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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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Da fing man erst zu denken an
An Frau Kartoffelchen mit Sorgen.
Und in das first're Kcimmerlein,
Wo sie auf schlechtem Lager ruhte,
Drang Jung und Alt und Groß und Klein,
Zu fragen, was sie macht, die Gute.
Man fragt und redet her und hin,
Wie man die gute Seele rette,
Bringt warme Decken, Medizin,
Und legt sie auf ein bessres Bette.
Die Wirthschaft stockt im ganzen Haus,
Man wirst die Arbeit in die Ecken,
Die Leute rennen ein und aus,
Sie treibt der Hunger und der Schrecken.
Jetzt sah man, wie kein Hofkoch kann
Wie sie die Kunst, alle Welt zu speisen,
Und Frau Kartoffelchen begann
Jedweder vollen Munds zu preisen.
Die Bettler und das Volk der Noth
Durchrannten jammernd Straß' und Gasse,
Und drohten weinend Mord und Tod,
Wenn man die Gute sterben lasse.
Das war ein Lärmen nah und fern,
Das Haus erbebte von dem Jammer,
Und rachlos saßen des Hauses Herr'n
Am Krankenbett in feuchter Kammer.
Da zogen Processionen aus,
Monstranz voran und Kreuz und Fahnen,
Im Bußgewand der Pfaff voraus
Zum Gnadenort auf allen Bahnen.
Und alle Welt war bußbereit
Und hundert Messen ließ man lesen,

Da fing man erst zu denken an
An Frau Kartoffelchen mit Sorgen.
Und in das first're Kcimmerlein,
Wo sie auf schlechtem Lager ruhte,
Drang Jung und Alt und Groß und Klein,
Zu fragen, was sie macht, die Gute.
Man fragt und redet her und hin,
Wie man die gute Seele rette,
Bringt warme Decken, Medizin,
Und legt sie auf ein bessres Bette.
Die Wirthschaft stockt im ganzen Haus,
Man wirst die Arbeit in die Ecken,
Die Leute rennen ein und aus,
Sie treibt der Hunger und der Schrecken.
Jetzt sah man, wie kein Hofkoch kann
Wie sie die Kunst, alle Welt zu speisen,
Und Frau Kartoffelchen begann
Jedweder vollen Munds zu preisen.
Die Bettler und das Volk der Noth
Durchrannten jammernd Straß' und Gasse,
Und drohten weinend Mord und Tod,
Wenn man die Gute sterben lasse.
Das war ein Lärmen nah und fern,
Das Haus erbebte von dem Jammer,
Und rachlos saßen des Hauses Herr'n
Am Krankenbett in feuchter Kammer.
Da zogen Processionen aus,
Monstranz voran und Kreuz und Fahnen,
Im Bußgewand der Pfaff voraus
Zum Gnadenort auf allen Bahnen.
Und alle Welt war bußbereit
Und hundert Messen ließ man lesen,

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[0312] Da fing man erst zu denken an An Frau Kartoffelchen mit Sorgen. Und in das first're Kcimmerlein, Wo sie auf schlechtem Lager ruhte, Drang Jung und Alt und Groß und Klein, Zu fragen, was sie macht, die Gute. Man fragt und redet her und hin, Wie man die gute Seele rette, Bringt warme Decken, Medizin, Und legt sie auf ein bessres Bette. Die Wirthschaft stockt im ganzen Haus, Man wirst die Arbeit in die Ecken, Die Leute rennen ein und aus, Sie treibt der Hunger und der Schrecken. Jetzt sah man, wie kein Hofkoch kann Wie sie die Kunst, alle Welt zu speisen, Und Frau Kartoffelchen begann Jedweder vollen Munds zu preisen. Die Bettler und das Volk der Noth Durchrannten jammernd Straß' und Gasse, Und drohten weinend Mord und Tod, Wenn man die Gute sterben lasse. Das war ein Lärmen nah und fern, Das Haus erbebte von dem Jammer, Und rachlos saßen des Hauses Herr'n Am Krankenbett in feuchter Kammer. Da zogen Processionen aus, Monstranz voran und Kreuz und Fahnen, Im Bußgewand der Pfaff voraus Zum Gnadenort auf allen Bahnen. Und alle Welt war bußbereit Und hundert Messen ließ man lesen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/312>, abgerufen am 05.02.2025.