Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Fra"" Kartoffel. Ich weiß ein stattlich großes Haus, DaS ist bewohnt von vielen Leuten, Sie gehen drinnen ein und aus Seit OlymS uralt-grauen Zeiten. Drin wird geweint und wird gelacht, Drin hört man jubeln, singen, klagen; Drin wechseln ab gleich Tag und Nacht DaS frohe Glück mit trüben Plagen. Im weiten Hause hat hantiert, Gekocht, gebacken und gebraten, Den Tisch gedeckt und aufservirt Den frühen Gästen und den später Ein altes Mütterlein bekannt Als fromme Magd aus alten Zeiten, Und Frau Kartoffel nur genannt Bet allen Haus- und Nachbarsleuten. ES war ein stilles Mütterlein, Stets ohne prunkendes Geschmeide, ES mochte nur zufrieden sein Mit seinem schlichten Alltagskleide. Und unbeachtet, ungeehrt, Und oft verspottet, oft vergessen, Fra»» Kartoffel. Ich weiß ein stattlich großes Haus, DaS ist bewohnt von vielen Leuten, Sie gehen drinnen ein und aus Seit OlymS uralt-grauen Zeiten. Drin wird geweint und wird gelacht, Drin hört man jubeln, singen, klagen; Drin wechseln ab gleich Tag und Nacht DaS frohe Glück mit trüben Plagen. Im weiten Hause hat hantiert, Gekocht, gebacken und gebraten, Den Tisch gedeckt und aufservirt Den frühen Gästen und den später Ein altes Mütterlein bekannt Als fromme Magd aus alten Zeiten, Und Frau Kartoffel nur genannt Bet allen Haus- und Nachbarsleuten. ES war ein stilles Mütterlein, Stets ohne prunkendes Geschmeide, ES mochte nur zufrieden sein Mit seinem schlichten Alltagskleide. Und unbeachtet, ungeehrt, Und oft verspottet, oft vergessen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0310" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271571"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Fra»» Kartoffel.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l> Ich weiß ein stattlich großes Haus,<lb/> DaS ist bewohnt von vielen Leuten,<lb/> Sie gehen drinnen ein und aus<lb/> Seit OlymS uralt-grauen Zeiten.</l> <l> Drin wird geweint und wird gelacht,<lb/> Drin hört man jubeln, singen, klagen;<lb/> Drin wechseln ab gleich Tag und Nacht<lb/> DaS frohe Glück mit trüben Plagen.</l> <l> Im weiten Hause hat hantiert,<lb/> Gekocht, gebacken und gebraten,<lb/> Den Tisch gedeckt und aufservirt<lb/> Den frühen Gästen und den später</l> <l> Ein altes Mütterlein bekannt<lb/> Als fromme Magd aus alten Zeiten,<lb/> Und Frau Kartoffel nur genannt<lb/> Bet allen Haus- und Nachbarsleuten.</l> <l> ES war ein stilles Mütterlein,<lb/> Stets ohne prunkendes Geschmeide,<lb/> ES mochte nur zufrieden sein<lb/> Mit seinem schlichten Alltagskleide.</l> <l> Und unbeachtet, ungeehrt,<lb/> Und oft verspottet, oft vergessen,</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0310]
Fra»» Kartoffel.
Ich weiß ein stattlich großes Haus,
DaS ist bewohnt von vielen Leuten,
Sie gehen drinnen ein und aus
Seit OlymS uralt-grauen Zeiten. Drin wird geweint und wird gelacht,
Drin hört man jubeln, singen, klagen;
Drin wechseln ab gleich Tag und Nacht
DaS frohe Glück mit trüben Plagen. Im weiten Hause hat hantiert,
Gekocht, gebacken und gebraten,
Den Tisch gedeckt und aufservirt
Den frühen Gästen und den später Ein altes Mütterlein bekannt
Als fromme Magd aus alten Zeiten,
Und Frau Kartoffel nur genannt
Bet allen Haus- und Nachbarsleuten. ES war ein stilles Mütterlein,
Stets ohne prunkendes Geschmeide,
ES mochte nur zufrieden sein
Mit seinem schlichten Alltagskleide. Und unbeachtet, ungeehrt,
Und oft verspottet, oft vergessen,
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