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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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hundert. Immer eine Tollheit jagt die andere. Eisenbahnen, wo
möglich aus den Mond hinauf, Mosquitoküstencolonisationen, Natio¬
nalbanken, zwei, drei, vier und noch mehre, endlich eine Donauhan.
Vergesellschaft, die aber auch, und zwar nachdem schon 1 Million zu¬
sammengeschossen sein soll, geschwind noch erst ihr Terrain "erkundschaften
lassen will, und zwar, sagt man, durch den nämlichen Herr Fellechner der
das Mosquitoland "erkundschaften half. -- Wo will das alles hinaus?
-- Ob es nicht eine guteSpcculation wäre, -- an dem freudigen Dar-
aufeingehen, Genehmigen und Bestätigen sämmtlicher deutschen Regie¬
rungen ist kein Zweifel, ja ich will's nur unter der Hand gestehen, ich
habe schon die Gesammtconcession in der Tasche; also hierher, ihr
Capitalien, zeichnet, zeichnet Actien! -- die gesammte deutsche Cen¬
sur zu pachten. -- O es ist das Projekt aller Projekte! -- aber ich
werde mich hüten, zu sagen warum und wieso.

Schwindel, Schwindel, Schwindel! In allen Etagen.


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A u S M ü n es e n.
Die Feier des Kartoffelfestes.

Die Künstlergesellschaft zum Stubenwollbräu genießt sowohl in
der Stadt selbst, wie auch in weiteren Kreisen, eines rühmlichen Rufes
wegen der heiteren und von Witz und Laune zeugenden Ausstattungen
der von ihr veranstalteten größeren Festlichkeiten. Außer denen die wäh¬
rend der Zeit des Carnevals und sonst bisweilen zu Ehren eines durch¬
reisenden berühmten Malers stattfinden, wird regelmäßig das sogenannte
Kartoffel-Fest gefeiert. Um noch die letzte Gunst der schwindenden
Jahreszeit so recht zu genießen, wird ein sonniger heiterer October-Tag
zu demselben ausgesucht und der Schauplatz aus der Stadt nach der
Stunden entfei-nten "Mcnterschweige," einem beliebten Vergnü¬
gungsorte Münchens, verlegt. Man hätte keine bessere Wahl hierzu
treffen können. Klagt man auch mit Recht über die Sterilität und
x>ete der Umgebung Münchens, dieses Sitzes ausschließlich nur der
Künste, so muß man der Menterschweige doch zugestehen, daß sie hier¬
in eine Ausnahme macht. Hoch auf den Hügeln welche das Flußbett
der grünen schnell rauschenden Jsar auf der einen Seite begrenzen, ge¬
legen, öffnet sich ihr die Aussicht auf das lange Thal derselben. Eine
Menge freundlicher Gebäude verschiedener Art, schlanker Kirchthürme,
untermischt mit schönen Baumgruppen und grünen Auen zieht sich
auf beiden Seiten des vielgespaltenen Flusses entlang, und im Hinter¬
grunde ragen die stolzen Kuppeln und Thürme der Residenz hoch über
ihre gewaltige Häusermasse hervor. Ist aber das Wetter nur einiger¬
maßen günstig, so erblickt man von der anderen Seite das Gebirge


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hundert. Immer eine Tollheit jagt die andere. Eisenbahnen, wo
möglich aus den Mond hinauf, Mosquitoküstencolonisationen, Natio¬
nalbanken, zwei, drei, vier und noch mehre, endlich eine Donauhan.
Vergesellschaft, die aber auch, und zwar nachdem schon 1 Million zu¬
sammengeschossen sein soll, geschwind noch erst ihr Terrain «erkundschaften
lassen will, und zwar, sagt man, durch den nämlichen Herr Fellechner der
das Mosquitoland »erkundschaften half. — Wo will das alles hinaus?
— Ob es nicht eine guteSpcculation wäre, — an dem freudigen Dar-
aufeingehen, Genehmigen und Bestätigen sämmtlicher deutschen Regie¬
rungen ist kein Zweifel, ja ich will's nur unter der Hand gestehen, ich
habe schon die Gesammtconcession in der Tasche; also hierher, ihr
Capitalien, zeichnet, zeichnet Actien! — die gesammte deutsche Cen¬
sur zu pachten. — O es ist das Projekt aller Projekte! — aber ich
werde mich hüten, zu sagen warum und wieso.

Schwindel, Schwindel, Schwindel! In allen Etagen.


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Die Feier des Kartoffelfestes.

Die Künstlergesellschaft zum Stubenwollbräu genießt sowohl in
der Stadt selbst, wie auch in weiteren Kreisen, eines rühmlichen Rufes
wegen der heiteren und von Witz und Laune zeugenden Ausstattungen
der von ihr veranstalteten größeren Festlichkeiten. Außer denen die wäh¬
rend der Zeit des Carnevals und sonst bisweilen zu Ehren eines durch¬
reisenden berühmten Malers stattfinden, wird regelmäßig das sogenannte
Kartoffel-Fest gefeiert. Um noch die letzte Gunst der schwindenden
Jahreszeit so recht zu genießen, wird ein sonniger heiterer October-Tag
zu demselben ausgesucht und der Schauplatz aus der Stadt nach der
Stunden entfei-nten „Mcnterschweige," einem beliebten Vergnü¬
gungsorte Münchens, verlegt. Man hätte keine bessere Wahl hierzu
treffen können. Klagt man auch mit Recht über die Sterilität und
x>ete der Umgebung Münchens, dieses Sitzes ausschließlich nur der
Künste, so muß man der Menterschweige doch zugestehen, daß sie hier¬
in eine Ausnahme macht. Hoch auf den Hügeln welche das Flußbett
der grünen schnell rauschenden Jsar auf der einen Seite begrenzen, ge¬
legen, öffnet sich ihr die Aussicht auf das lange Thal derselben. Eine
Menge freundlicher Gebäude verschiedener Art, schlanker Kirchthürme,
untermischt mit schönen Baumgruppen und grünen Auen zieht sich
auf beiden Seiten des vielgespaltenen Flusses entlang, und im Hinter¬
grunde ragen die stolzen Kuppeln und Thürme der Residenz hoch über
ihre gewaltige Häusermasse hervor. Ist aber das Wetter nur einiger¬
maßen günstig, so erblickt man von der anderen Seite das Gebirge


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/475>, abgerufen am 05.02.2025.