Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.andere Classen: Würmer, Crustaceen und Echinodermen, Cuvier's Verdienst bestand nicht etwa blos darin, daß er die Jussieu hatte bereits dieses Princip auf die Botanik ange¬ andere Classen: Würmer, Crustaceen und Echinodermen, Cuvier's Verdienst bestand nicht etwa blos darin, daß er die Jussieu hatte bereits dieses Princip auf die Botanik ange¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0304" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182114"/> <p xml:id="ID_675" prev="#ID_674"> andere Classen: Würmer, Crustaceen und Echinodermen,<lb/> und somit waren die weißblütigen Thiere deutlicher erkannt und<lb/> richtig geordnet.</p><lb/> <p xml:id="ID_676"> Cuvier's Verdienst bestand nicht etwa blos darin, daß er die<lb/> eitle Gelehrsamkeit «in sechs neue Classen bereichert und das Ge¬<lb/> dächtniß der Schüler um eben so viel beschwert hatte, sondern in<lb/> den Principien, auf welche sich seine Unterscheidung stützte. Diese<lb/> warfen ein neues Licht auf die .ganze Wissenschaft; in ihnen lag<lb/> die Idee von der Stufenleiter der Organe und von der Rolle,<lb/> welche diese als charakteristische Merkmale spielen; die allgemeinen<lb/> Gesetze der animalischen Organisation wurden dadurch beleuchtet.<lb/> Es stellte sich z. B. heraus, daß alle Thiere, die mit einem Herzen<lb/> lind Fischohren versehen sind, auch eine Leber besitzen, während da,<lb/> wo jene Organe fehlen, auch keine Leber ist u. s. w. Nach diesem<lb/> ersten Memoire gab Cuvier mehrere andere heraus, worin er<lb/> sich mit einer von seinen sechs Classen weißblutiger Thiere, mit der<lb/> der Mollusken, insbesondere beschäftigte und die feinsten Tetails<lb/> ihrer Organisation wie die geheimnißvollsten Funktionen dieser Or¬<lb/> gane scharf zeichnete. Aber nicht zufrieden damit, die wechselseiti¬<lb/> gen Verhältnisse im innern Bau dieser Thiere anzudeuten, begann<lb/> er auch die besondere Ordnung dieser Verhältnisse und deren rela¬<lb/> tive Wichtigkeit festzustellen, wobei das, von ihm in die Zoologie<lb/> neu eingeführte neue Princip der Unterordnung der Organe (suli-<lb/> nMnirtion <lo8 orKune8) und der charakteristischen Merkmale (c-l-<lb/> ritcteres) ihm wunderbare Dienste leistete.</p><lb/> <p xml:id="ID_677" next="#ID_678"> Jussieu hatte bereits dieses Princip auf die Botanik ange¬<lb/> gewandt, Zoologen hatten es nicht gewagt, ihm auf ihrem Felde<lb/> darin nachzufolgen, wegen der Unzahl und des verwickelten Zu¬<lb/> sammenhangs der Organe, die den thierischen Leib ausmachen, und<lb/> die größtentheils den Pflanzen fehlen. Der Einführung dieses<lb/> Princips in die Zoologie mußte die Anatomie vorangehen; der er¬<lb/> ste Schritt mußte sein, die Organe genau zu erkennen; die Dar¬<lb/> stellung ihrer relativen Wichtigkeit konnte erst der zweite Schritt<lb/> sein. Dann aber galt es blos noch, nach den Organen die „Cha¬<lb/> raktere" zu bestimmen, und diese einander eben so unterzuordnen,<lb/> wie die Organe. Und diesen Plan führte er aus in seinem gro-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0304]
andere Classen: Würmer, Crustaceen und Echinodermen,
und somit waren die weißblütigen Thiere deutlicher erkannt und
richtig geordnet.
Cuvier's Verdienst bestand nicht etwa blos darin, daß er die
eitle Gelehrsamkeit «in sechs neue Classen bereichert und das Ge¬
dächtniß der Schüler um eben so viel beschwert hatte, sondern in
den Principien, auf welche sich seine Unterscheidung stützte. Diese
warfen ein neues Licht auf die .ganze Wissenschaft; in ihnen lag
die Idee von der Stufenleiter der Organe und von der Rolle,
welche diese als charakteristische Merkmale spielen; die allgemeinen
Gesetze der animalischen Organisation wurden dadurch beleuchtet.
Es stellte sich z. B. heraus, daß alle Thiere, die mit einem Herzen
lind Fischohren versehen sind, auch eine Leber besitzen, während da,
wo jene Organe fehlen, auch keine Leber ist u. s. w. Nach diesem
ersten Memoire gab Cuvier mehrere andere heraus, worin er
sich mit einer von seinen sechs Classen weißblutiger Thiere, mit der
der Mollusken, insbesondere beschäftigte und die feinsten Tetails
ihrer Organisation wie die geheimnißvollsten Funktionen dieser Or¬
gane scharf zeichnete. Aber nicht zufrieden damit, die wechselseiti¬
gen Verhältnisse im innern Bau dieser Thiere anzudeuten, begann
er auch die besondere Ordnung dieser Verhältnisse und deren rela¬
tive Wichtigkeit festzustellen, wobei das, von ihm in die Zoologie
neu eingeführte neue Princip der Unterordnung der Organe (suli-
nMnirtion <lo8 orKune8) und der charakteristischen Merkmale (c-l-
ritcteres) ihm wunderbare Dienste leistete.
Jussieu hatte bereits dieses Princip auf die Botanik ange¬
gewandt, Zoologen hatten es nicht gewagt, ihm auf ihrem Felde
darin nachzufolgen, wegen der Unzahl und des verwickelten Zu¬
sammenhangs der Organe, die den thierischen Leib ausmachen, und
die größtentheils den Pflanzen fehlen. Der Einführung dieses
Princips in die Zoologie mußte die Anatomie vorangehen; der er¬
ste Schritt mußte sein, die Organe genau zu erkennen; die Dar¬
stellung ihrer relativen Wichtigkeit konnte erst der zweite Schritt
sein. Dann aber galt es blos noch, nach den Organen die „Cha¬
raktere" zu bestimmen, und diese einander eben so unterzuordnen,
wie die Organe. Und diesen Plan führte er aus in seinem gro-
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