Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.ger Zeit laßt man sodann den frühern Austand wieder zu, und indem Wie sehr die gewerbliche Thätigkeit sich um die Hauptstadt selbst Dasselbe Verhältniß stellt sich auch bei der vergleichenden Gegen¬ Eine ahnliche Erscheinung zeigt sich in Frankreich, wo im Jahre II "
ger Zeit laßt man sodann den frühern Austand wieder zu, und indem Wie sehr die gewerbliche Thätigkeit sich um die Hauptstadt selbst Dasselbe Verhältniß stellt sich auch bei der vergleichenden Gegen¬ Eine ahnliche Erscheinung zeigt sich in Frankreich, wo im Jahre II »
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0091" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271352"/> <p xml:id="ID_212" prev="#ID_211"> ger Zeit laßt man sodann den frühern Austand wieder zu, und indem<lb/> man dadurch einen Beweis unerschöpflicher Gnade gibt, hat man zu¬<lb/> gleich die Petitionare mürbe gemacht und ihnen gezeigt, daß der von<lb/> ihnen so unleidlich geschilderte Zustand noch nicht der schlimmste sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_213"> Wie sehr die gewerbliche Thätigkeit sich um die Hauptstadt selbst<lb/> gruppire, zeigt nichts deutlicher, als die geographische Vertheilung der<lb/> wichtigen Baumwollenmanufaktur, welche dermalen in der gesammten<lb/> Monarchie 195 Etablissements beschäftigt und beiläufig 1,164,090 Fein¬<lb/> spindeln zählt, wovon allein 378,586 auf die Provinz Niederösterreich<lb/> fallen. Die genannte Anzahl von Baumwollenspinnereien vertheilt<lb/> sich auf die verschiedenen Fabrikländer Oesterreichs in folgendem Ver¬<lb/> hältniß: Auf Böhmen 81 Fabriken, auf Jnnerösterreich, nämlich<lb/> Oberösterreich, Steuermark, Kärnthen, Wien und das Küstenland 4,<lb/> Tyrol und Vorarlberg 18 , Lombardei 28, das Venetianische 1, und<lb/> endlich Niederösterreich 40. Dabei ist indeß zu bemerken, daß<lb/> diese bedeutende Anzahl von Spinnereien sich auf einem Flächenraum<lb/> von fünf bis sechs Quadratmeilen in der nächsten Umgebung Wiens<lb/> befinden, folglich das Weichbild der Residenzstadt allein die Hälfte der<lb/> Baumwollspinnfabriken besitzt, welche das betriebsame Böhmen auf-<lb/> weis't, und fast ein Viertheil des ganzen Jndustriezweiges in der ge¬<lb/> sammten Monarchie.</p><lb/> <p xml:id="ID_214"> Dasselbe Verhältniß stellt sich auch bei der vergleichenden Gegen¬<lb/> überstellung der in dem Zeitraum von 1820 — 1844 genommenen<lb/> Ersindungsprivilegikn, welche von Seite der k. k, allgemeinen Hofkammer<lb/> ertheilt wurden, heraus, denn während von der in dieser Frist ertheilten<lb/> Anzahl von 40t I Privilegien auf Böhmen blos 336, auf Mähren<lb/> und Schlesien 145, auf Galizien 24, auf die Lombardei 279, auf<lb/> das Venetianische 194, auf Dalmarien 2, auf Ungarn 193, auf<lb/> Siegenbürgcn 5, auf die Militärgrenze 3, auf Steiermark 48, 'auf<lb/> Oberösterreich 98, auf Kärnthen und Oranien 33, aus das Küsten¬<lb/> land 49, auf Tyrol und Voralberg 44, und endlich auf Ausländer<lb/> 477 kamen, sigurirt die kleine Provinz Niederösterreich in dieser Liste<lb/> mit der Summe 2391, wovon 2997 lediglich auf die Stadt Wien<lb/> fallen, das also die Hälfte aller in dem Zeitraume von 24 Jahren pa-<lb/> tentirter Erfindungen besitzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_215" next="#ID_216"> Eine ahnliche Erscheinung zeigt sich in Frankreich, wo im Jahre<lb/> 1843 im ganzen Lande 952 Patente gelös't wurden, von denen auf<lb/> Paris allein 475 kamen, doch die Centralisation Frankreichs ist eine<lb/> vielerörterte und längst anerkannte Thatsache, indeß man in Bezug<lb/> auf den österreichischen Kaiserstaat stets der, wie es sich jetzt zeigt, irr¬<lb/> thümlichen Meinung war, als herrsche in ihm eine gewisse provinzielle<lb/> Ungebundenheit und eine Art von Sonderleben, das in andern Staa¬<lb/> ten bereits durch eine centralisirende Staatsgewalt zerstört worden sei,<lb/> Wie man sieht, beschränkt sich die officielle Abgeschlossenheit blos aus</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> II »</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0091]
ger Zeit laßt man sodann den frühern Austand wieder zu, und indem
man dadurch einen Beweis unerschöpflicher Gnade gibt, hat man zu¬
gleich die Petitionare mürbe gemacht und ihnen gezeigt, daß der von
ihnen so unleidlich geschilderte Zustand noch nicht der schlimmste sei.
Wie sehr die gewerbliche Thätigkeit sich um die Hauptstadt selbst
gruppire, zeigt nichts deutlicher, als die geographische Vertheilung der
wichtigen Baumwollenmanufaktur, welche dermalen in der gesammten
Monarchie 195 Etablissements beschäftigt und beiläufig 1,164,090 Fein¬
spindeln zählt, wovon allein 378,586 auf die Provinz Niederösterreich
fallen. Die genannte Anzahl von Baumwollenspinnereien vertheilt
sich auf die verschiedenen Fabrikländer Oesterreichs in folgendem Ver¬
hältniß: Auf Böhmen 81 Fabriken, auf Jnnerösterreich, nämlich
Oberösterreich, Steuermark, Kärnthen, Wien und das Küstenland 4,
Tyrol und Vorarlberg 18 , Lombardei 28, das Venetianische 1, und
endlich Niederösterreich 40. Dabei ist indeß zu bemerken, daß
diese bedeutende Anzahl von Spinnereien sich auf einem Flächenraum
von fünf bis sechs Quadratmeilen in der nächsten Umgebung Wiens
befinden, folglich das Weichbild der Residenzstadt allein die Hälfte der
Baumwollspinnfabriken besitzt, welche das betriebsame Böhmen auf-
weis't, und fast ein Viertheil des ganzen Jndustriezweiges in der ge¬
sammten Monarchie.
Dasselbe Verhältniß stellt sich auch bei der vergleichenden Gegen¬
überstellung der in dem Zeitraum von 1820 — 1844 genommenen
Ersindungsprivilegikn, welche von Seite der k. k, allgemeinen Hofkammer
ertheilt wurden, heraus, denn während von der in dieser Frist ertheilten
Anzahl von 40t I Privilegien auf Böhmen blos 336, auf Mähren
und Schlesien 145, auf Galizien 24, auf die Lombardei 279, auf
das Venetianische 194, auf Dalmarien 2, auf Ungarn 193, auf
Siegenbürgcn 5, auf die Militärgrenze 3, auf Steiermark 48, 'auf
Oberösterreich 98, auf Kärnthen und Oranien 33, aus das Küsten¬
land 49, auf Tyrol und Voralberg 44, und endlich auf Ausländer
477 kamen, sigurirt die kleine Provinz Niederösterreich in dieser Liste
mit der Summe 2391, wovon 2997 lediglich auf die Stadt Wien
fallen, das also die Hälfte aller in dem Zeitraume von 24 Jahren pa-
tentirter Erfindungen besitzt.
Eine ahnliche Erscheinung zeigt sich in Frankreich, wo im Jahre
1843 im ganzen Lande 952 Patente gelös't wurden, von denen auf
Paris allein 475 kamen, doch die Centralisation Frankreichs ist eine
vielerörterte und längst anerkannte Thatsache, indeß man in Bezug
auf den österreichischen Kaiserstaat stets der, wie es sich jetzt zeigt, irr¬
thümlichen Meinung war, als herrsche in ihm eine gewisse provinzielle
Ungebundenheit und eine Art von Sonderleben, das in andern Staa¬
ten bereits durch eine centralisirende Staatsgewalt zerstört worden sei,
Wie man sieht, beschränkt sich die officielle Abgeschlossenheit blos aus
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