Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Auge -- neben vieler Schalkhaftigkeit und Klugheit, sehr viel Bon- Nach dem Abendessen im Stern unterhielt er sich mit zwei Eng¬ Heute Morgen kam er zu mir herunter und holte mich zu sich Das Abendconcert unter Spvhr's Leitung, Beethovens große Auge — neben vieler Schalkhaftigkeit und Klugheit, sehr viel Bon- Nach dem Abendessen im Stern unterhielt er sich mit zwei Eng¬ Heute Morgen kam er zu mir herunter und holte mich zu sich Das Abendconcert unter Spvhr's Leitung, Beethovens große <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271332"/> <p xml:id="ID_158" prev="#ID_157"> Auge — neben vieler Schalkhaftigkeit und Klugheit, sehr viel Bon-<lb/> hommie, was auch Grundzug seines Charakters zu sein scheint —<lb/> dabei ist er sehr beweglich und lebendig, ohne jedoch fasrig zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_159"> Nach dem Abendessen im Stern unterhielt er sich mit zwei Eng¬<lb/> ländern — ebenfalls Journalisten — über Shakspeare, mit hastigen<lb/> Zügen dabei eine Cigarre rauchend und himmlische Dinge sagend,<lb/> Und. A. Votrv Klut8neilrv oft >in Arien6 poets, mais it n'ilvitit<lb/> zms «j' invvntion. — II feto.lit vu^r^ir uns pensve, eomme >>ur<lb/> exomsile, und nun citirte er die Schilderung des alten Apothekers<lb/> aus Romeo und Julie in einer französischen Uebersetzung ziemlich<lb/> wörtlich — und fuhr dann fort — ^ki, cmiimis mon 8niet8monro<lb/> me»i; c' vt-ut unj xiiln«! >»c»^t<:: niiÜ8 eomnie vous l!i8, it u'<lb/> no-ut ä' iilveiition; it n'-r rioo inveutu lui, tant c<z sju' it it<lb/> eine vt»it iZvjil sait ilVilnt lui; it ^-to-lit äeux I^vier se troi8 Naebotli<lb/> ÄVimt so» I^kitr et son N.^»celi. — Auf diese Weise ging es fort,<lb/> und wenn einer der Engländer etwas dagegen bemerkte, so brachte<lb/> er ihn durch irgend einen schlagenden Einfall zum Lachen und<lb/> Schweigen. Ich stand lange stumm dabei und sagte endlich zu einem<lb/> der Beiden auf englisch, wie es möglich sei, sich so über den grö߬<lb/> ten Dichter seines Landes zu unterhalten; dieser aber erwiderte mir<lb/> lächelnd: ^on in»8t ec,ut,-58, I>v (.lium) i8 ovi^ »in»8illA. (Sie<lb/> müssen gestehen, daß er sehr amüsant ist.)</p><lb/> <p xml:id="ID_160"> Heute Morgen kam er zu mir herunter und holte mich zu sich<lb/> hinauf, um sich von mir den Tert der Cantate wörtlich übersetzen<lb/> zu lassen, die er dann auf seine Weise in das Französische übertrug,<lb/> hier wegließ, dort zusetzte, so daß mein armes Kind ein eigenthüm¬<lb/> liches Gewand bekam. Es siel mir jedoch nicht ein, dagegen zu<lb/> protestiren, ich kenne daS schon; macht man einem Franzosen derar¬<lb/> tige Einwürfe, so antwortet er sehr artig: vui, c'«8t tort l,oaii, uns<lb/> co n' «8t i>.'t8 srnn^in«, und damit hat es sein Bewenden. Uebrigens<lb/> wurden wir jeden Augenblick durch Besuch gestört, denn namentlich<lb/> die Künstler aller Nationen wetteiferten dem Fürsten des französischen<lb/> Feuilletons ihre Huldigungen darzubringen.'</p><lb/> <p xml:id="ID_161" next="#ID_162"> Das Abendconcert unter Spvhr's Leitung, Beethovens große<lb/> Messe und die neunte Symphonie mit dem Schiller'schen Hymnus<lb/> an die Freude übten einen gewaltigen Eindruck. Ueber Musik ver¬<lb/> stehe ich nicht zu schreiben, und wenn ich es auch verstände, würde</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
Auge — neben vieler Schalkhaftigkeit und Klugheit, sehr viel Bon-
hommie, was auch Grundzug seines Charakters zu sein scheint —
dabei ist er sehr beweglich und lebendig, ohne jedoch fasrig zu sein.
Nach dem Abendessen im Stern unterhielt er sich mit zwei Eng¬
ländern — ebenfalls Journalisten — über Shakspeare, mit hastigen
Zügen dabei eine Cigarre rauchend und himmlische Dinge sagend,
Und. A. Votrv Klut8neilrv oft >in Arien6 poets, mais it n'ilvitit
zms «j' invvntion. — II feto.lit vu^r^ir uns pensve, eomme >>ur
exomsile, und nun citirte er die Schilderung des alten Apothekers
aus Romeo und Julie in einer französischen Uebersetzung ziemlich
wörtlich — und fuhr dann fort — ^ki, cmiimis mon 8niet8monro
me»i; c' vt-ut unj xiiln«! >»c»^t<:: niiÜ8 eomnie vous l!i8, it u'
no-ut ä' iilveiition; it n'-r rioo inveutu lui, tant c<z sju' it it
eine vt»it iZvjil sait ilVilnt lui; it ^-to-lit äeux I^vier se troi8 Naebotli
ÄVimt so» I^kitr et son N.^»celi. — Auf diese Weise ging es fort,
und wenn einer der Engländer etwas dagegen bemerkte, so brachte
er ihn durch irgend einen schlagenden Einfall zum Lachen und
Schweigen. Ich stand lange stumm dabei und sagte endlich zu einem
der Beiden auf englisch, wie es möglich sei, sich so über den grö߬
ten Dichter seines Landes zu unterhalten; dieser aber erwiderte mir
lächelnd: ^on in»8t ec,ut,-58, I>v (.lium) i8 ovi^ »in»8illA. (Sie
müssen gestehen, daß er sehr amüsant ist.)
Heute Morgen kam er zu mir herunter und holte mich zu sich
hinauf, um sich von mir den Tert der Cantate wörtlich übersetzen
zu lassen, die er dann auf seine Weise in das Französische übertrug,
hier wegließ, dort zusetzte, so daß mein armes Kind ein eigenthüm¬
liches Gewand bekam. Es siel mir jedoch nicht ein, dagegen zu
protestiren, ich kenne daS schon; macht man einem Franzosen derar¬
tige Einwürfe, so antwortet er sehr artig: vui, c'«8t tort l,oaii, uns
co n' «8t i>.'t8 srnn^in«, und damit hat es sein Bewenden. Uebrigens
wurden wir jeden Augenblick durch Besuch gestört, denn namentlich
die Künstler aller Nationen wetteiferten dem Fürsten des französischen
Feuilletons ihre Huldigungen darzubringen.'
Das Abendconcert unter Spvhr's Leitung, Beethovens große
Messe und die neunte Symphonie mit dem Schiller'schen Hymnus
an die Freude übten einen gewaltigen Eindruck. Ueber Musik ver¬
stehe ich nicht zu schreiben, und wenn ich es auch verstände, würde
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |