Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.und bei den Bergleuten sehr beliebt war. Nach seinein Tode ließen Noch eine Sage, die ich in den Tiefen des Przibramer Berg- und bei den Bergleuten sehr beliebt war. Nach seinein Tode ließen Noch eine Sage, die ich in den Tiefen des Przibramer Berg- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271623"/> <p xml:id="ID_983" prev="#ID_982"> und bei den Bergleuten sehr beliebt war. Nach seinein Tode ließen<lb/> sie ihn zum Berggeiste avanciren und bilden sich von Zeit zu Zeit<lb/> ein, ihn zu hören. Sie unterscheiden sehr genau daS Poche» des<lb/> alten Berggeistes vom Hämmern des Bergraths Franz, das ihnen<lb/> stets eine gute Vorbedeutung ist. Ja noch mehr! Der Berg¬<lb/> rath Franz war der gute Freund eines klugen, ehrlichen Juden, Na¬<lb/> mens Löbel, aus der Umgegend. Der Jude unterstützte ihn mit<lb/> Rath und That bei seinen Unternehmungen und man sah sie häusig<lb/> zusammen. Kaum war dieser einige Jahre nach dem Bcrgrathe ge¬<lb/> storben, als die Bergleute auch schon ihn unter die Berggeister ver¬<lb/> setzten und dem Bcrgrathe Franz zugesellten. Selten erscheint jetzt<lb/> Franz ohne den Juden Löbel. Auch eine gewisse Erdart haben sie<lb/> nach dem Namen des Letzteren Löbels-Erz getauft.</p><lb/> <p xml:id="ID_984" next="#ID_985"> Noch eine Sage, die ich in den Tiefen des Przibramer Berg-<lb/> Werkes selbst von meinem Führer gehört habe, will ich hier mitthei¬<lb/> len: Ein armer Bergmann, der eine zahlreiche Familie zu ernähren<lb/> hatte, konnte durch die angestrengteste Arbeit im Schoße der Erde<lb/> seinen und seiner Kinder Lebensbedirf nicht erschwingen. Rathlos<lb/> und fast verzweifelnd saß er einst allein unten im Schachte und<lb/> hämmerte wild darauf los, als ob er sich durch den Lärm der Ham¬<lb/> merschläge betäuben wollte. Da mit einem Male stand der Berg¬<lb/> geist, ein kurzer, breitschulteriger, stämmiger Mann, mit struppigen<lb/> Haar und grüner Kappe auf dem Kopfe, und mit großen weißen<lb/> Augen, die sich fortwährend im Kreise drehten, vor ihm. Was<lb/> hämmerst du so, sprach er zum Bergmanne, als ob du den ganzen<lb/> alten Annenschacht in Einem Tage umgraben wolltest? Herr, sagte<lb/> der Bergmann verdrießlich, es ist die Verzweiflung, die mich so<lb/> plagt. Weib und Kinder wollen Brod und Kleider, und ich habe<lb/> weder das eine, noch das andere. Gut, sagte der Berggeist, ich<lb/> will dir einen großen Verdienst zuschanzen, wenn du mir ver¬<lb/> sprichst, redlich mit mir zu theilen. Das will ich, antwortete der<lb/> Bergmann. Da nahm ihn der Berggeist bei der Hand und führte<lb/> ihn al» eine tiefe Stelle des Schachtes und sagte: Da schlage an.<lb/> Darauf verschwand er. Der Bergmann schlug an und nach einigen<lb/> Schlägen rollte das Gestein aus einander und vor ihm lagen drei<lb/> große, herrliche Barren gediegenen Silbers. Voll Freude, aber mit<lb/> schwerer Mühe, denn so gewichtig waren sie, brachte er die Barren</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
und bei den Bergleuten sehr beliebt war. Nach seinein Tode ließen
sie ihn zum Berggeiste avanciren und bilden sich von Zeit zu Zeit
ein, ihn zu hören. Sie unterscheiden sehr genau daS Poche» des
alten Berggeistes vom Hämmern des Bergraths Franz, das ihnen
stets eine gute Vorbedeutung ist. Ja noch mehr! Der Berg¬
rath Franz war der gute Freund eines klugen, ehrlichen Juden, Na¬
mens Löbel, aus der Umgegend. Der Jude unterstützte ihn mit
Rath und That bei seinen Unternehmungen und man sah sie häusig
zusammen. Kaum war dieser einige Jahre nach dem Bcrgrathe ge¬
storben, als die Bergleute auch schon ihn unter die Berggeister ver¬
setzten und dem Bcrgrathe Franz zugesellten. Selten erscheint jetzt
Franz ohne den Juden Löbel. Auch eine gewisse Erdart haben sie
nach dem Namen des Letzteren Löbels-Erz getauft.
Noch eine Sage, die ich in den Tiefen des Przibramer Berg-
Werkes selbst von meinem Führer gehört habe, will ich hier mitthei¬
len: Ein armer Bergmann, der eine zahlreiche Familie zu ernähren
hatte, konnte durch die angestrengteste Arbeit im Schoße der Erde
seinen und seiner Kinder Lebensbedirf nicht erschwingen. Rathlos
und fast verzweifelnd saß er einst allein unten im Schachte und
hämmerte wild darauf los, als ob er sich durch den Lärm der Ham¬
merschläge betäuben wollte. Da mit einem Male stand der Berg¬
geist, ein kurzer, breitschulteriger, stämmiger Mann, mit struppigen
Haar und grüner Kappe auf dem Kopfe, und mit großen weißen
Augen, die sich fortwährend im Kreise drehten, vor ihm. Was
hämmerst du so, sprach er zum Bergmanne, als ob du den ganzen
alten Annenschacht in Einem Tage umgraben wolltest? Herr, sagte
der Bergmann verdrießlich, es ist die Verzweiflung, die mich so
plagt. Weib und Kinder wollen Brod und Kleider, und ich habe
weder das eine, noch das andere. Gut, sagte der Berggeist, ich
will dir einen großen Verdienst zuschanzen, wenn du mir ver¬
sprichst, redlich mit mir zu theilen. Das will ich, antwortete der
Bergmann. Da nahm ihn der Berggeist bei der Hand und führte
ihn al» eine tiefe Stelle des Schachtes und sagte: Da schlage an.
Darauf verschwand er. Der Bergmann schlug an und nach einigen
Schlägen rollte das Gestein aus einander und vor ihm lagen drei
große, herrliche Barren gediegenen Silbers. Voll Freude, aber mit
schwerer Mühe, denn so gewichtig waren sie, brachte er die Barren
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