Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.reiner, einfacher Pöbel. Danton, welchen er an den Gerichtsschran- Als endlich am 1V. August das Königthum umgestürzt wurde, Jn's Privatleben zurückgetreten, blieb Rover-Collard in Paris Gegen das Jahr 18V3 brach Nover-Collard, müde, Rathschläge Diese Jahre der Zurückgezogenheit, welche bis zum Jahre 1811 reiner, einfacher Pöbel. Danton, welchen er an den Gerichtsschran- Als endlich am 1V. August das Königthum umgestürzt wurde, Jn's Privatleben zurückgetreten, blieb Rover-Collard in Paris Gegen das Jahr 18V3 brach Nover-Collard, müde, Rathschläge Diese Jahre der Zurückgezogenheit, welche bis zum Jahre 1811 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0026" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271287"/> <p xml:id="ID_53" prev="#ID_52"> reiner, einfacher Pöbel. Danton, welchen er an den Gerichtsschran-<lb/> ken kennen gelernt hatte, suchte ihn umzustimmen, und ihn zur Theil¬<lb/> nahme an dem Clubb der Cordeliers zu bewegen, aber es war ver¬<lb/> gebens; Royer-Collard sah schon voraus, daß die Revolution, ein¬<lb/> mal von der Monarchie losgerissen, von der Anarchie unmittelbar<lb/> zum Despotismus führen müsse. Indessen wuchs der Sturm immer<lb/> mehr und mehr, der zehnte August bereitete sich ganz in der Stille<lb/> vor, und ein Gemäßigter konnte sich schon nicht ohne Gefahr auf der<lb/> Straße blicken lassen. Der junge Secretär des Gcmcinderaths hatte<lb/> sich die Zuneigung der Sectionsmänner seines Viertels in so hohem<lb/> Grade erworben, daß, wenn er auf das Stadthaus ging, sich die<lb/> Wasserträger der Insel Saint-Louis um ihn sammelten und ihn be¬<lb/> gleiteten, um seine Person zu beschützen.</p><lb/> <p xml:id="ID_54"> Als endlich am 1V. August das Königthum umgestürzt wurde,<lb/> als die Guillotine auf dem Revolutionsplatze kleines Geld zu schla¬<lb/> gen begann, hielt es Nover-Collard, der aus seinem Amte entlassen<lb/> war, für klug, Paris den Rücken zu kehren. Er flüchtete sich zu<lb/> seiner Familie nach Sompuis, wo er wahrend der Schreckenszeit ver¬<lb/> borgen blieb und von wo er erst im Mai 1797 als Deputirter fei¬<lb/> nes Departements im Rathe der Fünfhundert nach Paris zurück¬<lb/> kehrte. Er verband sich mit den Vertretern jener gemäßigten monar¬<lb/> chischen Partei, welche die Revolution auf ihren Ausgangspunkt von<lb/> 1789 zurückführen wollte. Unterdessen warf der Staatsstreich vom<lb/> .18. Fructidor die Hoffnungen der Royalisten nieder; das Direkto¬<lb/> rium, unterstützt von Augereau's Soldaten, decimirte die Mehrzahl<lb/> der Räthe. Nover-Collard, weniger compromittirt als seine Kollegen,<lb/> entging der Verbannung; aber seine Wahl wurde für nichtig erklärt.</p><lb/> <p xml:id="ID_55"> Jn's Privatleben zurückgetreten, blieb Rover-Collard in Paris<lb/> und wurde Mitglied eines Royalistencomitvs, welches in direktem<lb/> Briefwechsel mit Ludwig XVIII. stand.</p><lb/> <p xml:id="ID_56"> Gegen das Jahr 18V3 brach Nover-Collard, müde, Rathschläge<lb/> und Erwiederungen zu geben, die man nicht beachtete, an dem Er¬<lb/> folg einer Sache verzweifelnd, die sich von Tag zu Tag mehr in<lb/> ihren Werkzeugen blosstellte, jede Verbindung mit seinen erlauchten<lb/> Korrespondenten ab und trennte sich ganz von der politischen Welt,<lb/> um sich ungestört dem Studium, dem Nachdenken hinzugeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_57" next="#ID_58"> Diese Jahre der Zurückgezogenheit, welche bis zum Jahre 1811</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0026]
reiner, einfacher Pöbel. Danton, welchen er an den Gerichtsschran-
ken kennen gelernt hatte, suchte ihn umzustimmen, und ihn zur Theil¬
nahme an dem Clubb der Cordeliers zu bewegen, aber es war ver¬
gebens; Royer-Collard sah schon voraus, daß die Revolution, ein¬
mal von der Monarchie losgerissen, von der Anarchie unmittelbar
zum Despotismus führen müsse. Indessen wuchs der Sturm immer
mehr und mehr, der zehnte August bereitete sich ganz in der Stille
vor, und ein Gemäßigter konnte sich schon nicht ohne Gefahr auf der
Straße blicken lassen. Der junge Secretär des Gcmcinderaths hatte
sich die Zuneigung der Sectionsmänner seines Viertels in so hohem
Grade erworben, daß, wenn er auf das Stadthaus ging, sich die
Wasserträger der Insel Saint-Louis um ihn sammelten und ihn be¬
gleiteten, um seine Person zu beschützen.
Als endlich am 1V. August das Königthum umgestürzt wurde,
als die Guillotine auf dem Revolutionsplatze kleines Geld zu schla¬
gen begann, hielt es Nover-Collard, der aus seinem Amte entlassen
war, für klug, Paris den Rücken zu kehren. Er flüchtete sich zu
seiner Familie nach Sompuis, wo er wahrend der Schreckenszeit ver¬
borgen blieb und von wo er erst im Mai 1797 als Deputirter fei¬
nes Departements im Rathe der Fünfhundert nach Paris zurück¬
kehrte. Er verband sich mit den Vertretern jener gemäßigten monar¬
chischen Partei, welche die Revolution auf ihren Ausgangspunkt von
1789 zurückführen wollte. Unterdessen warf der Staatsstreich vom
.18. Fructidor die Hoffnungen der Royalisten nieder; das Direkto¬
rium, unterstützt von Augereau's Soldaten, decimirte die Mehrzahl
der Räthe. Nover-Collard, weniger compromittirt als seine Kollegen,
entging der Verbannung; aber seine Wahl wurde für nichtig erklärt.
Jn's Privatleben zurückgetreten, blieb Rover-Collard in Paris
und wurde Mitglied eines Royalistencomitvs, welches in direktem
Briefwechsel mit Ludwig XVIII. stand.
Gegen das Jahr 18V3 brach Nover-Collard, müde, Rathschläge
und Erwiederungen zu geben, die man nicht beachtete, an dem Er¬
folg einer Sache verzweifelnd, die sich von Tag zu Tag mehr in
ihren Werkzeugen blosstellte, jede Verbindung mit seinen erlauchten
Korrespondenten ab und trennte sich ganz von der politischen Welt,
um sich ungestört dem Studium, dem Nachdenken hinzugeben.
Diese Jahre der Zurückgezogenheit, welche bis zum Jahre 1811
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |