Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.mit ihm Handels einig und der Ueberrock für vier Franken von ihm II. A u s W i e n. Polnische Unruhen. -- Borbereitungen auf den Besuch des Kaisers von Rußland. -- Rcctorwahl. -- Hofrath Baumgartner. -- Cigarrenfreiheir. -- Berlioz. -- Fremde Gaste und Auszeichnungen. -- Castelli.'-- Dr. Hyrtl. Was Niemand vermuthete, ist also doch eingetroffen. Die ge¬ mit ihm Handels einig und der Ueberrock für vier Franken von ihm II. A u s W i e n. Polnische Unruhen. — Borbereitungen auf den Besuch des Kaisers von Rußland. — Rcctorwahl. — Hofrath Baumgartner. — Cigarrenfreiheir. — Berlioz. — Fremde Gaste und Auszeichnungen. — Castelli.'— Dr. Hyrtl. Was Niemand vermuthete, ist also doch eingetroffen. Die ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0466" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271727"/> <p xml:id="ID_1274" prev="#ID_1273"> mit ihm Handels einig und der Ueberrock für vier Franken von ihm<lb/> erhandelt. Da er, wie er sagte, das Geld zu Hause hatte, so folgte<lb/> ihm der alte Mann, um es dort zu holen. Kaum aber waren sie<lb/> auf einer abgelegenen Stelle, als Lenes mit seinem Hammer den<lb/> Greis niederschlug, ihm den Rock auszog und dann noch so lange ihn<lb/> auf den Kops trat, bis er todt schien. Vorübergehende hoben ihn<lb/> dann auf, und er kam noch so weit zu sich, um den Hergang des<lb/> Verbrechens zu erzählen, starb aber eine Stunde darauf.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> A u s W i e n.</head><lb/> <note type="argument"> Polnische Unruhen. — Borbereitungen auf den Besuch des Kaisers von<lb/> Rußland. — Rcctorwahl. — Hofrath Baumgartner. — Cigarrenfreiheir. —<lb/> Berlioz. — Fremde Gaste und Auszeichnungen. — Castelli.'— Dr. Hyrtl.</note><lb/> <p xml:id="ID_1275" next="#ID_1276"> Was Niemand vermuthete, ist also doch eingetroffen. Die ge¬<lb/> heimen Verbindungen im Königreiche Polen und im Großherzogthume<lb/> Posen haben sich nicht minder auf den österreichischen Antheil des<lb/> unglücklichen Polenlandes erstreckt, und es finden in allen Theilen<lb/> Galiziens zahlreiche Verhaftungen Statt, welche wieder manches hoff¬<lb/> nungsvolle Leben knicken, manches stille Glück zerstören werden. Es<lb/> wäre traurig, wenn die Regierung, von der Fruchtlosigkeit der im<lb/> vergangenen Jahre geübten Milde überzeugt, diesmal die volle Strenge<lb/> des Gesetzes walten ließe. Polen ist krank, sehr krank, man wird<lb/> den Parorismus seines patriotischen Nervensiebers heilen wollen,<lb/> aber die russischen Eisumschläge dürften die Genesung kaum be¬<lb/> fördern können. — Die Ankunft des Kaisers von Nußland be¬<lb/> schäftigt gegenwärtig alle Klassen der Gesellschaft und die zungen-<lb/> cifrigen Politiker des Kaffeehauses sind am meisten in Anspruch ge¬<lb/> nommen, um alle Möglichkeiten zu entscheiden und der Zukunft auf<lb/> Jahrhunderte hinaus ihr Prognostikon zu stellen. Ihre Schuld ist<lb/> es nicht, wenn nicht bereits Serbien und die Walachei mit Ungarn<lb/> vereinigt unter der Verwaltung des mit dem russischen Hofe verschwä¬<lb/> gerten Erzherzogs Stephan die neue Gestaltung der orientalischen<lb/> Verhältnisse beschleunigt. Jedermann empfindet, daß Oesterreich mit<lb/> dieser Heirarh einen folgenschweren, politischen Schritt thut, dessen<lb/> Consequenzen unter gewissen Umstanden gar nicht zu ermessen sind.<lb/> Sympathien findet diese Vermählung im Volke nicht, obwohl in vie¬<lb/> len aristokratischen Kreisen die Sachs wie eine glänzende Bescheerung,<lb/> wie ein kostbares Weihnachtsangebinde betrachtet wird. — Die Vor¬<lb/> bereitungen zum Empfang und die Anstrengungen, den Czaren auf<lb/> eine würdige Weise zu gastiren, sollen wahrhaft großartig sein. Die<lb/> Festlichkeiten indessen dürsten durchweg, bei der bekannten Vorliebe<lb/> des Selbstherrschers für kriegerisches Schaugepränge, einen militäri-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0466]
mit ihm Handels einig und der Ueberrock für vier Franken von ihm
erhandelt. Da er, wie er sagte, das Geld zu Hause hatte, so folgte
ihm der alte Mann, um es dort zu holen. Kaum aber waren sie
auf einer abgelegenen Stelle, als Lenes mit seinem Hammer den
Greis niederschlug, ihm den Rock auszog und dann noch so lange ihn
auf den Kops trat, bis er todt schien. Vorübergehende hoben ihn
dann auf, und er kam noch so weit zu sich, um den Hergang des
Verbrechens zu erzählen, starb aber eine Stunde darauf.
II.
A u s W i e n.
Polnische Unruhen. — Borbereitungen auf den Besuch des Kaisers von
Rußland. — Rcctorwahl. — Hofrath Baumgartner. — Cigarrenfreiheir. —
Berlioz. — Fremde Gaste und Auszeichnungen. — Castelli.'— Dr. Hyrtl.
Was Niemand vermuthete, ist also doch eingetroffen. Die ge¬
heimen Verbindungen im Königreiche Polen und im Großherzogthume
Posen haben sich nicht minder auf den österreichischen Antheil des
unglücklichen Polenlandes erstreckt, und es finden in allen Theilen
Galiziens zahlreiche Verhaftungen Statt, welche wieder manches hoff¬
nungsvolle Leben knicken, manches stille Glück zerstören werden. Es
wäre traurig, wenn die Regierung, von der Fruchtlosigkeit der im
vergangenen Jahre geübten Milde überzeugt, diesmal die volle Strenge
des Gesetzes walten ließe. Polen ist krank, sehr krank, man wird
den Parorismus seines patriotischen Nervensiebers heilen wollen,
aber die russischen Eisumschläge dürften die Genesung kaum be¬
fördern können. — Die Ankunft des Kaisers von Nußland be¬
schäftigt gegenwärtig alle Klassen der Gesellschaft und die zungen-
cifrigen Politiker des Kaffeehauses sind am meisten in Anspruch ge¬
nommen, um alle Möglichkeiten zu entscheiden und der Zukunft auf
Jahrhunderte hinaus ihr Prognostikon zu stellen. Ihre Schuld ist
es nicht, wenn nicht bereits Serbien und die Walachei mit Ungarn
vereinigt unter der Verwaltung des mit dem russischen Hofe verschwä¬
gerten Erzherzogs Stephan die neue Gestaltung der orientalischen
Verhältnisse beschleunigt. Jedermann empfindet, daß Oesterreich mit
dieser Heirarh einen folgenschweren, politischen Schritt thut, dessen
Consequenzen unter gewissen Umstanden gar nicht zu ermessen sind.
Sympathien findet diese Vermählung im Volke nicht, obwohl in vie¬
len aristokratischen Kreisen die Sachs wie eine glänzende Bescheerung,
wie ein kostbares Weihnachtsangebinde betrachtet wird. — Die Vor¬
bereitungen zum Empfang und die Anstrengungen, den Czaren auf
eine würdige Weise zu gastiren, sollen wahrhaft großartig sein. Die
Festlichkeiten indessen dürsten durchweg, bei der bekannten Vorliebe
des Selbstherrschers für kriegerisches Schaugepränge, einen militäri-
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