Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

eben so viele freie Bürger reicher geworden ist. Man beabsichtigt in
den genannten Ortschaften diesen wichtigen Augenblick als ein Volks¬
fest zu feiern, und thut ganz wohl daran, denn kann es ein schöne¬
res Volksfest geben als das Fest der Freiheit?

Der frühere Redacteur des I^oski llirl-ip, Herr Szalav, will
ein' interessantes publicistisches Werk: "Das Buch der Staatsmänner
und Redner", in einzelnen Lieferungen herausgeben, auf das wir
auch die deutsche Lesewelt aufmerksam machen möchten, da es ohne
Zweifel allseitig anregen dürfte und gewiß bald auch im deutschen Sprach¬
gewand ans Licht treten wird. Von Lorenz Thot ist soeben das
fünfte Heft seines Reiseportefeuille's erschienen, das die Wande¬
rung durch England schildert und den angenehmsten Eindruck hin¬
terläßt. Die gesammelten Schriften des gefeierten conservativen
Schriftstellers, Graf Aurel Desserosfy, der als K> Stadthaltereirath
starb, welche, obschon sie zu ephemeren Anlässen geschrieben wurden,
als Muster staatswissenschaftlicher Gediegenheit gelten können, erschei¬
nen in einer Prachtausgabe, wozu der unermüdliche Heckenast die
Hand geboten hat. Der fruchtbarste Erzähler der magyarischen Lite¬
ratur, Baron Josika, hat abermals einen vielbändigen Roman: "Die
Geheimnisse des Herzens" in den Druck gegeben, der, wie alle Pro¬
dukte dieses Dichters viel gelesen und von dem schrcibsertigen Herrn
Klein verdeutscht wird. Kaum hat dieses Werk die Presse verlassen,
so erfährt man auch schon, daß Josika in seinem Tusculum Schur-
dok, wieder an einem neuen Roman arbeitet, der zu Ende des Jah¬
res gedruckt werden soll. -- Nicht wenig gespannt ist man in der
literarischen Welt auf die Vollendung des großen historischen Werkes,
das der Präsident der Akademie und Gouverneur von Siebenbürgen,
Graf Teleky, unter der Feder hat, und das die Begebenheiten des
Hunyady zum Gegenstand hat. Das Geschlecht der Hunyady ist das
glänzendste des ganzen magyarischen Adels, und hat in der schönsten
Periode der Landesgeschichte die hervorragendste Rolle gespielt. In
der Diplomatie und im Rathe des Königs, in den Gemächern des
Hofes und auf den Feldern der Schlacht hat Hunyady gewirkt und
geschaffen, und dieses reiche und vielseitige Menschenleben wird unter
der farbensprühenden und feinspaltigen Feder des staaisklugen und
gelehrten Grafen zweifelsohne ein herrliches Gemälde werden, in dem
sich der Reiz des Biographischen mit dem Zauber des historischen
Tiefblicks vermählt.

Die magyarische Nationalität hat sich schon wieder eine Bühne
erobert, indem nach der Insolvenzerklärung des Theaterdircctors Huber
in Ofen diese Kunstanstalt in die Hände einer neuen Direction ge¬
langen wird, der es zur Pflicht gemacht sein soll, neben der deut¬
schen Oper ein ungarisches Schauspiel zu unterhalten. Vor der Hand
hat Herr Forst, der Direktor des Pesther Stadttheaters, die Leitung


"r""zbot-n, 184". I. gtz

eben so viele freie Bürger reicher geworden ist. Man beabsichtigt in
den genannten Ortschaften diesen wichtigen Augenblick als ein Volks¬
fest zu feiern, und thut ganz wohl daran, denn kann es ein schöne¬
res Volksfest geben als das Fest der Freiheit?

Der frühere Redacteur des I^oski llirl-ip, Herr Szalav, will
ein' interessantes publicistisches Werk: „Das Buch der Staatsmänner
und Redner", in einzelnen Lieferungen herausgeben, auf das wir
auch die deutsche Lesewelt aufmerksam machen möchten, da es ohne
Zweifel allseitig anregen dürfte und gewiß bald auch im deutschen Sprach¬
gewand ans Licht treten wird. Von Lorenz Thot ist soeben das
fünfte Heft seines Reiseportefeuille's erschienen, das die Wande¬
rung durch England schildert und den angenehmsten Eindruck hin¬
terläßt. Die gesammelten Schriften des gefeierten conservativen
Schriftstellers, Graf Aurel Desserosfy, der als K> Stadthaltereirath
starb, welche, obschon sie zu ephemeren Anlässen geschrieben wurden,
als Muster staatswissenschaftlicher Gediegenheit gelten können, erschei¬
nen in einer Prachtausgabe, wozu der unermüdliche Heckenast die
Hand geboten hat. Der fruchtbarste Erzähler der magyarischen Lite¬
ratur, Baron Josika, hat abermals einen vielbändigen Roman: „Die
Geheimnisse des Herzens" in den Druck gegeben, der, wie alle Pro¬
dukte dieses Dichters viel gelesen und von dem schrcibsertigen Herrn
Klein verdeutscht wird. Kaum hat dieses Werk die Presse verlassen,
so erfährt man auch schon, daß Josika in seinem Tusculum Schur-
dok, wieder an einem neuen Roman arbeitet, der zu Ende des Jah¬
res gedruckt werden soll. — Nicht wenig gespannt ist man in der
literarischen Welt auf die Vollendung des großen historischen Werkes,
das der Präsident der Akademie und Gouverneur von Siebenbürgen,
Graf Teleky, unter der Feder hat, und das die Begebenheiten des
Hunyady zum Gegenstand hat. Das Geschlecht der Hunyady ist das
glänzendste des ganzen magyarischen Adels, und hat in der schönsten
Periode der Landesgeschichte die hervorragendste Rolle gespielt. In
der Diplomatie und im Rathe des Königs, in den Gemächern des
Hofes und auf den Feldern der Schlacht hat Hunyady gewirkt und
geschaffen, und dieses reiche und vielseitige Menschenleben wird unter
der farbensprühenden und feinspaltigen Feder des staaisklugen und
gelehrten Grafen zweifelsohne ein herrliches Gemälde werden, in dem
sich der Reiz des Biographischen mit dem Zauber des historischen
Tiefblicks vermählt.

Die magyarische Nationalität hat sich schon wieder eine Bühne
erobert, indem nach der Insolvenzerklärung des Theaterdircctors Huber
in Ofen diese Kunstanstalt in die Hände einer neuen Direction ge¬
langen wird, der es zur Pflicht gemacht sein soll, neben der deut¬
schen Oper ein ungarisches Schauspiel zu unterhalten. Vor der Hand
hat Herr Forst, der Direktor des Pesther Stadttheaters, die Leitung


«r«»zbot-n, 184«. I. gtz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0289" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182099"/>
            <p xml:id="ID_639" prev="#ID_638"> eben so viele freie Bürger reicher geworden ist. Man beabsichtigt in<lb/>
den genannten Ortschaften diesen wichtigen Augenblick als ein Volks¬<lb/>
fest zu feiern, und thut ganz wohl daran, denn kann es ein schöne¬<lb/>
res Volksfest geben als das Fest der Freiheit?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_640"> Der frühere Redacteur des I^oski llirl-ip, Herr Szalav, will<lb/>
ein' interessantes publicistisches Werk: &#x201E;Das Buch der Staatsmänner<lb/>
und Redner", in einzelnen Lieferungen herausgeben, auf das wir<lb/>
auch die deutsche Lesewelt aufmerksam machen möchten, da es ohne<lb/>
Zweifel allseitig anregen dürfte und gewiß bald auch im deutschen Sprach¬<lb/>
gewand ans Licht treten wird. Von Lorenz Thot ist soeben das<lb/>
fünfte Heft seines Reiseportefeuille's erschienen, das die Wande¬<lb/>
rung durch England schildert und den angenehmsten Eindruck hin¬<lb/>
terläßt. Die gesammelten Schriften des gefeierten conservativen<lb/>
Schriftstellers, Graf Aurel Desserosfy, der als K&gt; Stadthaltereirath<lb/>
starb, welche, obschon sie zu ephemeren Anlässen geschrieben wurden,<lb/>
als Muster staatswissenschaftlicher Gediegenheit gelten können, erschei¬<lb/>
nen in einer Prachtausgabe, wozu der unermüdliche Heckenast die<lb/>
Hand geboten hat. Der fruchtbarste Erzähler der magyarischen Lite¬<lb/>
ratur, Baron Josika, hat abermals einen vielbändigen Roman: &#x201E;Die<lb/>
Geheimnisse des Herzens" in den Druck gegeben, der, wie alle Pro¬<lb/>
dukte dieses Dichters viel gelesen und von dem schrcibsertigen Herrn<lb/>
Klein verdeutscht wird. Kaum hat dieses Werk die Presse verlassen,<lb/>
so erfährt man auch schon, daß Josika in seinem Tusculum Schur-<lb/>
dok, wieder an einem neuen Roman arbeitet, der zu Ende des Jah¬<lb/>
res gedruckt werden soll. &#x2014; Nicht wenig gespannt ist man in der<lb/>
literarischen Welt auf die Vollendung des großen historischen Werkes,<lb/>
das der Präsident der Akademie und Gouverneur von Siebenbürgen,<lb/>
Graf Teleky, unter der Feder hat, und das die Begebenheiten des<lb/>
Hunyady zum Gegenstand hat. Das Geschlecht der Hunyady ist das<lb/>
glänzendste des ganzen magyarischen Adels, und hat in der schönsten<lb/>
Periode der Landesgeschichte die hervorragendste Rolle gespielt. In<lb/>
der Diplomatie und im Rathe des Königs, in den Gemächern des<lb/>
Hofes und auf den Feldern der Schlacht hat Hunyady gewirkt und<lb/>
geschaffen, und dieses reiche und vielseitige Menschenleben wird unter<lb/>
der farbensprühenden und feinspaltigen Feder des staaisklugen und<lb/>
gelehrten Grafen zweifelsohne ein herrliches Gemälde werden, in dem<lb/>
sich der Reiz des Biographischen mit dem Zauber des historischen<lb/>
Tiefblicks vermählt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_641" next="#ID_642"> Die magyarische Nationalität hat sich schon wieder eine Bühne<lb/>
erobert, indem nach der Insolvenzerklärung des Theaterdircctors Huber<lb/>
in Ofen diese Kunstanstalt in die Hände einer neuen Direction ge¬<lb/>
langen wird, der es zur Pflicht gemacht sein soll, neben der deut¬<lb/>
schen Oper ein ungarisches Schauspiel zu unterhalten. Vor der Hand<lb/>
hat Herr Forst, der Direktor des Pesther Stadttheaters, die Leitung</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> «r«»zbot-n, 184«. I. gtz</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0289] eben so viele freie Bürger reicher geworden ist. Man beabsichtigt in den genannten Ortschaften diesen wichtigen Augenblick als ein Volks¬ fest zu feiern, und thut ganz wohl daran, denn kann es ein schöne¬ res Volksfest geben als das Fest der Freiheit? Der frühere Redacteur des I^oski llirl-ip, Herr Szalav, will ein' interessantes publicistisches Werk: „Das Buch der Staatsmänner und Redner", in einzelnen Lieferungen herausgeben, auf das wir auch die deutsche Lesewelt aufmerksam machen möchten, da es ohne Zweifel allseitig anregen dürfte und gewiß bald auch im deutschen Sprach¬ gewand ans Licht treten wird. Von Lorenz Thot ist soeben das fünfte Heft seines Reiseportefeuille's erschienen, das die Wande¬ rung durch England schildert und den angenehmsten Eindruck hin¬ terläßt. Die gesammelten Schriften des gefeierten conservativen Schriftstellers, Graf Aurel Desserosfy, der als K> Stadthaltereirath starb, welche, obschon sie zu ephemeren Anlässen geschrieben wurden, als Muster staatswissenschaftlicher Gediegenheit gelten können, erschei¬ nen in einer Prachtausgabe, wozu der unermüdliche Heckenast die Hand geboten hat. Der fruchtbarste Erzähler der magyarischen Lite¬ ratur, Baron Josika, hat abermals einen vielbändigen Roman: „Die Geheimnisse des Herzens" in den Druck gegeben, der, wie alle Pro¬ dukte dieses Dichters viel gelesen und von dem schrcibsertigen Herrn Klein verdeutscht wird. Kaum hat dieses Werk die Presse verlassen, so erfährt man auch schon, daß Josika in seinem Tusculum Schur- dok, wieder an einem neuen Roman arbeitet, der zu Ende des Jah¬ res gedruckt werden soll. — Nicht wenig gespannt ist man in der literarischen Welt auf die Vollendung des großen historischen Werkes, das der Präsident der Akademie und Gouverneur von Siebenbürgen, Graf Teleky, unter der Feder hat, und das die Begebenheiten des Hunyady zum Gegenstand hat. Das Geschlecht der Hunyady ist das glänzendste des ganzen magyarischen Adels, und hat in der schönsten Periode der Landesgeschichte die hervorragendste Rolle gespielt. In der Diplomatie und im Rathe des Königs, in den Gemächern des Hofes und auf den Feldern der Schlacht hat Hunyady gewirkt und geschaffen, und dieses reiche und vielseitige Menschenleben wird unter der farbensprühenden und feinspaltigen Feder des staaisklugen und gelehrten Grafen zweifelsohne ein herrliches Gemälde werden, in dem sich der Reiz des Biographischen mit dem Zauber des historischen Tiefblicks vermählt. Die magyarische Nationalität hat sich schon wieder eine Bühne erobert, indem nach der Insolvenzerklärung des Theaterdircctors Huber in Ofen diese Kunstanstalt in die Hände einer neuen Direction ge¬ langen wird, der es zur Pflicht gemacht sein soll, neben der deut¬ schen Oper ein ungarisches Schauspiel zu unterhalten. Vor der Hand hat Herr Forst, der Direktor des Pesther Stadttheaters, die Leitung «r«»zbot-n, 184«. I. gtz

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/289
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/289>, abgerufen am 23.12.2024.