Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.nen, dessen Plan er entworfen hatte, und so eine Militäreineute Die berühmten Bundesbeschlüsse vom 28. Juni und 5. Juli nen, dessen Plan er entworfen hatte, und so eine Militäreineute Die berühmten Bundesbeschlüsse vom 28. Juni und 5. Juli <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0404" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271665"/> <p xml:id="ID_1084" prev="#ID_1083"> nen, dessen Plan er entworfen hatte, und so eine Militäreineute<lb/> vorbereitet, sondern zugleich auch in Gemeinschaft mit dem Gürtler-<lb/> meister Dorn zu Ludwigsburg eine aus dortigen Offizieren und Bür¬<lb/> gern zusammengesetzte Gesellschaft gegründet, die sich die Aufgabe<lb/> stellte, Militär- und Bürgerstand einander anzunähern, die aber schon<lb/> einige Wochen nach ihrem Entstehen durch polizeiliches Einschreiten<lb/> aufgelöst wurde. Ferner war in Gießen von dem dortigen Privat¬<lb/> docenten Dr. Hundeshagen und dem Candidaten Ernst Schüler aus<lb/> Darmstadt im Frühling des Jahres 1832 ein politischer Verein,<lb/> meist aus Studenten bestehend, gestiftet worden, der angeblich auch<lb/> von älteren Männern (wie Advocat Follenius, Professor Vogt) in-<lb/> directer Weife mit Beifall und Rathschlägen unterstützt wurde. Die¬<lb/> ser Verein soll erwartet haben, daß die churhessischen Stände nach<lb/> dem Erscheinen der Bundesbeschlüsse, durch ein energisches Auftreten<lb/> gegen die Negierung eine Auflösung des Landtags herbeiführen,<lb/> dann aber sich für permanent erklären könnten, und durch die Täu¬<lb/> schung der letzteren Erwartung, nachdem die erstere in Erfüllung ge¬<lb/> gangen war, entmuthigt, seine Thätigkeit einstweilen eingestellt haben.<lb/> Mit diesen Vereinen soll die republikanische Partei Frankreichs, durch<lb/> Emissäre, z.B. einen gewissen Maresqnelle, der sich auch unter dem<lb/> Namen Strauß und Salis einführte, und einen gewissen Wolfrum,<lb/> der als Weinreisender für ein französisches Haus umherzog, Verbin¬<lb/> dungen unterhalten haben. Den angeblichen Emissären scheint eS<lb/> wenigstens damals nicht gelungen zu sein, den zerstreuten revolutio¬<lb/> nären Bestrebungen jener Vereine und einzelner Aufwiegler, die nicht<lb/> einmal wußten, was eigentlich zu Deutschlands Wohl unternommen<lb/> werden müßte oder könnte, eine bestimmtere Richtung oder gar einen<lb/> Zusammenhang zu verschaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1085" next="#ID_1086"> Die berühmten Bundesbeschlüsse vom 28. Juni und 5. Juli<lb/> riefen — wie z. B. der Marburger Criminalsenat in seinem später<lb/> zu erwähnenden „Urtheil" gegen Jordan u. A. einräumt — nur<lb/> größere Gährung hervor; „sie wurden," erklärt dieses Urtheil, „als<lb/> Eingriffe in die Volksrechte, als Verletzungen der bestehenden Ver¬<lb/> fassungen dargestellt und alle Mittel des Widerstandes gegen sie auf¬<lb/> geboten. Die Aufregung n.ihm von nun an eine mehr practisch-<lb/> revolutionäre Richtung." Diese Richtung verrieth sich indessen zu¬<lb/> nächst nicht in geheimen Umtrieben. Vielmehr wurden vielfache</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0404]
nen, dessen Plan er entworfen hatte, und so eine Militäreineute
vorbereitet, sondern zugleich auch in Gemeinschaft mit dem Gürtler-
meister Dorn zu Ludwigsburg eine aus dortigen Offizieren und Bür¬
gern zusammengesetzte Gesellschaft gegründet, die sich die Aufgabe
stellte, Militär- und Bürgerstand einander anzunähern, die aber schon
einige Wochen nach ihrem Entstehen durch polizeiliches Einschreiten
aufgelöst wurde. Ferner war in Gießen von dem dortigen Privat¬
docenten Dr. Hundeshagen und dem Candidaten Ernst Schüler aus
Darmstadt im Frühling des Jahres 1832 ein politischer Verein,
meist aus Studenten bestehend, gestiftet worden, der angeblich auch
von älteren Männern (wie Advocat Follenius, Professor Vogt) in-
directer Weife mit Beifall und Rathschlägen unterstützt wurde. Die¬
ser Verein soll erwartet haben, daß die churhessischen Stände nach
dem Erscheinen der Bundesbeschlüsse, durch ein energisches Auftreten
gegen die Negierung eine Auflösung des Landtags herbeiführen,
dann aber sich für permanent erklären könnten, und durch die Täu¬
schung der letzteren Erwartung, nachdem die erstere in Erfüllung ge¬
gangen war, entmuthigt, seine Thätigkeit einstweilen eingestellt haben.
Mit diesen Vereinen soll die republikanische Partei Frankreichs, durch
Emissäre, z.B. einen gewissen Maresqnelle, der sich auch unter dem
Namen Strauß und Salis einführte, und einen gewissen Wolfrum,
der als Weinreisender für ein französisches Haus umherzog, Verbin¬
dungen unterhalten haben. Den angeblichen Emissären scheint eS
wenigstens damals nicht gelungen zu sein, den zerstreuten revolutio¬
nären Bestrebungen jener Vereine und einzelner Aufwiegler, die nicht
einmal wußten, was eigentlich zu Deutschlands Wohl unternommen
werden müßte oder könnte, eine bestimmtere Richtung oder gar einen
Zusammenhang zu verschaffen.
Die berühmten Bundesbeschlüsse vom 28. Juni und 5. Juli
riefen — wie z. B. der Marburger Criminalsenat in seinem später
zu erwähnenden „Urtheil" gegen Jordan u. A. einräumt — nur
größere Gährung hervor; „sie wurden," erklärt dieses Urtheil, „als
Eingriffe in die Volksrechte, als Verletzungen der bestehenden Ver¬
fassungen dargestellt und alle Mittel des Widerstandes gegen sie auf¬
geboten. Die Aufregung n.ihm von nun an eine mehr practisch-
revolutionäre Richtung." Diese Richtung verrieth sich indessen zu¬
nächst nicht in geheimen Umtrieben. Vielmehr wurden vielfache
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