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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Aber der Czar beweist jetzt überall, wo er erscheint, die Nichtigkeit
der ungeduldigen Zeitungsträume. Kein Schatten des Zwiespalts
auf seinem Antlitz, das von glücklicher Anmuth strahlt und noch
immer alle Welt gefangen nimmt; keine Spur von tragischen Be¬
wußtsein, kein Schwanken und kein Zaudern, keine Anwandlung
jener Hamletschwachen, die Alexanders Herz zu seinem Verderben
erweichten; er findet sein Geschick nicht trauervoll, und die Wege
zu Rußlands Größe höchstens langwierig; mit Doppelschritten geht
er von Ziel zu Ziel, klug, wie der Napoleon des Friedens, rück¬
sichtslos wie der des Krieges, freudig, wie ein Befreier, und mit
einem Glück, welches weder gekrönten Reformatoren noch gekrönten
Reactionären bisher geleuchtet hat. Nicolaus' Persönlichkeit mag
ein Räthsel sein, das wir nicht lösen können: für das Räthsel von
Rußlands steigender Macht ist die Lösung leicht zu finden; unsere
Enkel werden sie laut und zornig genug aussprechen.




Aber der Czar beweist jetzt überall, wo er erscheint, die Nichtigkeit
der ungeduldigen Zeitungsträume. Kein Schatten des Zwiespalts
auf seinem Antlitz, das von glücklicher Anmuth strahlt und noch
immer alle Welt gefangen nimmt; keine Spur von tragischen Be¬
wußtsein, kein Schwanken und kein Zaudern, keine Anwandlung
jener Hamletschwachen, die Alexanders Herz zu seinem Verderben
erweichten; er findet sein Geschick nicht trauervoll, und die Wege
zu Rußlands Größe höchstens langwierig; mit Doppelschritten geht
er von Ziel zu Ziel, klug, wie der Napoleon des Friedens, rück¬
sichtslos wie der des Krieges, freudig, wie ein Befreier, und mit
einem Glück, welches weder gekrönten Reformatoren noch gekrönten
Reactionären bisher geleuchtet hat. Nicolaus' Persönlichkeit mag
ein Räthsel sein, das wir nicht lösen können: für das Räthsel von
Rußlands steigender Macht ist die Lösung leicht zu finden; unsere
Enkel werden sie laut und zornig genug aussprechen.




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[0029] Aber der Czar beweist jetzt überall, wo er erscheint, die Nichtigkeit der ungeduldigen Zeitungsträume. Kein Schatten des Zwiespalts auf seinem Antlitz, das von glücklicher Anmuth strahlt und noch immer alle Welt gefangen nimmt; keine Spur von tragischen Be¬ wußtsein, kein Schwanken und kein Zaudern, keine Anwandlung jener Hamletschwachen, die Alexanders Herz zu seinem Verderben erweichten; er findet sein Geschick nicht trauervoll, und die Wege zu Rußlands Größe höchstens langwierig; mit Doppelschritten geht er von Ziel zu Ziel, klug, wie der Napoleon des Friedens, rück¬ sichtslos wie der des Krieges, freudig, wie ein Befreier, und mit einem Glück, welches weder gekrönten Reformatoren noch gekrönten Reactionären bisher geleuchtet hat. Nicolaus' Persönlichkeit mag ein Räthsel sein, das wir nicht lösen können: für das Räthsel von Rußlands steigender Macht ist die Lösung leicht zu finden; unsere Enkel werden sie laut und zornig genug aussprechen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/29>, abgerufen am 23.12.2024.