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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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leicht in ein stehendes Sumpfwasser verwandelt werden könnte. Man
hat sich darum entschlossen, die Erfahrungen ausländischer Hydrotech¬
niker zu Rathe zu ziehen, und nachdem die Canallinie bereits von dem
berühmten Ritter von Klenze und dem Erbauer der Kettenbrücke in
Pesth, dem Engländer Clark, bereist worden, ist nun auch der hierher
berufene Baumeister Fenye aus Holland eingetroffen, um gleichfalls
sein Votum abzugeben, wornach sodann der Bau beginnen soll.

Die Buchhändler Hekenast und Landercr, die beiden thätigsten
Verleger Ungarns, die eben so gerne deutsche als magyarische Schrif¬
ten drucken, sind von ihrer Reise durch Deutschland, Frankreich und
England wieder zurückgekehrt und werden das Resultat ihrer Beobach¬
tungen bald in sehr wesentlichen Verbesserungen in ihrer Officin ans
Licht treten lassen.

Die Literaturbcwegung hat in den letzten Jahren bedeutend zu¬
genommen und um ein getreues Bild der geistigen Strömungen auf
dem Gebiet des Schriftwesens zu bieten, will ich die nach den ver¬
schiedenen Zweigen eingetheilte Liste aller im Jahre 1844 im Lande
gedruckten Werke beifügen, wobei zugleich auch die Sprachverschieden-

4,

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lateinisch

Ungarisch 4l1, deutsch

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Vera. Schriften



Ausammen: Magyarisch. 292. Dtsch. 59. Latein. 8. Siao. 2.

Im Ganzen 3ö1 Werke in vier Sprachen.

Daraus laßt sich entnehmen, wie überwiegend sich die magyari¬
sche Literatur dermalen entwickelt und wie gering im Gegensatz der
Aufschwung des slavischen Schriftwesens zur Stunde noch ist. Am
meisten aber fällt die Vernachlässigung auf, welche die lateinische
Sprache, welche noch vor ein paar Jahren die originale Landessprache
war und noch jetzt von vielen tausend Ungarn gesprochen wird, seit
der kurzen Aelt betroffen hat, in der das magyarische Idiom zur
Herrschaft gelangte. Belletristik und Staatswissenschaft sind am stärk¬
sten angebaut, dann kommen die kirchlichen Angelegenheiten und die
Pädagogik, welche üppig wuchert, indem es in vielen Fächern noch
an guten Lehrbüchern mangelt und gleichwol alle Lehrgegenstände in
magyarischer Sprache vorgetragen werden sollen.


leicht in ein stehendes Sumpfwasser verwandelt werden könnte. Man
hat sich darum entschlossen, die Erfahrungen ausländischer Hydrotech¬
niker zu Rathe zu ziehen, und nachdem die Canallinie bereits von dem
berühmten Ritter von Klenze und dem Erbauer der Kettenbrücke in
Pesth, dem Engländer Clark, bereist worden, ist nun auch der hierher
berufene Baumeister Fenye aus Holland eingetroffen, um gleichfalls
sein Votum abzugeben, wornach sodann der Bau beginnen soll.

Die Buchhändler Hekenast und Landercr, die beiden thätigsten
Verleger Ungarns, die eben so gerne deutsche als magyarische Schrif¬
ten drucken, sind von ihrer Reise durch Deutschland, Frankreich und
England wieder zurückgekehrt und werden das Resultat ihrer Beobach¬
tungen bald in sehr wesentlichen Verbesserungen in ihrer Officin ans
Licht treten lassen.

Die Literaturbcwegung hat in den letzten Jahren bedeutend zu¬
genommen und um ein getreues Bild der geistigen Strömungen auf
dem Gebiet des Schriftwesens zu bieten, will ich die nach den ver¬
schiedenen Zweigen eingetheilte Liste aller im Jahre 1844 im Lande
gedruckten Werke beifügen, wobei zugleich auch die Sprachverschieden-

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—, slavisch 2

lateinisch

Ungarisch 4l1, deutsch

48, do.

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Belletristik: . .

12,

13, do.

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Vera. Schriften



Ausammen: Magyarisch. 292. Dtsch. 59. Latein. 8. Siao. 2.

Im Ganzen 3ö1 Werke in vier Sprachen.

Daraus laßt sich entnehmen, wie überwiegend sich die magyari¬
sche Literatur dermalen entwickelt und wie gering im Gegensatz der
Aufschwung des slavischen Schriftwesens zur Stunde noch ist. Am
meisten aber fällt die Vernachlässigung auf, welche die lateinische
Sprache, welche noch vor ein paar Jahren die originale Landessprache
war und noch jetzt von vielen tausend Ungarn gesprochen wird, seit
der kurzen Aelt betroffen hat, in der das magyarische Idiom zur
Herrschaft gelangte. Belletristik und Staatswissenschaft sind am stärk¬
sten angebaut, dann kommen die kirchlichen Angelegenheiten und die
Pädagogik, welche üppig wuchert, indem es in vielen Fächern noch
an guten Lehrbüchern mangelt und gleichwol alle Lehrgegenstände in
magyarischer Sprache vorgetragen werden sollen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/416>, abgerufen am 05.02.2025.