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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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In ihrer Schönheit seinem Sinn behagt.
Er sieht sie an mit lächelndem Gesicht,
Wie sie das Ruder schwingt, wie ihre Glieder,
Selbst wellenähnlich, wogen auf und nieder,
Wie sich ihr Antlitz röthet -- und er spricht:
"Du Jungfrau, also schön und kühn und stark,
"In deren Gliedern glichet Wlastas Mark,
"Dir schuld' ich Dank -- ich will in Hermelin
"Und Sammet hüllen deinen schönen Leib --
"Du seist als schönstes und als kühnstes Weib
"In Zukunft meines Hofes Königin.
"Mit Gold und Edelstein will ich dich schmücken
"Und Perlen reihn um deinen schönen Hals,
"Du wirst die Sänger meines Hoff entzücken
"Und leben in den Liedern ewgen Schalls."
Susannas Stirne flammt -- ihr Auge blitzt --
Sie lenkt mit Einem Stoß den Kahn ans Land
Und auf das Nuder ihren Leib gestützt
Spricht sie also zum König hingewandt:
"Ich bin ein Weib des Volks und will es bleiben! --
"Dir lass' ich Hermelin und Edelstein
"Und deines Hofes fluchbeladnes Treiben
"Dazu des Volkes jammervolles Schrei'n.
"Nicht will ich mich vom Mark und Schweiß und Bin
"Von des zermalmten Volks gestohlnen Gut
"Mit deinen Sängern und gekrönten Gästen
"An deinen königlichen Tafeln mästen.
"Hast du's gehört, wie es in seiner Noch
"Auffahren und ächzt nach einem Bissen Brod,
"Nach deines Tisches abgefallnen Resten,
"Und ich soll folgen dinen Freudenfesten? --
"Ich fluche dir so sehr wie sie dir fluchen,
"Und schwere Sünde scheint mir jetzt fürwahr,
"Daß ich nach Weiberart so weibisch war,
"Der Rache dich zu stehlen, die sie suchen.
"Jetzt fliehe schnell, daß mich zu spat nicht reue,
"Daß ich dem Volk gebrochen meine Treue,
"Daß ich von Neuem nicht das Ruder fasse
"Und von den Wellen, die darob empört,
"Daß ich das heilge Volksgericht gestört,
"Entgegen dich den Rändern treiben lasse!"

In ihrer Schönheit seinem Sinn behagt.
Er sieht sie an mit lächelndem Gesicht,
Wie sie das Ruder schwingt, wie ihre Glieder,
Selbst wellenähnlich, wogen auf und nieder,
Wie sich ihr Antlitz röthet — und er spricht:
„Du Jungfrau, also schön und kühn und stark,
„In deren Gliedern glichet Wlastas Mark,
„Dir schuld' ich Dank — ich will in Hermelin
„Und Sammet hüllen deinen schönen Leib —
„Du seist als schönstes und als kühnstes Weib
„In Zukunft meines Hofes Königin.
„Mit Gold und Edelstein will ich dich schmücken
„Und Perlen reihn um deinen schönen Hals,
„Du wirst die Sänger meines Hoff entzücken
„Und leben in den Liedern ewgen Schalls."
Susannas Stirne flammt — ihr Auge blitzt —
Sie lenkt mit Einem Stoß den Kahn ans Land
Und auf das Nuder ihren Leib gestützt
Spricht sie also zum König hingewandt:
„Ich bin ein Weib des Volks und will es bleiben! —
„Dir lass' ich Hermelin und Edelstein
„Und deines Hofes fluchbeladnes Treiben
„Dazu des Volkes jammervolles Schrei'n.
„Nicht will ich mich vom Mark und Schweiß und Bin
„Von des zermalmten Volks gestohlnen Gut
„Mit deinen Sängern und gekrönten Gästen
„An deinen königlichen Tafeln mästen.
„Hast du's gehört, wie es in seiner Noch
„Auffahren und ächzt nach einem Bissen Brod,
„Nach deines Tisches abgefallnen Resten,
„Und ich soll folgen dinen Freudenfesten? —
„Ich fluche dir so sehr wie sie dir fluchen,
„Und schwere Sünde scheint mir jetzt fürwahr,
„Daß ich nach Weiberart so weibisch war,
„Der Rache dich zu stehlen, die sie suchen.
„Jetzt fliehe schnell, daß mich zu spat nicht reue,
„Daß ich dem Volk gebrochen meine Treue,
„Daß ich von Neuem nicht das Ruder fasse
„Und von den Wellen, die darob empört,
„Daß ich das heilge Volksgericht gestört,
„Entgegen dich den Rändern treiben lasse!"

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[0221] In ihrer Schönheit seinem Sinn behagt. Er sieht sie an mit lächelndem Gesicht, Wie sie das Ruder schwingt, wie ihre Glieder, Selbst wellenähnlich, wogen auf und nieder, Wie sich ihr Antlitz röthet — und er spricht: „Du Jungfrau, also schön und kühn und stark, „In deren Gliedern glichet Wlastas Mark, „Dir schuld' ich Dank — ich will in Hermelin „Und Sammet hüllen deinen schönen Leib — „Du seist als schönstes und als kühnstes Weib „In Zukunft meines Hofes Königin. „Mit Gold und Edelstein will ich dich schmücken „Und Perlen reihn um deinen schönen Hals, „Du wirst die Sänger meines Hoff entzücken „Und leben in den Liedern ewgen Schalls." Susannas Stirne flammt — ihr Auge blitzt — Sie lenkt mit Einem Stoß den Kahn ans Land Und auf das Nuder ihren Leib gestützt Spricht sie also zum König hingewandt: „Ich bin ein Weib des Volks und will es bleiben! — „Dir lass' ich Hermelin und Edelstein „Und deines Hofes fluchbeladnes Treiben „Dazu des Volkes jammervolles Schrei'n. „Nicht will ich mich vom Mark und Schweiß und Bin „Von des zermalmten Volks gestohlnen Gut „Mit deinen Sängern und gekrönten Gästen „An deinen königlichen Tafeln mästen. „Hast du's gehört, wie es in seiner Noch „Auffahren und ächzt nach einem Bissen Brod, „Nach deines Tisches abgefallnen Resten, „Und ich soll folgen dinen Freudenfesten? — „Ich fluche dir so sehr wie sie dir fluchen, „Und schwere Sünde scheint mir jetzt fürwahr, „Daß ich nach Weiberart so weibisch war, „Der Rache dich zu stehlen, die sie suchen. „Jetzt fliehe schnell, daß mich zu spat nicht reue, „Daß ich dem Volk gebrochen meine Treue, „Daß ich von Neuem nicht das Ruder fasse „Und von den Wellen, die darob empört, „Daß ich das heilge Volksgericht gestört, „Entgegen dich den Rändern treiben lasse!"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/221>, abgerufen am 23.12.2024.