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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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rend Anfangs die liebenswürdigsten Complimente gewechselt und die
Accolade und der Handkuß gar rührend ins Licht gestellt wurden,
schrille jetzt mit einem Male der Mißton nach, der von ernsten Er¬
mahnungen und der Versagung jeder höheren Aufmerksamkeit von
Seite des heiligen Vaters spricht; dieser Widerspruch erklärt sich wohl
am besten durch die Berücksichtigung, welche die römische Curie der
öffentlichen Meinung zu schenken sich veranlaßt fand, die sich sehr
unwirsch über die Herzlichkeiten äußerte, welche zwischen den beiden
Vertretern der abendländischen und morgenländischen Kirche in dem
Momente gewechselt wurden, in dem zahllose Opfer der herzlosesten
Glaubenswuth unter dem Joch des russischen Griechenthums seufzen
und hie Anhänger des Deutschkatholicismus, die keinem Sterblichen
ejn Haar gekrümmt haben, in Bann und Verfolgung leben.

Der Tod des Generalmajors Birago, welcher zugleich Comman¬
dant des Pioniercorps und Lieutenant in der italienischen Nobelgarde
war, hat hier große Sensation erregt, indem die Erfindungen dieses
geistvollen und ungemein thätigen Mannes seinen Namen überaus
bekannt und populär gemacht haben. Ein bleibendes Denkmal hat
sich derselbe in den neuen, von ihm erfundenen Kriegsbrücken gestiftet,
welche dermalen auch in allen übrigen Heeren als die zweckmäßigsten an¬
erkannt worden sind. Die wirklich erstaunungswurdigen und praktisch
erprobten Vortheile seiner Bockbrücken haben bei den mehrmals im
größeren Maßstab angestellten Versuchen auf der Donau, selbst seine hef¬
tigsten Gegner bekehrt und es herrscht, jetzt über diesen, für die Schnel¬
ligkeit der Operationen und den Geist der gesammten Kriegführung
höchst wichtigen Gegenstand eine seltene Einhelligkeit der Meinun¬
gen, wie sie nur den schlagendsten Beweisen hervorzubringen gelingen
kann. Zwei Hauptvorthcile werden mittelst des Birago'schen Brücken¬
systems erzielt, nämlich die Entbehrlichkeit eines für den Wasserdienst
und den Brückenwurf besonders abgerichteten Pioniercorps, wie es
bis vor einigen Jahren in Oesterreich bestand, und endlich die Mög¬
lichkeit selbst bei den steilsten Uferböschungen die praktikabelste Brücke
zu schlagen, was bisher seine besonderen Schwierigkeiten hatte, da sich
die Brücke nach dem Wasserspiegel richten muß, und sobald dieser
tief liegt, die Abdachung der Zugänge die Beschickung der Brücke
selbst von Truppenmassen und Geschütz unendlich erschwert. Gene¬
ral Birago war 52 Jahre alt und hat sich seine Tooeskrankheit, die
ihn mehrere Monate hindurch an das Siechbett fesselte, auf seiner
Bereisung der untern Donaugegenden geholt, die er im verflossenen
Jahre auf Anordung des Hofkriegsrathes unternommen halte. Die
bösartigen Miasmen der dortigen Sumpfluft haben seine Gesundheit
zerstört, und schmerzhafte Geschwüre in den Eingeweiden verbitterten
die letzten, qualvollen Stunden seines Daseins.


rend Anfangs die liebenswürdigsten Complimente gewechselt und die
Accolade und der Handkuß gar rührend ins Licht gestellt wurden,
schrille jetzt mit einem Male der Mißton nach, der von ernsten Er¬
mahnungen und der Versagung jeder höheren Aufmerksamkeit von
Seite des heiligen Vaters spricht; dieser Widerspruch erklärt sich wohl
am besten durch die Berücksichtigung, welche die römische Curie der
öffentlichen Meinung zu schenken sich veranlaßt fand, die sich sehr
unwirsch über die Herzlichkeiten äußerte, welche zwischen den beiden
Vertretern der abendländischen und morgenländischen Kirche in dem
Momente gewechselt wurden, in dem zahllose Opfer der herzlosesten
Glaubenswuth unter dem Joch des russischen Griechenthums seufzen
und hie Anhänger des Deutschkatholicismus, die keinem Sterblichen
ejn Haar gekrümmt haben, in Bann und Verfolgung leben.

Der Tod des Generalmajors Birago, welcher zugleich Comman¬
dant des Pioniercorps und Lieutenant in der italienischen Nobelgarde
war, hat hier große Sensation erregt, indem die Erfindungen dieses
geistvollen und ungemein thätigen Mannes seinen Namen überaus
bekannt und populär gemacht haben. Ein bleibendes Denkmal hat
sich derselbe in den neuen, von ihm erfundenen Kriegsbrücken gestiftet,
welche dermalen auch in allen übrigen Heeren als die zweckmäßigsten an¬
erkannt worden sind. Die wirklich erstaunungswurdigen und praktisch
erprobten Vortheile seiner Bockbrücken haben bei den mehrmals im
größeren Maßstab angestellten Versuchen auf der Donau, selbst seine hef¬
tigsten Gegner bekehrt und es herrscht, jetzt über diesen, für die Schnel¬
ligkeit der Operationen und den Geist der gesammten Kriegführung
höchst wichtigen Gegenstand eine seltene Einhelligkeit der Meinun¬
gen, wie sie nur den schlagendsten Beweisen hervorzubringen gelingen
kann. Zwei Hauptvorthcile werden mittelst des Birago'schen Brücken¬
systems erzielt, nämlich die Entbehrlichkeit eines für den Wasserdienst
und den Brückenwurf besonders abgerichteten Pioniercorps, wie es
bis vor einigen Jahren in Oesterreich bestand, und endlich die Mög¬
lichkeit selbst bei den steilsten Uferböschungen die praktikabelste Brücke
zu schlagen, was bisher seine besonderen Schwierigkeiten hatte, da sich
die Brücke nach dem Wasserspiegel richten muß, und sobald dieser
tief liegt, die Abdachung der Zugänge die Beschickung der Brücke
selbst von Truppenmassen und Geschütz unendlich erschwert. Gene¬
ral Birago war 52 Jahre alt und hat sich seine Tooeskrankheit, die
ihn mehrere Monate hindurch an das Siechbett fesselte, auf seiner
Bereisung der untern Donaugegenden geholt, die er im verflossenen
Jahre auf Anordung des Hofkriegsrathes unternommen halte. Die
bösartigen Miasmen der dortigen Sumpfluft haben seine Gesundheit
zerstört, und schmerzhafte Geschwüre in den Eingeweiden verbitterten
die letzten, qualvollen Stunden seines Daseins.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/135>, abgerufen am 23.12.2024.