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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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die Bier- und die Weinsäufer, trank wie ein Dragoner und
rauchte wie ein Wachtmeister, und hörte da, wie Kaufleute und
Kramer schrieen, ein ehrlicher Mann müsse einmal ans Nuder
kommen! Da er nun den Bürgermeister eines kleinen Städtchens
in seinem Reiche als einen der biedersten, solidesten und respekta¬
belsten Männer der Welt rühmen horte, so war sein Entschluß
gefaßt. In der That verdiente Hinzelmann seinen Ruf, und war
der gerechteste, unbescholtenste Bürgermeister, den es geben
konnte.

-- Donner und Doria! rief der Fürst, so einen Mann
kann ich brauchen. Dem werde ich die ganze Verwaltung des
Reiches sicher anvertrauen und mich dann um so eifriger der Liebe
zu den schönen Künsten hingeben können.

Kaum hatte Witsch I. die nothwendigen Erkundigungen
über Hinzelmann eingezogen und sich überzeugt, daß diesem wirk¬
lich Niemand an wahrhafter Loyalität gleich kam, so ließ er den
alten Minister kommen und kündigte ihm an, wie er, um die
Wünsche des Volkes zu befriedigen, sich gezwungen sehe, ihn mit
Anerkennung seiner Verdienste und mit Versicherungen seiner aller¬
höchsten Huld zum Teufel zu jagen. Der Minister, ein gewiegter
Diplomat und verschwägert mit einem der ersten Staatsmänner
Europas, bat um den Namen seines Nachfolgers. "Der Bürger¬
meister Hinzelmann!" rief Witsch I. mit Nachdruck und Stolz.

-- So! sagte der Minister mit jenem zweideutigen Lächeln,
welches den ganzen Staatsrath in Verlegenheit zu bringen
pflegte.

-- Nun! rief der Fürst. Ist es nicht die beste Politik, um
mir die Sympathien des Volkes zu gewinnen? Haben Sie gegen
den Charakter des Mannes etwas einzuwenden?

-- Nicht das Mindeste, Ihre Hoheit.

Hat Ihnen die geheime Polizei gegen ihn berichtet?

-- Durchaus nicht, Ihre Hoheit.

-- Woher also dieser Zweifel an der Zweckmäßigkeit meiner
Wahl? Sie sollen wissen, daß Hinzelmann der ehrlichste Mann
im Lande ist.

-- Ja, das ist sein größter Fehler, Ihre Hoheit. Dadurch
ist er eben " . . unmöglich.'


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die Bier- und die Weinsäufer, trank wie ein Dragoner und
rauchte wie ein Wachtmeister, und hörte da, wie Kaufleute und
Kramer schrieen, ein ehrlicher Mann müsse einmal ans Nuder
kommen! Da er nun den Bürgermeister eines kleinen Städtchens
in seinem Reiche als einen der biedersten, solidesten und respekta¬
belsten Männer der Welt rühmen horte, so war sein Entschluß
gefaßt. In der That verdiente Hinzelmann seinen Ruf, und war
der gerechteste, unbescholtenste Bürgermeister, den es geben
konnte.

— Donner und Doria! rief der Fürst, so einen Mann
kann ich brauchen. Dem werde ich die ganze Verwaltung des
Reiches sicher anvertrauen und mich dann um so eifriger der Liebe
zu den schönen Künsten hingeben können.

Kaum hatte Witsch I. die nothwendigen Erkundigungen
über Hinzelmann eingezogen und sich überzeugt, daß diesem wirk¬
lich Niemand an wahrhafter Loyalität gleich kam, so ließ er den
alten Minister kommen und kündigte ihm an, wie er, um die
Wünsche des Volkes zu befriedigen, sich gezwungen sehe, ihn mit
Anerkennung seiner Verdienste und mit Versicherungen seiner aller¬
höchsten Huld zum Teufel zu jagen. Der Minister, ein gewiegter
Diplomat und verschwägert mit einem der ersten Staatsmänner
Europas, bat um den Namen seines Nachfolgers. „Der Bürger¬
meister Hinzelmann!" rief Witsch I. mit Nachdruck und Stolz.

— So! sagte der Minister mit jenem zweideutigen Lächeln,
welches den ganzen Staatsrath in Verlegenheit zu bringen
pflegte.

— Nun! rief der Fürst. Ist es nicht die beste Politik, um
mir die Sympathien des Volkes zu gewinnen? Haben Sie gegen
den Charakter des Mannes etwas einzuwenden?

— Nicht das Mindeste, Ihre Hoheit.

Hat Ihnen die geheime Polizei gegen ihn berichtet?

— Durchaus nicht, Ihre Hoheit.

— Woher also dieser Zweifel an der Zweckmäßigkeit meiner
Wahl? Sie sollen wissen, daß Hinzelmann der ehrlichste Mann
im Lande ist.

— Ja, das ist sein größter Fehler, Ihre Hoheit. Dadurch
ist er eben » . . unmöglich.'


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/107>, abgerufen am 23.12.2024.