Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.geworden, was sich in dem gegenwärtigen Falle wohl gleichfalls wie¬ Unsere Eensurvcrhältnisse gehen einer neuen Phase entgegen, ob IV. Trieft s Lage nud Bedeutung. Einst und jetzt. -- Venedig und Trieft. - Umfang des Verkehres. -- Rang des Hafens. -- MeltstcUunq. -- Anfang eines Disserentialzollsystcms. -- Geh- NNgcrs Sendung. -- Verhältniß zur Pforte. Schwerlich kam es den Staatsmännern, welche unter der Regie¬ geworden, was sich in dem gegenwärtigen Falle wohl gleichfalls wie¬ Unsere Eensurvcrhältnisse gehen einer neuen Phase entgegen, ob IV. Trieft s Lage nud Bedeutung. Einst und jetzt. — Venedig und Trieft. - Umfang des Verkehres. — Rang des Hafens. — MeltstcUunq. — Anfang eines Disserentialzollsystcms. — Geh- NNgcrs Sendung. — Verhältniß zur Pforte. Schwerlich kam es den Staatsmännern, welche unter der Regie¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0249" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182049"/> <p xml:id="ID_547" prev="#ID_546"> geworden, was sich in dem gegenwärtigen Falle wohl gleichfalls wie¬<lb/> derholen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_548"> Unsere Eensurvcrhältnisse gehen einer neuen Phase entgegen, ob<lb/> einer Entwicklungsstufe, das wissen die Götter. So viel ist gewiß,<lb/> daß man an die Errichtung eines Censurcollegiums denkt, dessen Prä¬<lb/> sident Hofrath Hurter werden soll. Dieser weigert sich indeß den<lb/> Posten anzunehmen, wenn ihm nicht eine vollständige Unabhängigkeit<lb/> vom Ressort der Polizcihofstelle zugestanden wird, und geht in der<lb/> Beharrlichkeit, womit er dieses Princip der Selbständigkeit festhält, so¬<lb/> gar so weit, die Einräumung der nöthigen Amtslocalitäten im Amts¬<lb/> gebäude der Polizeihofstelle in der Herrngasse abzulehnen. Es muß<lb/> sich indeß bald entscheiden, wohin diese Bedenklichkeiten führen, und<lb/> ob die Preßpolizei eine abgesonderte Behörde bilden wird.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> IV.<lb/> Trieft s Lage nud Bedeutung.</head><lb/> <note type="argument"> Einst und jetzt. — Venedig und Trieft. - Umfang des Verkehres. — Rang<lb/> des Hafens. — MeltstcUunq. — Anfang eines Disserentialzollsystcms. — Geh-<lb/> NNgcrs Sendung. — Verhältniß zur Pforte.</note><lb/> <p xml:id="ID_549" next="#ID_550"> Schwerlich kam es den Staatsmännern, welche unter der Regie¬<lb/> rung des Kaisers Karl VI. das Ruder in der Hand hatten, als sich<lb/> damals die freie Stadt Trieft mit ihrem Gebiet freiwillig dem Dop¬<lb/> peladler unterwarf, nur im Geringsten in den Sinn, daß sich diese<lb/> noch sehr unbedeutende Seestadt jemals zu jener Bedeutung erheben<lb/> werde, welche sie dermalen besitzt, und die sich in Folge der neuesten<lb/> Bewegungen in der Handelswelt mittelst der Eisenbahnen ohne Zwei¬<lb/> fel noch beträchtlich steigern wird. Triest hatte damals ungefähr 560V<lb/> Einwohner und war ein Eommis des handelsmächtigen Venedig,<lb/> dessen Nähe sie kaum ausathmen lassen konnte. Und was ist jetzt<lb/> die alte Dogenstadt in den Lagunen, und wohin hat sich das kleine,<lb/> schwache Triest gegenwärtig emporgeschwungen? Man spricht so oft<lb/> von der Poesie zerbrochener Kronen und zerschmetterter Reiche, allein<lb/> ich finde auch in den Veränderungen und Glückswechseln der mercan-<lb/> tilen Weltgeschichte, in den tyrannischen Launenhaftigkeiten der Han¬<lb/> delswege eine tiefe und ergreifende Poesie, welche ein dichterisches<lb/> Gemüth entzünden oder mit elegischer Trauer erfüllen kann. Nicht<lb/> blos der Griffel der Ello, auch der Stab Mercurs ist ein ehernes<lb/> Schwert des Schicksals, das die tödtlichsten Wunden schlägt, und wie<lb/> im Leben der Völker, aus dem großen Brand den Staaten neue Da¬<lb/> seinskeime und politische Blüthen sich entwickeln, so steigt aus dem<lb/> zur einsamen Bucht gewordenen Hafen verödeter Handelsplätze der<lb/> goldene Phönix des weltverkettenden Verkehrs verjüngt und mit<lb/> schimmerndem Gefieder empor, um sich an andern Küsten unter an-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0249]
geworden, was sich in dem gegenwärtigen Falle wohl gleichfalls wie¬
derholen wird.
Unsere Eensurvcrhältnisse gehen einer neuen Phase entgegen, ob
einer Entwicklungsstufe, das wissen die Götter. So viel ist gewiß,
daß man an die Errichtung eines Censurcollegiums denkt, dessen Prä¬
sident Hofrath Hurter werden soll. Dieser weigert sich indeß den
Posten anzunehmen, wenn ihm nicht eine vollständige Unabhängigkeit
vom Ressort der Polizcihofstelle zugestanden wird, und geht in der
Beharrlichkeit, womit er dieses Princip der Selbständigkeit festhält, so¬
gar so weit, die Einräumung der nöthigen Amtslocalitäten im Amts¬
gebäude der Polizeihofstelle in der Herrngasse abzulehnen. Es muß
sich indeß bald entscheiden, wohin diese Bedenklichkeiten führen, und
ob die Preßpolizei eine abgesonderte Behörde bilden wird.
IV.
Trieft s Lage nud Bedeutung.
Einst und jetzt. — Venedig und Trieft. - Umfang des Verkehres. — Rang
des Hafens. — MeltstcUunq. — Anfang eines Disserentialzollsystcms. — Geh-
NNgcrs Sendung. — Verhältniß zur Pforte.
Schwerlich kam es den Staatsmännern, welche unter der Regie¬
rung des Kaisers Karl VI. das Ruder in der Hand hatten, als sich
damals die freie Stadt Trieft mit ihrem Gebiet freiwillig dem Dop¬
peladler unterwarf, nur im Geringsten in den Sinn, daß sich diese
noch sehr unbedeutende Seestadt jemals zu jener Bedeutung erheben
werde, welche sie dermalen besitzt, und die sich in Folge der neuesten
Bewegungen in der Handelswelt mittelst der Eisenbahnen ohne Zwei¬
fel noch beträchtlich steigern wird. Triest hatte damals ungefähr 560V
Einwohner und war ein Eommis des handelsmächtigen Venedig,
dessen Nähe sie kaum ausathmen lassen konnte. Und was ist jetzt
die alte Dogenstadt in den Lagunen, und wohin hat sich das kleine,
schwache Triest gegenwärtig emporgeschwungen? Man spricht so oft
von der Poesie zerbrochener Kronen und zerschmetterter Reiche, allein
ich finde auch in den Veränderungen und Glückswechseln der mercan-
tilen Weltgeschichte, in den tyrannischen Launenhaftigkeiten der Han¬
delswege eine tiefe und ergreifende Poesie, welche ein dichterisches
Gemüth entzünden oder mit elegischer Trauer erfüllen kann. Nicht
blos der Griffel der Ello, auch der Stab Mercurs ist ein ehernes
Schwert des Schicksals, das die tödtlichsten Wunden schlägt, und wie
im Leben der Völker, aus dem großen Brand den Staaten neue Da¬
seinskeime und politische Blüthen sich entwickeln, so steigt aus dem
zur einsamen Bucht gewordenen Hafen verödeter Handelsplätze der
goldene Phönix des weltverkettenden Verkehrs verjüngt und mit
schimmerndem Gefieder empor, um sich an andern Küsten unter an-
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