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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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gnug, um Irland aus dem Schiffbruch aller Freiheiten, diese
seine einzige Zierde zu retten. Da kam ein Mr. Bunting auf den
Gedanken, jene Melodien, welche in der lebendigen Tradition ganz
auszustehen drohten, zu sammeln, in Noten auszuschreiben und
herauszugeben. Im . Jahr 1796 erschien der erste Band dieser
Musikstücke und wurde mit Enthusiasmus aufgenommen. Im I.
1797 lernte Moore durch einen Freund seines Hauses, Namens
Edward Hudson, der gern Flöte spielte, zum ersten Mal das
Werk des Herrn Bunting kennen. Dieses Werk machte Epoche
in seinem Leben, denn gleichzeitig wurde er mit dem schwärmeri¬
schen, edeln und bald darauf so unglücklichen jungen Robert Em-
met bekannt und innig befreundet. Mit diesem kam er in die so¬
genannte Redner-Gesellschaft, wo die jungen Studenten, unter
höherer Aufsicht, sich im Debattiren übten, und wo Emmet sich
durch seine patriotische Begeisterung nicht nur einen großen Anhang
erobert, sondern auch den Verdacht der Behörden zugezogen
hatte.

Robert Emmet, erzählt Moore, pflegte ost neben mir zu
sitzen, wenn ich auf dem Piano spielte;, und ich entsinne mich, daß
er eines Tages, da ich gerade die Melodie, "der rothe Fuchs" ge¬
nannt, geklimpert hatte, aus seinen Träumen auffuhr und rief:
"O stände ich an der Spitze von 20V00 Mann, die zu dieser
Melodie marschiren!" Wie wenig ließ ich mir damals träumen,
daß eine der rührendsten Weisen, die ich ihm zu spielen Pflegte,
bald einen so würdigen, traurig stolzen Text in Emmet's letzten
Worten finden würde 5); oder daß eine andere jener Trauerme-



Robert Emniet, der nach der Verschwörung von 1798 als Hoch¬
verräther hingerichtet wurde, sagte in seiner Abschiedsrede: "Niemand
schreibe meine Grabschrift; man lasse meine" Leichenstein leer, bis andere
Zeiten und andere Menschen kommen, die mir Gerechtigkeit werden wider¬
fahren lassen." Daraus bezieht sich das Lied, welches Moore zu jener rüh¬
renden Melodie gedichtet, und welches, aus deutsch, ungefähr lauten würde:
Hauch nicht seinen Namen, laß schlummern beschattet,
Den hier sie so frostig und ehrlos bestattet:
Still, nächtiglich fließe die Thräne herab
Wie nächtiger Thau, der da sinkt auf sein Grab.

gnug, um Irland aus dem Schiffbruch aller Freiheiten, diese
seine einzige Zierde zu retten. Da kam ein Mr. Bunting auf den
Gedanken, jene Melodien, welche in der lebendigen Tradition ganz
auszustehen drohten, zu sammeln, in Noten auszuschreiben und
herauszugeben. Im . Jahr 1796 erschien der erste Band dieser
Musikstücke und wurde mit Enthusiasmus aufgenommen. Im I.
1797 lernte Moore durch einen Freund seines Hauses, Namens
Edward Hudson, der gern Flöte spielte, zum ersten Mal das
Werk des Herrn Bunting kennen. Dieses Werk machte Epoche
in seinem Leben, denn gleichzeitig wurde er mit dem schwärmeri¬
schen, edeln und bald darauf so unglücklichen jungen Robert Em-
met bekannt und innig befreundet. Mit diesem kam er in die so¬
genannte Redner-Gesellschaft, wo die jungen Studenten, unter
höherer Aufsicht, sich im Debattiren übten, und wo Emmet sich
durch seine patriotische Begeisterung nicht nur einen großen Anhang
erobert, sondern auch den Verdacht der Behörden zugezogen
hatte.

Robert Emmet, erzählt Moore, pflegte ost neben mir zu
sitzen, wenn ich auf dem Piano spielte;, und ich entsinne mich, daß
er eines Tages, da ich gerade die Melodie, „der rothe Fuchs" ge¬
nannt, geklimpert hatte, aus seinen Träumen auffuhr und rief:
„O stände ich an der Spitze von 20V00 Mann, die zu dieser
Melodie marschiren!" Wie wenig ließ ich mir damals träumen,
daß eine der rührendsten Weisen, die ich ihm zu spielen Pflegte,
bald einen so würdigen, traurig stolzen Text in Emmet's letzten
Worten finden würde 5); oder daß eine andere jener Trauerme-



Robert Emniet, der nach der Verschwörung von 1798 als Hoch¬
verräther hingerichtet wurde, sagte in seiner Abschiedsrede: „Niemand
schreibe meine Grabschrift; man lasse meine» Leichenstein leer, bis andere
Zeiten und andere Menschen kommen, die mir Gerechtigkeit werden wider¬
fahren lassen." Daraus bezieht sich das Lied, welches Moore zu jener rüh¬
renden Melodie gedichtet, und welches, aus deutsch, ungefähr lauten würde:
Hauch nicht seinen Namen, laß schlummern beschattet,
Den hier sie so frostig und ehrlos bestattet:
Still, nächtiglich fließe die Thräne herab
Wie nächtiger Thau, der da sinkt auf sein Grab.
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[0207] gnug, um Irland aus dem Schiffbruch aller Freiheiten, diese seine einzige Zierde zu retten. Da kam ein Mr. Bunting auf den Gedanken, jene Melodien, welche in der lebendigen Tradition ganz auszustehen drohten, zu sammeln, in Noten auszuschreiben und herauszugeben. Im . Jahr 1796 erschien der erste Band dieser Musikstücke und wurde mit Enthusiasmus aufgenommen. Im I. 1797 lernte Moore durch einen Freund seines Hauses, Namens Edward Hudson, der gern Flöte spielte, zum ersten Mal das Werk des Herrn Bunting kennen. Dieses Werk machte Epoche in seinem Leben, denn gleichzeitig wurde er mit dem schwärmeri¬ schen, edeln und bald darauf so unglücklichen jungen Robert Em- met bekannt und innig befreundet. Mit diesem kam er in die so¬ genannte Redner-Gesellschaft, wo die jungen Studenten, unter höherer Aufsicht, sich im Debattiren übten, und wo Emmet sich durch seine patriotische Begeisterung nicht nur einen großen Anhang erobert, sondern auch den Verdacht der Behörden zugezogen hatte. Robert Emmet, erzählt Moore, pflegte ost neben mir zu sitzen, wenn ich auf dem Piano spielte;, und ich entsinne mich, daß er eines Tages, da ich gerade die Melodie, „der rothe Fuchs" ge¬ nannt, geklimpert hatte, aus seinen Träumen auffuhr und rief: „O stände ich an der Spitze von 20V00 Mann, die zu dieser Melodie marschiren!" Wie wenig ließ ich mir damals träumen, daß eine der rührendsten Weisen, die ich ihm zu spielen Pflegte, bald einen so würdigen, traurig stolzen Text in Emmet's letzten Worten finden würde 5); oder daß eine andere jener Trauerme- Robert Emniet, der nach der Verschwörung von 1798 als Hoch¬ verräther hingerichtet wurde, sagte in seiner Abschiedsrede: „Niemand schreibe meine Grabschrift; man lasse meine» Leichenstein leer, bis andere Zeiten und andere Menschen kommen, die mir Gerechtigkeit werden wider¬ fahren lassen." Daraus bezieht sich das Lied, welches Moore zu jener rüh¬ renden Melodie gedichtet, und welches, aus deutsch, ungefähr lauten würde: Hauch nicht seinen Namen, laß schlummern beschattet, Den hier sie so frostig und ehrlos bestattet: Still, nächtiglich fließe die Thräne herab Wie nächtiger Thau, der da sinkt auf sein Grab.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/207>, abgerufen am 23.12.2024.