Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.II. Aus Wien. Bessere Aussichten. -- Maßregeln in Bezug auf den Kornmarkt. -- Ueber¬ wucht des Handels. -- Das Palais Coburg-Cohari. Rothschild ein Mieths- mann. -- Fürst Milosch. -- Die Vermählung des Erbprinzen von Lucca. -- Borbereitungen für den Besuch des Czaren. -- Dr. Böhmer. -- Archivar v. Chenal. -- Ur. Hurter. -- or. Ennemoser. Die übergroßen Besorgnisse, welche man hier, wie anderswo, in Grcnjbotc", I"4!>. IV. 5Z
II. Aus Wien. Bessere Aussichten. — Maßregeln in Bezug auf den Kornmarkt. — Ueber¬ wucht des Handels. — Das Palais Coburg-Cohari. Rothschild ein Mieths- mann. — Fürst Milosch. — Die Vermählung des Erbprinzen von Lucca. — Borbereitungen für den Besuch des Czaren. — Dr. Böhmer. — Archivar v. Chenal. — Ur. Hurter. — or. Ennemoser. Die übergroßen Besorgnisse, welche man hier, wie anderswo, in Grcnjbotc», I«4!>. IV. 5Z
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II.
Aus Wien.
Bessere Aussichten. — Maßregeln in Bezug auf den Kornmarkt. — Ueber¬
wucht des Handels. — Das Palais Coburg-Cohari. Rothschild ein Mieths-
mann. — Fürst Milosch. — Die Vermählung des Erbprinzen von Lucca. —
Borbereitungen für den Besuch des Czaren. — Dr. Böhmer. — Archivar v.
Chenal. — Ur. Hurter. — or. Ennemoser.
Die übergroßen Besorgnisse, welche man hier, wie anderswo, in
Bezug auf eine in Aussicht stehende Theuerung hegte, fangen an zu
verschwinden, indem es sich immer mehr herausstellt, daß die momen¬
tane Steigung der Lebensmittelpreise lediglich in den Umtrieben der
Wucherer ihren Grund habe und keineswegs die naturgemäße Frucht
eines Mißjahres sei. Vor ein paar Tagen ist denn auch die Behörde
bereits auf dankenswerthe Weise dem Unfug der Aufkäufer entgegen¬
getreten. Es war nämlich aus dem Banat, dieser Kornkammer Un¬
garns, eine Sendung Brodfrüchte von 8l1öl) Metzen auf der Donau
angelangt, und die Speculanten hatten kaum die Ankunft dieser Au¬
fuhr ausgewittert, als sie sich eiligst auf den Weg machten, um das
Korn schnell auszulaufen und dem Markte zu entziehen, dessen Preise
ihnen noch immer zu niedrig dünkten und welche sie durch Abhaltung
dieses Zuflusses hinaufzutreiben hofften. Die Regierung versäumte
indeß nicht, auf erfolgte Anzeige von Seiten der Bäckerzunft einzu¬
schreiten, und es wurde das aus dem Banat zugeführte Korn dadurch
dem Markte gerettet, daß der Ankauf der Speculanten mittelst Angelds
für nichtig erklärt ward und die 8000 Metzen am hiesigen Platz um
den bestehenden Marktpreis losgeschlagen werden mußten; letzteres
noch aus großer Schonung, indem der Umfang der Zufuhr im ge¬
wöhnlichen Laufe der Dinge unfehlbar ein Herabgehen der eben jetzt
geltenden Satzung nach sich gezogen haben würde. Zudem besitzt die
Regierung in den Militärmagazincn einen Schatz für die Noth, wel¬
cher nicht so bald zu erschöpfen sein würde und der die Machinatio¬
nen der Wucherer bald aus dem Felde schlagen müßte, abgesehen von
den gesetzlichen Zwangsmaßregeln, welche dem Staate in der Stunde
der Gefahr zu Gebote stehen. Aus diesem Grunde hat sich der Hof-
kammerpräsioent Baron Kübeck auch nicht bewogen gefunden, dem
gestellten Antrage auf Herabsetzung oder augenblickliche Aufhebung der
ungarischen Zölle und der Stadtaccise zu entsprechen, denn die Aus¬
hebung der Zölle würde doch zuletzt nur den Ausführenden zu Stat¬
ten gekommen sein, und selbst im Falle, das der an der ungarischen
Grenze bezahlte Getreide- und Viehzoll zu größerer Sorgfalt an die
Käufer rückvergütet worden wäre, würden sich doch hauptsächlich die
großen Speculanten diesen Zoll als Prämie haben auszahlen lassen,
ohne daß dem Publicum ein bedeutender Vortheil zugeflossen wäre.
Dasselbe gilt von der Verzehrungssteuer, die ohnedem nicht hoch ist und
Grcnjbotc», I«4!>. IV. 5Z
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