Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Christenthum, die Schrift in richtiger Auslegung, die Symbole, soweit IV. Ans Frankfurt an der Oder. Stadt und Bürgerschaft. -- Geselliges Leben. -- Theater. -- Konradin Kreutzer- -- Messe. -- Eine Wirkung des russischen Fortschritts. Frankfurt an der Oder ist für märkische Ansprüche eine hübsch Wie rüstig unsere wackere Bürgerschaft im Sinne der Zeit vor- Christenthum, die Schrift in richtiger Auslegung, die Symbole, soweit IV. Ans Frankfurt an der Oder. Stadt und Bürgerschaft. — Geselliges Leben. — Theater. — Konradin Kreutzer- — Messe. — Eine Wirkung des russischen Fortschritts. Frankfurt an der Oder ist für märkische Ansprüche eine hübsch Wie rüstig unsere wackere Bürgerschaft im Sinne der Zeit vor- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0328" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271589"/> <p xml:id="ID_907" prev="#ID_906"> Christenthum, die Schrift in richtiger Auslegung, die Symbole, soweit<lb/> diese die richtig ausgelegte Schriftlehre enthalten, Alle bekennen den<lb/> Glauben an Christum als den alleinigen Grund der Seligkeit, Alle<lb/> zeigen sich entrüstet über böses Verdächtigen und Verleumder, Alle<lb/> behaupten, daß sie nicht nach Herrschaft, sondern nur nach dem Reiche<lb/> Gottes und dessen Ausbreitung in Liebe unter den Menschen trachten.<lb/> Alle versichern, daß sie nur aus Liebe zu Gott und dem Nächsten<lb/> handeln, Alle betheuern, daß sie falsche Mittel verabscheuen und nur<lb/> mit den Waffen des Geistes zu fechten begehren. Nun — um was<lb/> ist denn der Streit?</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> IV.<lb/> Ans Frankfurt an der Oder.</head><lb/> <note type="argument"> Stadt und Bürgerschaft. — Geselliges Leben. — Theater. — Konradin Kreutzer-<lb/> — Messe. — Eine Wirkung des russischen Fortschritts.</note><lb/> <p xml:id="ID_908"> Frankfurt an der Oder ist für märkische Ansprüche eine hübsch<lb/> gelegene Stadt. Reisende geben ihr das Zeugniß, daß sie gut gebaut<lb/> und in wachsender Verschönerung begriffen sei. Bei alten Städten<lb/> kann letztere nur außerhalb der ursprünglichen Ringmauern wirken, so<lb/> auch hier. Ein Gürtel reizender Anlagen ist an die Stelle der Be¬<lb/> festigungsreste getreten, neue Straßen entstehen, der Wilhelmsplatz mit<lb/> seinen schönen Gebäuden würde jede Hauptstadt zieren. Auch das<lb/> Leben hat hier viel Großstädtisches und es spricht für seine Annehm¬<lb/> lichkeit, daß Viele, denen die Wahl in jeder Hinsicht frei steht, Frank¬<lb/> furt trotz der Theurung, über welche seine wirthlichen Hausfrauen<lb/> klagen, zu ihrem Wohnort wählen. Als ein Emporium des Großhan¬<lb/> dels hat die Stadt ihre drei Messen; Eisenbahn, Chaussee und Strom<lb/> sind deren Pulsadern. In jüngster Zeit wird über ihr Sinken ge¬<lb/> klagt, doch hofft man durch Errichtung einer Bank, welche als drin¬<lb/> gendes Bedürfniß angeregt worden ist, den alten Flor wieder herzu¬<lb/> stellen. Allerdings sind die Messen eine Lebensfrage der Stadt, nicht<lb/> für den Handelsstand allein, auch nicht blos für den Hausbesitzer,<lb/> dessen Eigenthum sich zu einer enormen Höhe verzinset, bis auf den<lb/> Platz vor der Thüre Miethe bringend, sondern vorzüglich noch für<lb/> eine gewisse Schicht der Bevölkerung, welche rein von einer Messe<lb/> zur andern lebt und ohne deren Verdienst nicht zu bestehen wüßte.<lb/> Die Verarmung, welche aller Orten ihr gespenstig Haupt erhebt, wird<lb/> auch hier, trotz reichlicher Spenden von Seiten der Stadt und der<lb/> Privaten, immer drohender wahrgenommen, wovon die frechsten Dieb¬<lb/> stähle Zeugniß geben. Diese haben neuerdings einen geachteten Kauf¬<lb/> mann veranlaßt, einen Verein zur Sicherung des Eigenthums in<lb/> Vorschlag zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_909" next="#ID_910"> Wie rüstig unsere wackere Bürgerschaft im Sinne der Zeit vor-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0328]
Christenthum, die Schrift in richtiger Auslegung, die Symbole, soweit
diese die richtig ausgelegte Schriftlehre enthalten, Alle bekennen den
Glauben an Christum als den alleinigen Grund der Seligkeit, Alle
zeigen sich entrüstet über böses Verdächtigen und Verleumder, Alle
behaupten, daß sie nicht nach Herrschaft, sondern nur nach dem Reiche
Gottes und dessen Ausbreitung in Liebe unter den Menschen trachten.
Alle versichern, daß sie nur aus Liebe zu Gott und dem Nächsten
handeln, Alle betheuern, daß sie falsche Mittel verabscheuen und nur
mit den Waffen des Geistes zu fechten begehren. Nun — um was
ist denn der Streit?
IV.
Ans Frankfurt an der Oder.
Stadt und Bürgerschaft. — Geselliges Leben. — Theater. — Konradin Kreutzer-
— Messe. — Eine Wirkung des russischen Fortschritts.
Frankfurt an der Oder ist für märkische Ansprüche eine hübsch
gelegene Stadt. Reisende geben ihr das Zeugniß, daß sie gut gebaut
und in wachsender Verschönerung begriffen sei. Bei alten Städten
kann letztere nur außerhalb der ursprünglichen Ringmauern wirken, so
auch hier. Ein Gürtel reizender Anlagen ist an die Stelle der Be¬
festigungsreste getreten, neue Straßen entstehen, der Wilhelmsplatz mit
seinen schönen Gebäuden würde jede Hauptstadt zieren. Auch das
Leben hat hier viel Großstädtisches und es spricht für seine Annehm¬
lichkeit, daß Viele, denen die Wahl in jeder Hinsicht frei steht, Frank¬
furt trotz der Theurung, über welche seine wirthlichen Hausfrauen
klagen, zu ihrem Wohnort wählen. Als ein Emporium des Großhan¬
dels hat die Stadt ihre drei Messen; Eisenbahn, Chaussee und Strom
sind deren Pulsadern. In jüngster Zeit wird über ihr Sinken ge¬
klagt, doch hofft man durch Errichtung einer Bank, welche als drin¬
gendes Bedürfniß angeregt worden ist, den alten Flor wieder herzu¬
stellen. Allerdings sind die Messen eine Lebensfrage der Stadt, nicht
für den Handelsstand allein, auch nicht blos für den Hausbesitzer,
dessen Eigenthum sich zu einer enormen Höhe verzinset, bis auf den
Platz vor der Thüre Miethe bringend, sondern vorzüglich noch für
eine gewisse Schicht der Bevölkerung, welche rein von einer Messe
zur andern lebt und ohne deren Verdienst nicht zu bestehen wüßte.
Die Verarmung, welche aller Orten ihr gespenstig Haupt erhebt, wird
auch hier, trotz reichlicher Spenden von Seiten der Stadt und der
Privaten, immer drohender wahrgenommen, wovon die frechsten Dieb¬
stähle Zeugniß geben. Diese haben neuerdings einen geachteten Kauf¬
mann veranlaßt, einen Verein zur Sicherung des Eigenthums in
Vorschlag zu bringen.
Wie rüstig unsere wackere Bürgerschaft im Sinne der Zeit vor-
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