Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Jahre I8W, blos den eigentlichen Kaufleuten zu gestatten und alle übrigen Der auch als Schriftsteller im Fache der Staatswissenschaften Die Sendung des Hofcommissionsrathes von Ezörnig, welcher Jahre I8W, blos den eigentlichen Kaufleuten zu gestatten und alle übrigen Der auch als Schriftsteller im Fache der Staatswissenschaften Die Sendung des Hofcommissionsrathes von Ezörnig, welcher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0282" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271543"/> <p xml:id="ID_804" prev="#ID_803"> Jahre I8W, blos den eigentlichen Kaufleuten zu gestatten und alle übrigen<lb/> Klassen der Bevölkerung von dem Besuch dieses Glückshafens auszuschlie¬<lb/> ßen, obwohl eine solche Einrichtung nach Privilcgienwcsen schmeckt und<lb/> deßhalb nicht im Sinne unseres Jahrhunderts ist. Würde dadurch<lb/> dem Uebel auch keineswegs bei der Wurzel begegnet, so wären doch<lb/> die Folgen der Börsenstürme auf ein kleineres Häuflein von Existen¬<lb/> zen beschränkt und der große Schwarm der Schwindler müßte sich ei¬<lb/> nem redlichen Broterwerbe anschließen. — Ein Bruder desselben Polizei¬<lb/> kommissärs, welcher den Banknotensälschcc Ritter von B. entdeckte und<lb/> dafür von Seite der Nationalbank eine Gratifikation von >t)<)<1 Gul¬<lb/> den erhalten hatte, hat die Bank bestohlen. Er war bei derselben in<lb/> der Eigenschaft als Cassirer angestellt und geriet!) durch Aufwand und<lb/> Speculationen dergestalt in Schulden, daß er endlich mit Hinterlas¬<lb/> sung eines beträchtlichen Kassendefects die Flucht ergriff. Man glaubte<lb/> ihn bereits in Hamburg oder in der Türkei, als plötzlich die Nach¬<lb/> richt eintraf, seine Leiche sei in der Nähe des Schlosses Scherflein,<lb/> nicht weit von Gloggnitz, nebst einer abgeschlossenen Pistole gefunden<lb/> worden. Herr von F. hinterläßt eine Frau mit mehreren Kindern.</p><lb/> <p xml:id="ID_805"> Der auch als Schriftsteller im Fache der Staatswissenschaften<lb/> bekannt gewordene Hofrath Edler von Kraus der k. k. allg. Hofkam-<lb/> mcr hat als Belohnung für die Verdienste, die er sich als Präsident<lb/> des Eomitees um die letzte große österr. Industrieausstellung erwor¬<lb/> ben, das Ritterkreuz des Leopoldordens erhalten, womit auch die Er¬<lb/> hebung in den Ritterstand verbunden ist. Hofrath Kraus ist zugleich<lb/> der Urheber des ermäßigten Zolltarifs, welcher nach den Absichten un¬<lb/> seres erleuchteten Finanzpräsidentm ins Leben treten sollte, der aber<lb/> nur in kleinen Probstücken zum Vorschein kam, weil die Gegenvor¬<lb/> stellungen der Fabrikanten die vollständige Durchführung des modi-<lb/> ficirten Tarifs hintertrieben. — Wie ich höre, steht indeß für den Be¬<lb/> ginn des Jahres 1846 eine abermalige Ermäßigung der Brieftaxe zu<lb/> erwarten, indem fortan für die Entfernung von 2(5 Meilen bei dem<lb/> einfachen Brief blos 3 Kreuzer bezahlt werden sollen und bei einer<lb/> Entfernung über 20 Meilen statt 12 nur 8 Kreuzer. Nach der Pu¬<lb/> blication des auf solche Ziffern basirten Posttarifs reiht sich Oesterreich<lb/> unmittelbar an England, und kein Land der Erde verschickt die Briefe<lb/> dann wohlfeiler, als diese beiden Staaten.</p><lb/> <p xml:id="ID_806" next="#ID_807"> Die Sendung des Hofcommissionsrathes von Ezörnig, welcher<lb/> dem statistischen Bureau des k. k. General-Nechnungsdirectoriums vor¬<lb/> steht, nach der Türkei dürste schwerlich ohne Vortheil für unsern orien¬<lb/> talischen Handel bleiben, der noch lange nicht "das ist, was er sein<lb/> könnte und sein muß, soll Oesterreich zur vollständigen Entfaltung<lb/> seiner Hilfsquellen gelangen. Bis jetzt spielt die österr. Flagge keines¬<lb/> wegs die ihr gebührende Rolle in den levantinischen Gewässern, denn<lb/> theils ist dem österr. Handel die Pulsader der Donau unterbunden,</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0282]
Jahre I8W, blos den eigentlichen Kaufleuten zu gestatten und alle übrigen
Klassen der Bevölkerung von dem Besuch dieses Glückshafens auszuschlie¬
ßen, obwohl eine solche Einrichtung nach Privilcgienwcsen schmeckt und
deßhalb nicht im Sinne unseres Jahrhunderts ist. Würde dadurch
dem Uebel auch keineswegs bei der Wurzel begegnet, so wären doch
die Folgen der Börsenstürme auf ein kleineres Häuflein von Existen¬
zen beschränkt und der große Schwarm der Schwindler müßte sich ei¬
nem redlichen Broterwerbe anschließen. — Ein Bruder desselben Polizei¬
kommissärs, welcher den Banknotensälschcc Ritter von B. entdeckte und
dafür von Seite der Nationalbank eine Gratifikation von >t)<)<1 Gul¬
den erhalten hatte, hat die Bank bestohlen. Er war bei derselben in
der Eigenschaft als Cassirer angestellt und geriet!) durch Aufwand und
Speculationen dergestalt in Schulden, daß er endlich mit Hinterlas¬
sung eines beträchtlichen Kassendefects die Flucht ergriff. Man glaubte
ihn bereits in Hamburg oder in der Türkei, als plötzlich die Nach¬
richt eintraf, seine Leiche sei in der Nähe des Schlosses Scherflein,
nicht weit von Gloggnitz, nebst einer abgeschlossenen Pistole gefunden
worden. Herr von F. hinterläßt eine Frau mit mehreren Kindern.
Der auch als Schriftsteller im Fache der Staatswissenschaften
bekannt gewordene Hofrath Edler von Kraus der k. k. allg. Hofkam-
mcr hat als Belohnung für die Verdienste, die er sich als Präsident
des Eomitees um die letzte große österr. Industrieausstellung erwor¬
ben, das Ritterkreuz des Leopoldordens erhalten, womit auch die Er¬
hebung in den Ritterstand verbunden ist. Hofrath Kraus ist zugleich
der Urheber des ermäßigten Zolltarifs, welcher nach den Absichten un¬
seres erleuchteten Finanzpräsidentm ins Leben treten sollte, der aber
nur in kleinen Probstücken zum Vorschein kam, weil die Gegenvor¬
stellungen der Fabrikanten die vollständige Durchführung des modi-
ficirten Tarifs hintertrieben. — Wie ich höre, steht indeß für den Be¬
ginn des Jahres 1846 eine abermalige Ermäßigung der Brieftaxe zu
erwarten, indem fortan für die Entfernung von 2(5 Meilen bei dem
einfachen Brief blos 3 Kreuzer bezahlt werden sollen und bei einer
Entfernung über 20 Meilen statt 12 nur 8 Kreuzer. Nach der Pu¬
blication des auf solche Ziffern basirten Posttarifs reiht sich Oesterreich
unmittelbar an England, und kein Land der Erde verschickt die Briefe
dann wohlfeiler, als diese beiden Staaten.
Die Sendung des Hofcommissionsrathes von Ezörnig, welcher
dem statistischen Bureau des k. k. General-Nechnungsdirectoriums vor¬
steht, nach der Türkei dürste schwerlich ohne Vortheil für unsern orien¬
talischen Handel bleiben, der noch lange nicht "das ist, was er sein
könnte und sein muß, soll Oesterreich zur vollständigen Entfaltung
seiner Hilfsquellen gelangen. Bis jetzt spielt die österr. Flagge keines¬
wegs die ihr gebührende Rolle in den levantinischen Gewässern, denn
theils ist dem österr. Handel die Pulsader der Donau unterbunden,
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