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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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Mittermaier
über
die MündlichKeit, das AnKlageprincip, die OeffentlichKeit
und das Geschwornengericht.
Von Di-. Carl Krause.



Der Name Mittermaier's hat ein solches Gewicht, daß er, in
Verbindung mit einer Angelegenheit, wie das Geschwornengericht und
die mit ihm zusammenhängenden Einrichtungen, von keiner Zeit¬
schrift Deutschlands, die einigermaßen Bedeutung hat, unbeachtet ge¬
lassen werden kann. Dies allein würde hingereicht haben, uns zu
bestimmen, du'r nochmals ni'er einen Gegenstand zu sprechen, über
welchen schon so viel gesagt worden ist. Aber es ist nicht der ein¬
zige Grund.

Denn es ist dafür und dagegen Vieles bei uns gesprochen
worden, aber ein großer Theil davon, sowohl der einen als der an¬
dern Seite, sind leider falsche Auffassungen, leicht nachzusprechende
Trugsätze, mundgerechte Irrthümer, und so wie eS leichter ist einzu-
reißen, als aufzubauen, wie das Gift schneller im Körper sich ver¬
breitet, als gesunde Säfte, so ist eS auch schwieriger, Irrthümer aus¬
zurotten und der Wahrheit den Sieg zu erkämpfen, als Wahrheiten
in Dunkel zu hüllen und Irrthümer in Umlauf zu setzen.

Es ist ferner freilich viel gesprochen worden, aber dennoch im¬
mer noch nicht genug. Denn man gebe sich keinen Täuschungen
hin. Die Menge, welche man das Volk zu nennen beliebt, weiß in
Deutschland auf der rechten Seite des Rheines von allen diesen
Dingen noch sehr wenig oder eigentlich gar nichts. Woher in aller
Welt sollte es auch die Kenntnisse haben? Schreibt immerhin Bücher


Grenzl-oder, !8es. IV. 6t
Mittermaier
über
die MündlichKeit, das AnKlageprincip, die OeffentlichKeit
und das Geschwornengericht.
Von Di-. Carl Krause.



Der Name Mittermaier's hat ein solches Gewicht, daß er, in
Verbindung mit einer Angelegenheit, wie das Geschwornengericht und
die mit ihm zusammenhängenden Einrichtungen, von keiner Zeit¬
schrift Deutschlands, die einigermaßen Bedeutung hat, unbeachtet ge¬
lassen werden kann. Dies allein würde hingereicht haben, uns zu
bestimmen, du'r nochmals ni'er einen Gegenstand zu sprechen, über
welchen schon so viel gesagt worden ist. Aber es ist nicht der ein¬
zige Grund.

Denn es ist dafür und dagegen Vieles bei uns gesprochen
worden, aber ein großer Theil davon, sowohl der einen als der an¬
dern Seite, sind leider falsche Auffassungen, leicht nachzusprechende
Trugsätze, mundgerechte Irrthümer, und so wie eS leichter ist einzu-
reißen, als aufzubauen, wie das Gift schneller im Körper sich ver¬
breitet, als gesunde Säfte, so ist eS auch schwieriger, Irrthümer aus¬
zurotten und der Wahrheit den Sieg zu erkämpfen, als Wahrheiten
in Dunkel zu hüllen und Irrthümer in Umlauf zu setzen.

Es ist ferner freilich viel gesprochen worden, aber dennoch im¬
mer noch nicht genug. Denn man gebe sich keinen Täuschungen
hin. Die Menge, welche man das Volk zu nennen beliebt, weiß in
Deutschland auf der rechten Seite des Rheines von allen diesen
Dingen noch sehr wenig oder eigentlich gar nichts. Woher in aller
Welt sollte es auch die Kenntnisse haben? Schreibt immerhin Bücher


Grenzl-oder, !8es. IV. 6t
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[0481] Mittermaier über die MündlichKeit, das AnKlageprincip, die OeffentlichKeit und das Geschwornengericht. Von Di-. Carl Krause. Der Name Mittermaier's hat ein solches Gewicht, daß er, in Verbindung mit einer Angelegenheit, wie das Geschwornengericht und die mit ihm zusammenhängenden Einrichtungen, von keiner Zeit¬ schrift Deutschlands, die einigermaßen Bedeutung hat, unbeachtet ge¬ lassen werden kann. Dies allein würde hingereicht haben, uns zu bestimmen, du'r nochmals ni'er einen Gegenstand zu sprechen, über welchen schon so viel gesagt worden ist. Aber es ist nicht der ein¬ zige Grund. Denn es ist dafür und dagegen Vieles bei uns gesprochen worden, aber ein großer Theil davon, sowohl der einen als der an¬ dern Seite, sind leider falsche Auffassungen, leicht nachzusprechende Trugsätze, mundgerechte Irrthümer, und so wie eS leichter ist einzu- reißen, als aufzubauen, wie das Gift schneller im Körper sich ver¬ breitet, als gesunde Säfte, so ist eS auch schwieriger, Irrthümer aus¬ zurotten und der Wahrheit den Sieg zu erkämpfen, als Wahrheiten in Dunkel zu hüllen und Irrthümer in Umlauf zu setzen. Es ist ferner freilich viel gesprochen worden, aber dennoch im¬ mer noch nicht genug. Denn man gebe sich keinen Täuschungen hin. Die Menge, welche man das Volk zu nennen beliebt, weiß in Deutschland auf der rechten Seite des Rheines von allen diesen Dingen noch sehr wenig oder eigentlich gar nichts. Woher in aller Welt sollte es auch die Kenntnisse haben? Schreibt immerhin Bücher Grenzl-oder, !8es. IV. 6t

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/481>, abgerufen am 05.02.2025.