Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.der Hauptstadt sein dürste. Ausländische Künstler sind mit dem aus¬ Der hier bestehende uno im rüstigsten Gedeihen befindliche Ver¬ Gr-nzbotcn, Is4S. IV. 47
der Hauptstadt sein dürste. Ausländische Künstler sind mit dem aus¬ Der hier bestehende uno im rüstigsten Gedeihen befindliche Ver¬ Gr-nzbotcn, Is4S. IV. 47
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0369" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271630"/> <p xml:id="ID_998" prev="#ID_997"> der Hauptstadt sein dürste. Ausländische Künstler sind mit dem aus¬<lb/> drücklichen Auftrag, keine Kosten zu sparen, unablässig damit beschäf¬<lb/> tigt, die weiten Hallen des Palastes mit allem Luxus der Malerei<lb/> und Sculptur auszuschmücken und die ersten Fabriken Frankreichs und<lb/> Englands müssen ihre ausgezeichnetsten Erzeugnisse zum Ameublcmem<lb/> der Gemächer liefern. Das Ganze soll ein und eine halbe Million<lb/> Gulden kosten und noch nicht vollendet sein. Wie man hört, so ist<lb/> Se. Durchlaucht gesonnen, die Gemächer seines Palastes im Laufe<lb/> dieses Winters gegen ein Entree von 2 si. E. M. dem Publicum zu<lb/> offnen, damit es sich an dem Anblick dieser feenhaften Herrlichkeit<lb/> weiden könne, d?ren Schilderung und Bewunderung ohne Zweifel<lb/> unsern Zeitungen und Salons genug zu thun geben wird. Der Er¬<lb/> trag soll einer Wohlthätigkeitsanstalt gewidmet werden. Dem Dom¬<lb/> bauverein in Cöln hat der Fürst, der ein großer Freund und Kenner<lb/> der Baukunst ist, ein Geschenk von 30l) Ducaren gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_999" next="#ID_1000"> Der hier bestehende uno im rüstigsten Gedeihen befindliche Ver¬<lb/> ein für Besserung entlassener Sträflinge hat einen neuen Zuwachs<lb/> erhalten, der von der ihm einwohnenden Lebenskraft ein sehr rühmli¬<lb/> ches Zeugniß ablegt; wir meinen die Gründung eines Rettungshau¬<lb/> ses, das lediglich sür Aufnahme solcher entlassenen Sträflinge dient,<lb/> deren große Jugend es nothwendig erscheinen läßt, sie vorerst von<lb/> den verderblichen Einflüssen eines verbrecherischen Umgangs fern zu<lb/> halten und in dieser Abgeschlossenheit moralisch heranzubilden. Große<lb/> Verdienste um diese wohlthatige Einrichtung hat sich der Vorstand des<lb/> genannten Vereins Graf Barth Barthenheim erworben, dessen Name<lb/> durch seine gründlichen publicistischen Werke, namentlich über die bäu¬<lb/> erlichen Zustände in Oesterreich, in der gesammten juristischen Welt<lb/> Deutschlands einen guten Klang hat. Der Kaiser hat den Grafen,<lb/> der derzeit die Stelle eines Regierungsrathes beim Gubernium beklei¬<lb/> det, in Anerkennung seiner Wirksamkeit zum Hofrath befördert und<lb/> zur Dienstleistung der vereinigten Hofkanzlei angewiesen, wo sich ihm<lb/> ein vergrößerter Wirkungskreis ausschließt. — Unter den Schützlingen<lb/> des Vereins für Besserung entlassener Sträflinge befindet sich auch<lb/> ein junger Mann, dessen Geschicklichkeit sein Unglück ward. Rechts¬<lb/> beflissener an der hiesigen Universität, war er wegen seiner ausgezeich¬<lb/> neten Handschrift zum Schreiblehrer mehrerer Prinzen des Kaiserhofes<lb/> verwendet worden, als er sich plötzlich beikommen ließ, seine Kunst<lb/> zur Verfertigung falscher Banknoten zu benutzen. Auf diesem Ver¬<lb/> brechen ertappt, ward er sofort eingezogen, und dem Buchstaben des<lb/> Gesetzes zufolge ihm auf einige Jahre Zuchthausstrafe zuerkannt, die<lb/> er auch wirklich antrat. Auf die Fürbitte einflußreicher Personen<lb/> wurde er jedoch von Se. Maj. nach Verlauf eines halben Jahres<lb/> begnadigt und dem bürgerlichen Leben wieder geschenkt, indem ihm<lb/> nicht blos die weitere Strafzeit nachgesehen wurde, sondern zugleich</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Gr-nzbotcn, Is4S. IV. 47</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0369]
der Hauptstadt sein dürste. Ausländische Künstler sind mit dem aus¬
drücklichen Auftrag, keine Kosten zu sparen, unablässig damit beschäf¬
tigt, die weiten Hallen des Palastes mit allem Luxus der Malerei
und Sculptur auszuschmücken und die ersten Fabriken Frankreichs und
Englands müssen ihre ausgezeichnetsten Erzeugnisse zum Ameublcmem
der Gemächer liefern. Das Ganze soll ein und eine halbe Million
Gulden kosten und noch nicht vollendet sein. Wie man hört, so ist
Se. Durchlaucht gesonnen, die Gemächer seines Palastes im Laufe
dieses Winters gegen ein Entree von 2 si. E. M. dem Publicum zu
offnen, damit es sich an dem Anblick dieser feenhaften Herrlichkeit
weiden könne, d?ren Schilderung und Bewunderung ohne Zweifel
unsern Zeitungen und Salons genug zu thun geben wird. Der Er¬
trag soll einer Wohlthätigkeitsanstalt gewidmet werden. Dem Dom¬
bauverein in Cöln hat der Fürst, der ein großer Freund und Kenner
der Baukunst ist, ein Geschenk von 30l) Ducaren gemacht.
Der hier bestehende uno im rüstigsten Gedeihen befindliche Ver¬
ein für Besserung entlassener Sträflinge hat einen neuen Zuwachs
erhalten, der von der ihm einwohnenden Lebenskraft ein sehr rühmli¬
ches Zeugniß ablegt; wir meinen die Gründung eines Rettungshau¬
ses, das lediglich sür Aufnahme solcher entlassenen Sträflinge dient,
deren große Jugend es nothwendig erscheinen läßt, sie vorerst von
den verderblichen Einflüssen eines verbrecherischen Umgangs fern zu
halten und in dieser Abgeschlossenheit moralisch heranzubilden. Große
Verdienste um diese wohlthatige Einrichtung hat sich der Vorstand des
genannten Vereins Graf Barth Barthenheim erworben, dessen Name
durch seine gründlichen publicistischen Werke, namentlich über die bäu¬
erlichen Zustände in Oesterreich, in der gesammten juristischen Welt
Deutschlands einen guten Klang hat. Der Kaiser hat den Grafen,
der derzeit die Stelle eines Regierungsrathes beim Gubernium beklei¬
det, in Anerkennung seiner Wirksamkeit zum Hofrath befördert und
zur Dienstleistung der vereinigten Hofkanzlei angewiesen, wo sich ihm
ein vergrößerter Wirkungskreis ausschließt. — Unter den Schützlingen
des Vereins für Besserung entlassener Sträflinge befindet sich auch
ein junger Mann, dessen Geschicklichkeit sein Unglück ward. Rechts¬
beflissener an der hiesigen Universität, war er wegen seiner ausgezeich¬
neten Handschrift zum Schreiblehrer mehrerer Prinzen des Kaiserhofes
verwendet worden, als er sich plötzlich beikommen ließ, seine Kunst
zur Verfertigung falscher Banknoten zu benutzen. Auf diesem Ver¬
brechen ertappt, ward er sofort eingezogen, und dem Buchstaben des
Gesetzes zufolge ihm auf einige Jahre Zuchthausstrafe zuerkannt, die
er auch wirklich antrat. Auf die Fürbitte einflußreicher Personen
wurde er jedoch von Se. Maj. nach Verlauf eines halben Jahres
begnadigt und dem bürgerlichen Leben wieder geschenkt, indem ihm
nicht blos die weitere Strafzeit nachgesehen wurde, sondern zugleich
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