Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Ein großes Diner, wozu tüchtiger Hunger mitgebracht und die mek- Es bedarf im Grunde keiner Erwähnung, daß nur ein Theil des v'renjl'vier. Isis. IV.
Ein großes Diner, wozu tüchtiger Hunger mitgebracht und die mek- Es bedarf im Grunde keiner Erwähnung, daß nur ein Theil des v'renjl'vier. Isis. IV.
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Ein großes Diner, wozu tüchtiger Hunger mitgebracht und die mek-
lenburgische Virtuosität im Essen und Trinken sich im glänzenden
Lichte zeigt, beginnt. Die Unterhaltung dreht sich dabei um die Be¬
gebenheiten der heutigen Jagd, die breit und umständlich von jedem
einzelnen Theilnehmer auseinandergesetzt und beurtheilt werden. In¬
teressante Nachrichten über Hunde und Pferde bringen angenehme
Abwechselung inzwischen. Da man auf manchen meklenburgischen
Gütern nie, oder doch nur in seltenen Ausnahmsfällen, über andere
Gegenstande sprechen wird, so findet dies Gespräch allgemeine Theil¬
nahme. Damen wie Herren werden ordentlich begeistert, wenn sie
auf die Thaten der Wettrenner des Grafen H. oder des Barons M.
kommen, und erstere hören mit großer Unbefangenheit, die von ihrer
sonstigen gezierten Prüderie ganz seltsam absticht, die genaueren De¬
tails der Pserdczüchtung und Paarung mit an, und wissen auch ganz
naiv die einzelnen bei der Paarung gebräuchlichen technischen Aus¬
drücke zu erzählen. Doch der Wein, der in ungeheuren Quantitäten
vertilgt ist, beginnt seine Wirkung zu äußern, man wird aufgeregter
und geht von den Pferden zur—Politik über. HilfHimmcl! die Po¬
litik in dem Kreise des meklenburgischen „Parforce-Vereines". Don^
nernde Reden gegen die neue Keil, welche es wage, an den alten
Rechten des Adels zu rütteln, werden gehalten und der ganze altade¬
lige Zorn auf dieselbe herabbeschworen. Am schlimmsten kommen die
liberalen- Schriftsteller fort, „welche an all dem Unheil Schuld waren
und dem dummen Volk nur allerlei Unsinn in den Kopf setzten." Ein
Herr meint, die Regierung müsse alle Aelt.unqen, mit Ausnahme der
von ihr selbst ausgehenden und der etwaigen Jagd- und Adelsblatter,
ganz verbieten^ Ein anderer vornehmer meklenburgischer Graf äußert
den lebhaften Wunsch, „einmal alle diese verdammten Demagogen in
seiner Gewalt zu haben, damit er sie mit seinen Jagdhunden einsper¬
ren und gleich diesen mit der Peitsche an Zucht und Ordnung gewöh¬
nen könne, was ein zustimmendes Gelächter der Uebrigen zur Folge
hat. Nach den liberalen Schriftstellern kommt die Parthei der bür¬
gerlichen Gutsbesitzer, welche gleiche landstandische Rechte mit den Ade¬
ligen verlangen, an die Reihe und erhält eine reiche Menge nicht eh¬
renvoller Beinamen. Ein großes Trink- und Spielgelage, wobei an¬
sehnlich im Hazardspiel gewagt wird, macht das würdige Ende des
würdig begonnenen Tages.
Es bedarf im Grunde keiner Erwähnung, daß nur ein Theil des
Meklenburgischen Adels auf solche Weise seinen Stand prostituirt. Un¬
ter der Mehrzahl giebt es eine Menge gebildeter, vernünftiger und
die Anforderungen der Zeit wohl erkennender Männer, die namentlich
mit allen Kräften für Emporhebung der Landwirthschaft, welche in
-Meklenburg zum Wohle des ganzen Landes eine so hohe Stufe er¬
reicht hat, streben. Mit gerechter Indignation sehen diese das rohe
v'renjl'vier. Isis. IV.
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