Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.besitzt, und welche allein ohne Schaden auf das Banknotenpapicr auf¬ II. Aus Berlin. Die Welt wird alt und wird wieder jung, und der Mensch hofft immer Verbesserung. -- Griechisches Alterthum. -- Concurrenz or. Lange's und Hengstenberg's. -- Gasaufklärung. -- Zärtlichkeit für die Nachtigallen. -- Die Aeltesten, -- Hos-Gäste. -- Friedlicher Krieg im kriegerischen Frieden. Es ist wirklich zum Erstaunen, was sich Alles in der Welt be¬ besitzt, und welche allein ohne Schaden auf das Banknotenpapicr auf¬ II. Aus Berlin. Die Welt wird alt und wird wieder jung, und der Mensch hofft immer Verbesserung. — Griechisches Alterthum. — Concurrenz or. Lange's und Hengstenberg's. — Gasaufklärung. — Zärtlichkeit für die Nachtigallen. — Die Aeltesten, — Hos-Gäste. — Friedlicher Krieg im kriegerischen Frieden. Es ist wirklich zum Erstaunen, was sich Alles in der Welt be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0050" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271311"/> <p xml:id="ID_120" prev="#ID_119"> besitzt, und welche allein ohne Schaden auf das Banknotenpapicr auf¬<lb/> getragen werden kann, indeß jede anders zubereitete Farbe auf diesem<lb/> Papiere durchschlägt und ausfranset, wodurch natürlich jede Verfälschung<lb/> unmöglich gemacht würde. Die Direktoren der Nationalbank haben<lb/> den Vortheil, welchen die Reifser'sehe Erfindung gewahrt, auch vollkom¬<lb/> men begriffen, denn wenn auch in der Folge der Scharfsinn eines Fälschers<lb/> auf die Zusammensetzung dieser mystischen Farbe kommen sollte, so dürste<lb/> doch bis dahin eine geraume Zeit verfließen und diese Schutzfrist bietet<lb/> dem Institute bereits einen so unermeßlichen Gewinn, daß der Bank¬<lb/> gouverneur Baron Lederer dem Erfinder die angesprochene Belohnung<lb/> einer Jahrespension von 3(et)(t Gulden auf Lebenszeit unbedenklich zu¬<lb/> sagte. Die Bankbillete der Nationalbank werden so vielfältig nach¬<lb/> gemacht und es circulirt eine solche Unmasse falscher Noten im Geld¬<lb/> verkehr, daß sie jedes Auskunftsmittel mit Freuden ergreifen muß.<lb/> Umsonst wurde der Oberbuchhalter Salzmann schon mehrmals nach<lb/> Belgien und England gesandt, wo crwiesenermaaßen der Heerd der<lb/> Fälschung zu suchen ist; denn gelang es auch zuweilen der Fabrikation<lb/> hier und dort auf die Spur zu kommen, wie im verflossenen Jahre<lb/> in Nürnberg, so tauchten doch bald wieder neue Werkstätten auf,<lb/> welche die Welt mit falschen Bankbilleten überschwemmen. Erst in<lb/> den jüngsten Tagen machte man wieder die traurige Entdeckung, daß<lb/> eine betrachtliche Anzahl falscher Noten im Betrage von IW und Ill<lb/> Gulden im Umlaufe sei, deren Aeußeres so täuschend und von der<lb/> vollendetsten Technik ist, daß sie sogar von den Beamten der Bank<lb/> eine Zeit lang angenommen wurden, ohne ihre Aechtheit im Minde¬<lb/> sten in Zweifel zu ziehen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> Aus Berlin.</head><lb/> <note type="argument"> Die Welt wird alt und wird wieder jung, und der Mensch hofft immer<lb/> Verbesserung. — Griechisches Alterthum. — Concurrenz or. Lange's und<lb/> Hengstenberg's. — Gasaufklärung. — Zärtlichkeit für die Nachtigallen. —<lb/> Die Aeltesten, — Hos-Gäste. — Friedlicher Krieg im kriegerischen Frieden.</note><lb/> <p xml:id="ID_121" next="#ID_122"> Es ist wirklich zum Erstaunen, was sich Alles in der Welt be¬<lb/> giebt — ich meine in Berlin. Sagen Sie nur nicht, daß ich den<lb/> Mund zu voll nehme, wenn ich von der Welt rede, indem ich von<lb/> Berlin rede: Ich berufe mich auf Schiller. Schiller sagte: „Die<lb/> Welt wird alt und wird wieder jung, und der Mensch hofft immer<lb/> Verbesserung." Der „Mensch" kann hier offenbar nur der Preuße<lb/> und speciell der Berliner sein. Zwar paßt das „Immer — Verbes¬<lb/> serung — hoffen" auf uns Deutsche insgemein, aber Sie werden ^auch<lb/> gestehen, daß Berlin das Herz dieses Hoffnungsorganismus, wie<lb/> Preußen überhaupt das Land der — Verheißung ist. Was sodann<lb/> das Alt- und Jungwerden betrifft, so überzeugt uns der Augenschein,<lb/> daß diese Worte eine Prophezeihung auf unser Berlin enthalten. Ver-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0050]
besitzt, und welche allein ohne Schaden auf das Banknotenpapicr auf¬
getragen werden kann, indeß jede anders zubereitete Farbe auf diesem
Papiere durchschlägt und ausfranset, wodurch natürlich jede Verfälschung
unmöglich gemacht würde. Die Direktoren der Nationalbank haben
den Vortheil, welchen die Reifser'sehe Erfindung gewahrt, auch vollkom¬
men begriffen, denn wenn auch in der Folge der Scharfsinn eines Fälschers
auf die Zusammensetzung dieser mystischen Farbe kommen sollte, so dürste
doch bis dahin eine geraume Zeit verfließen und diese Schutzfrist bietet
dem Institute bereits einen so unermeßlichen Gewinn, daß der Bank¬
gouverneur Baron Lederer dem Erfinder die angesprochene Belohnung
einer Jahrespension von 3(et)(t Gulden auf Lebenszeit unbedenklich zu¬
sagte. Die Bankbillete der Nationalbank werden so vielfältig nach¬
gemacht und es circulirt eine solche Unmasse falscher Noten im Geld¬
verkehr, daß sie jedes Auskunftsmittel mit Freuden ergreifen muß.
Umsonst wurde der Oberbuchhalter Salzmann schon mehrmals nach
Belgien und England gesandt, wo crwiesenermaaßen der Heerd der
Fälschung zu suchen ist; denn gelang es auch zuweilen der Fabrikation
hier und dort auf die Spur zu kommen, wie im verflossenen Jahre
in Nürnberg, so tauchten doch bald wieder neue Werkstätten auf,
welche die Welt mit falschen Bankbilleten überschwemmen. Erst in
den jüngsten Tagen machte man wieder die traurige Entdeckung, daß
eine betrachtliche Anzahl falscher Noten im Betrage von IW und Ill
Gulden im Umlaufe sei, deren Aeußeres so täuschend und von der
vollendetsten Technik ist, daß sie sogar von den Beamten der Bank
eine Zeit lang angenommen wurden, ohne ihre Aechtheit im Minde¬
sten in Zweifel zu ziehen.
II.
Aus Berlin.
Die Welt wird alt und wird wieder jung, und der Mensch hofft immer
Verbesserung. — Griechisches Alterthum. — Concurrenz or. Lange's und
Hengstenberg's. — Gasaufklärung. — Zärtlichkeit für die Nachtigallen. —
Die Aeltesten, — Hos-Gäste. — Friedlicher Krieg im kriegerischen Frieden.
Es ist wirklich zum Erstaunen, was sich Alles in der Welt be¬
giebt — ich meine in Berlin. Sagen Sie nur nicht, daß ich den
Mund zu voll nehme, wenn ich von der Welt rede, indem ich von
Berlin rede: Ich berufe mich auf Schiller. Schiller sagte: „Die
Welt wird alt und wird wieder jung, und der Mensch hofft immer
Verbesserung." Der „Mensch" kann hier offenbar nur der Preuße
und speciell der Berliner sein. Zwar paßt das „Immer — Verbes¬
serung — hoffen" auf uns Deutsche insgemein, aber Sie werden ^auch
gestehen, daß Berlin das Herz dieses Hoffnungsorganismus, wie
Preußen überhaupt das Land der — Verheißung ist. Was sodann
das Alt- und Jungwerden betrifft, so überzeugt uns der Augenschein,
daß diese Worte eine Prophezeihung auf unser Berlin enthalten. Ver-
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