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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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?.
Aus G r a dz.

Graf Wickenburg und Gleichcnbcrg- -- Andere Gesundbrunnen im Lande. --
Umschwung durch die Eisenbahn. -- Eröffnung der Realschule. -- Historischer
Verein und schriftstellerische Thätigkeit.

Das Jahr geht (nach hier legaler Zeitrechnung) zu Ende, und
ich will Ihnen einiges der Erwähnung Werthe mittheilen, da ich aus
Ihren Correspondenz-Berichten ersehe, daß wir theilweise doch in den
Kreis des großen deutschen Vaterlandes mit eingeschlossen und zeit¬
weise beachtet werden. Mein Bericht soll mehr das geistige Leben
berühren, da das übrige Treiben der Außenwelt wohl sehr gleichgül¬
tig sein mag -- eine Ausnahme dürfte aber das am 29. Juni d. I.
veranstaltete Volksfest in Gleichenberg machen, daS zwar ob des un¬
günstigen Wetters theilweise unterbrochen ward, allein unserm verehr¬
ten Landesgouverneur die allseitige Liebe und Anhänglichkeit neuerlich
zeigte.

Graf Wickenburg stiftete nämlich in gedachter Heilanstalt eine
Kirche,*) deren Einweihung von seinem Schwager Grafen von Aichy,
Bischöfe von Weßprim, unter Assistenz mehrer hiesiger Prälaten am
obigen Tage unter dem Andrange einer zahllosen Volksmenge aus
nah' und fern vollzogen ward; womit gedachtes Fest verbunden war.
Diese erwähnte Heilquelle, obwohl schon den Römern bekannt (wie
es zufällige Aufsindungen zeigten), aber erst seit einem Decennium
wieder entdeckt und nun im Aufblühen begriffen, erfreut sich gegen¬
wärtig eines ungemein zahlreichen Besuches, und Graf Wickenburg
als t5hef des Actienvereins ist werkthätig um Alles besorgt, was zu
ihrem Nutz' und Frommen dienen kann; dazu gehörte nun auch ein
eigenes Gotteshaus, ein Armenspital, ein eigener Badearzt, großartige



*) Das Altarbild, ein Meisterstück Turners, ist bereit" lithogravhirt im
Buchhandel zu haben.
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?.
Aus G r a dz.

Graf Wickenburg und Gleichcnbcrg- — Andere Gesundbrunnen im Lande. —
Umschwung durch die Eisenbahn. — Eröffnung der Realschule. — Historischer
Verein und schriftstellerische Thätigkeit.

Das Jahr geht (nach hier legaler Zeitrechnung) zu Ende, und
ich will Ihnen einiges der Erwähnung Werthe mittheilen, da ich aus
Ihren Correspondenz-Berichten ersehe, daß wir theilweise doch in den
Kreis des großen deutschen Vaterlandes mit eingeschlossen und zeit¬
weise beachtet werden. Mein Bericht soll mehr das geistige Leben
berühren, da das übrige Treiben der Außenwelt wohl sehr gleichgül¬
tig sein mag — eine Ausnahme dürfte aber das am 29. Juni d. I.
veranstaltete Volksfest in Gleichenberg machen, daS zwar ob des un¬
günstigen Wetters theilweise unterbrochen ward, allein unserm verehr¬
ten Landesgouverneur die allseitige Liebe und Anhänglichkeit neuerlich
zeigte.

Graf Wickenburg stiftete nämlich in gedachter Heilanstalt eine
Kirche,*) deren Einweihung von seinem Schwager Grafen von Aichy,
Bischöfe von Weßprim, unter Assistenz mehrer hiesiger Prälaten am
obigen Tage unter dem Andrange einer zahllosen Volksmenge aus
nah' und fern vollzogen ward; womit gedachtes Fest verbunden war.
Diese erwähnte Heilquelle, obwohl schon den Römern bekannt (wie
es zufällige Aufsindungen zeigten), aber erst seit einem Decennium
wieder entdeckt und nun im Aufblühen begriffen, erfreut sich gegen¬
wärtig eines ungemein zahlreichen Besuches, und Graf Wickenburg
als t5hef des Actienvereins ist werkthätig um Alles besorgt, was zu
ihrem Nutz' und Frommen dienen kann; dazu gehörte nun auch ein
eigenes Gotteshaus, ein Armenspital, ein eigener Badearzt, großartige



*) Das Altarbild, ein Meisterstück Turners, ist bereit« lithogravhirt im
Buchhandel zu haben.
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[0365] T a g e b u es. ?. Aus G r a dz. Graf Wickenburg und Gleichcnbcrg- — Andere Gesundbrunnen im Lande. — Umschwung durch die Eisenbahn. — Eröffnung der Realschule. — Historischer Verein und schriftstellerische Thätigkeit. Das Jahr geht (nach hier legaler Zeitrechnung) zu Ende, und ich will Ihnen einiges der Erwähnung Werthe mittheilen, da ich aus Ihren Correspondenz-Berichten ersehe, daß wir theilweise doch in den Kreis des großen deutschen Vaterlandes mit eingeschlossen und zeit¬ weise beachtet werden. Mein Bericht soll mehr das geistige Leben berühren, da das übrige Treiben der Außenwelt wohl sehr gleichgül¬ tig sein mag — eine Ausnahme dürfte aber das am 29. Juni d. I. veranstaltete Volksfest in Gleichenberg machen, daS zwar ob des un¬ günstigen Wetters theilweise unterbrochen ward, allein unserm verehr¬ ten Landesgouverneur die allseitige Liebe und Anhänglichkeit neuerlich zeigte. Graf Wickenburg stiftete nämlich in gedachter Heilanstalt eine Kirche,*) deren Einweihung von seinem Schwager Grafen von Aichy, Bischöfe von Weßprim, unter Assistenz mehrer hiesiger Prälaten am obigen Tage unter dem Andrange einer zahllosen Volksmenge aus nah' und fern vollzogen ward; womit gedachtes Fest verbunden war. Diese erwähnte Heilquelle, obwohl schon den Römern bekannt (wie es zufällige Aufsindungen zeigten), aber erst seit einem Decennium wieder entdeckt und nun im Aufblühen begriffen, erfreut sich gegen¬ wärtig eines ungemein zahlreichen Besuches, und Graf Wickenburg als t5hef des Actienvereins ist werkthätig um Alles besorgt, was zu ihrem Nutz' und Frommen dienen kann; dazu gehörte nun auch ein eigenes Gotteshaus, ein Armenspital, ein eigener Badearzt, großartige *) Das Altarbild, ein Meisterstück Turners, ist bereit« lithogravhirt im Buchhandel zu haben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/365>, abgerufen am 05.02.2025.