiß eine höchst ren¬
table Unternehmung bilden dürfte.

Die vor einigen Jahren erbaute Brücke am renovirten Schottcn-
thore ist in der That ein leuchtendes Denkmal österreichischer Architek¬
tur und verdient mit den kühnsten Bauwerken der alten Römer in
Vergleich gestellt zu werden. Sie besitzt nämlich die lobenswerrhe
Eigenthümlichkeit, in jedem Jahre regelmäßig einigemal zusammen-


Wrenzboten, I. 41

bares Gewitter über den Häuptern der Direktoren zusammen, dessen
gerichtliche Entladung für Manchen höchst verderblich sein wird.
Hauptmann Wurmb zumal geräth durch die über sein Benehmen
veröffentlichten Thatsachen in eine ganzlich unhaltbare Stellung, die
ihn, falls er sich nicht gänzlich reinigen kann, zwingen wird seiner
Ofsicierstelle zu entsagen. Die eidliche Aussage des Herrn Farkas in
Pesth hat seinem Nuf den Todesstoß gegeben, denn er wird dadurch
der Fälschung von Dokumenten angeklagt. Man ist unendlich gespannt
aus den Ausgang der verwickelten Geschichte. —- Eine kaiserliche
Entschließung vom 18. Jänner hat das Schicksal der großen
italienischen Eisenstraße von Venedig nach Mailand entschieden
festgestellt. Auf dem Wege der Uebereinkunft wurde bestimmt,
daß der Staat den Ausbau und den Betrieb derselben über¬
nimmt, wozu ein unter der Generaldirection der Staatseisenbahnen
stehendes Bauinspectorctt für diese Linie gebildet wird, dem die tech¬
nische Leitung obliegt, indeß der permanente Ausschuß das Geschäft
der Controlle übt. Die Wünsche der Generalversammlungen sollen
für die Staatsverwaltung nicht verbindlich sein, aber möglichste Be¬
rücksichtigung finden. Wichtig ist die Bestimmung, welche den einst¬
weilen verfallenen Actien die Möglichkeit der Rehabilirirung zusichert,
und die Zusage den Bau bis 1848 zu vollenden. Zuletzt bleibt es
der Gesellschaft nach Verlust der zwei ersten Betriebsjahre freigestellt,
von den Vortheilen der kaiserlichen Entschließung vom 22. December
1842 Gebrauch zu machen oder nicht, nämlich die Bahn selbst zu be¬
halten oder an den Staat abzutreten, wobei das Anlagekapital den
Actionären in 4 procentigen Staatsschuldverschreibungen vergütet
würde. Die Zweigbahnen der Gloggnitzer Bahn strecken sich nach allen
Seiten polypenartig ins Land, denn während die Vergnügungsbahn
nach Laxenburg bereits im Laufe dieses Sommers dem Verkehr über¬
geben ward, steht für den kommenden Sommer die Eröffnung
der Zweigbahn nach Raab bis Brut an der Leitha zu erwarten,
während schon im Herbst eine dritte Zweigbahn von Wiener Neustadt
bis Oedenburg in Ungarn vollendet sein wird. Baron Sina sucht
sich für die verlorenen Chancen einer Eisenstraße nach Triest, die der
Staat sich vindicirte, durch ein Netz von Zweigbahnen zu entschädigen,
das die südliche Umgebung der Hauptstadt auf einen Umkreis von
15 — 20 Meilen beherrschen wird und bei der Lebhaftigkeit des Ver¬
kehrs in diesem Landstrich mit der Metropole gewiß eine höchst ren¬
table Unternehmung bilden dürfte.

Die vor einigen Jahren erbaute Brücke am renovirten Schottcn-
thore ist in der That ein leuchtendes Denkmal österreichischer Architek¬
tur und verdient mit den kühnsten Bauwerken der alten Römer in
Vergleich gestellt zu werden. Sie besitzt nämlich die lobenswerrhe
Eigenthümlichkeit, in jedem Jahre regelmäßig einigemal zusammen-


Wrenzboten, I. 41
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/329>, abgerufen am 23.12.2024.