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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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geschlachteten Hammel und Ziegen wegen Mangels an Absatz auf den
Viehweiden verscharrt wird und nur das Fell auf den Markt kommt.
Diesen Gegenden zumal ist durch eine erleichterte Ausfuhr der Noh-
häute ein großer Vortheil erwachsen, indem dem dortigen Viehzüchter
lediglich das Fell zu Gute kommt und Fleisch und Talg dabei fast
gar nicht in Anschlag zu bringen sind. Auch hat die allgemeine Hof¬
kammer zu Wien zur Erleichterung des Donauverkehrs für alle in
Bergfahrt aus Ungarn nach Oesterreich kommenden Fahrzeuge ein Fut¬
terquantum von 50 Pfund pr. Schiffspferd von jedem Zoll befreit,
was bei lebhaften Handelsbeziehungen und dem Umstände, daß die
Futterkräuter dem ungarischen Bauer aus seiner eigenen Hufe beinahe
nichts kosten, indeß er sie in Oesterreich zu hohen Preisen kaufen
müßte, nicht ohne Bedeutung ist. -- Mit diesen Concessionen hat die
Regierung mehr ihren guten Willen bezeigen, die schwebende Zollfrage
auf gesetzmäßigem Wege zu erledigen, nicht aber eine wirkliche Reform
ankündigen wollen; diese muß, wie gesagt, vom Reichstage selbst aus¬
gehen. Er wird zu diesem Behufe im Laufe des nächsten Sommers
in Preßburg versammelt werden. Möge er bedenken, daß die Zollsrage
nicht erledigt werden kann, ohne die Besteuerungsfrage zugleich in's
Reine zu bringen; denn diese beiden Sachen sind unzertrennbar. Die
Begünstigung des Handels geht Hand in Hand mit der Besteuerung
des Bodens. Gelingt dieses Project, so darf man doch nie vergessen,
daß es die Opposition, daß es der Schutzverein gewesen, welche die
Nothwendigkeit der Lösung herbeigeführt haben, indem sie durch ihr
handelndes Auftreten die Staatsgewalt nöthigten, die wohlthätige Ini¬
tiative zu ergreifen.


Ein Deutschungar.
ki.
Aus Wie n.
Rückblick auf die österreichische Industrieausstellung.

Ich würde Ihnen bereits im Sommer dieses Jahres die Resul¬
tate der letzten, in den Monaten Mai und Juni stattgefundenen Ex¬
position des einheimischen Gewerbsfleißes in Umrissen geschildert ha¬
ben, wenn nicht mancherlei Umstände und vorzüglich meine längere
Abwesenheit von der Hauptstadt diese ursprüngliche Absicht vereitelt
hätten. Doch auch jetzt noch glaube ich nichts Ueberflüssiges zu unter¬
nehmen, wenn ich an eine Beleuchtung der letzten Industrieausstellung
gehe, indem die Bedeutsamkeit derselben für die mercantile Stellung
der Monarchie in der Zukunft sowohl als auch für die Kenntniß der


geschlachteten Hammel und Ziegen wegen Mangels an Absatz auf den
Viehweiden verscharrt wird und nur das Fell auf den Markt kommt.
Diesen Gegenden zumal ist durch eine erleichterte Ausfuhr der Noh-
häute ein großer Vortheil erwachsen, indem dem dortigen Viehzüchter
lediglich das Fell zu Gute kommt und Fleisch und Talg dabei fast
gar nicht in Anschlag zu bringen sind. Auch hat die allgemeine Hof¬
kammer zu Wien zur Erleichterung des Donauverkehrs für alle in
Bergfahrt aus Ungarn nach Oesterreich kommenden Fahrzeuge ein Fut¬
terquantum von 50 Pfund pr. Schiffspferd von jedem Zoll befreit,
was bei lebhaften Handelsbeziehungen und dem Umstände, daß die
Futterkräuter dem ungarischen Bauer aus seiner eigenen Hufe beinahe
nichts kosten, indeß er sie in Oesterreich zu hohen Preisen kaufen
müßte, nicht ohne Bedeutung ist. — Mit diesen Concessionen hat die
Regierung mehr ihren guten Willen bezeigen, die schwebende Zollfrage
auf gesetzmäßigem Wege zu erledigen, nicht aber eine wirkliche Reform
ankündigen wollen; diese muß, wie gesagt, vom Reichstage selbst aus¬
gehen. Er wird zu diesem Behufe im Laufe des nächsten Sommers
in Preßburg versammelt werden. Möge er bedenken, daß die Zollsrage
nicht erledigt werden kann, ohne die Besteuerungsfrage zugleich in's
Reine zu bringen; denn diese beiden Sachen sind unzertrennbar. Die
Begünstigung des Handels geht Hand in Hand mit der Besteuerung
des Bodens. Gelingt dieses Project, so darf man doch nie vergessen,
daß es die Opposition, daß es der Schutzverein gewesen, welche die
Nothwendigkeit der Lösung herbeigeführt haben, indem sie durch ihr
handelndes Auftreten die Staatsgewalt nöthigten, die wohlthätige Ini¬
tiative zu ergreifen.


Ein Deutschungar.
ki.
Aus Wie n.
Rückblick auf die österreichische Industrieausstellung.

Ich würde Ihnen bereits im Sommer dieses Jahres die Resul¬
tate der letzten, in den Monaten Mai und Juni stattgefundenen Ex¬
position des einheimischen Gewerbsfleißes in Umrissen geschildert ha¬
ben, wenn nicht mancherlei Umstände und vorzüglich meine längere
Abwesenheit von der Hauptstadt diese ursprüngliche Absicht vereitelt
hätten. Doch auch jetzt noch glaube ich nichts Ueberflüssiges zu unter¬
nehmen, wenn ich an eine Beleuchtung der letzten Industrieausstellung
gehe, indem die Bedeutsamkeit derselben für die mercantile Stellung
der Monarchie in der Zukunft sowohl als auch für die Kenntniß der


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[0556] geschlachteten Hammel und Ziegen wegen Mangels an Absatz auf den Viehweiden verscharrt wird und nur das Fell auf den Markt kommt. Diesen Gegenden zumal ist durch eine erleichterte Ausfuhr der Noh- häute ein großer Vortheil erwachsen, indem dem dortigen Viehzüchter lediglich das Fell zu Gute kommt und Fleisch und Talg dabei fast gar nicht in Anschlag zu bringen sind. Auch hat die allgemeine Hof¬ kammer zu Wien zur Erleichterung des Donauverkehrs für alle in Bergfahrt aus Ungarn nach Oesterreich kommenden Fahrzeuge ein Fut¬ terquantum von 50 Pfund pr. Schiffspferd von jedem Zoll befreit, was bei lebhaften Handelsbeziehungen und dem Umstände, daß die Futterkräuter dem ungarischen Bauer aus seiner eigenen Hufe beinahe nichts kosten, indeß er sie in Oesterreich zu hohen Preisen kaufen müßte, nicht ohne Bedeutung ist. — Mit diesen Concessionen hat die Regierung mehr ihren guten Willen bezeigen, die schwebende Zollfrage auf gesetzmäßigem Wege zu erledigen, nicht aber eine wirkliche Reform ankündigen wollen; diese muß, wie gesagt, vom Reichstage selbst aus¬ gehen. Er wird zu diesem Behufe im Laufe des nächsten Sommers in Preßburg versammelt werden. Möge er bedenken, daß die Zollsrage nicht erledigt werden kann, ohne die Besteuerungsfrage zugleich in's Reine zu bringen; denn diese beiden Sachen sind unzertrennbar. Die Begünstigung des Handels geht Hand in Hand mit der Besteuerung des Bodens. Gelingt dieses Project, so darf man doch nie vergessen, daß es die Opposition, daß es der Schutzverein gewesen, welche die Nothwendigkeit der Lösung herbeigeführt haben, indem sie durch ihr handelndes Auftreten die Staatsgewalt nöthigten, die wohlthätige Ini¬ tiative zu ergreifen. Ein Deutschungar. ki. Aus Wie n. Rückblick auf die österreichische Industrieausstellung. Ich würde Ihnen bereits im Sommer dieses Jahres die Resul¬ tate der letzten, in den Monaten Mai und Juni stattgefundenen Ex¬ position des einheimischen Gewerbsfleißes in Umrissen geschildert ha¬ ben, wenn nicht mancherlei Umstände und vorzüglich meine längere Abwesenheit von der Hauptstadt diese ursprüngliche Absicht vereitelt hätten. Doch auch jetzt noch glaube ich nichts Ueberflüssiges zu unter¬ nehmen, wenn ich an eine Beleuchtung der letzten Industrieausstellung gehe, indem die Bedeutsamkeit derselben für die mercantile Stellung der Monarchie in der Zukunft sowohl als auch für die Kenntniß der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/556>, abgerufen am 05.02.2025.