Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

weidlich benutzt, um an mir, als dem von ihnen sogenannten "er¬
bittertsten Gegner unsers Liszt" ihre kleinliche Rache auszuüben. Da
sie mir von keiner Seite etwas vorzuwerfen wissen, so reiten sie alle
nach Schwabenart auf derselben Mähre herum, die Herr Heine schon
vor mehren Jahren zur Rachenahme an diesem lästigen Gegner sei¬
nes "Franz" erdichtet hat, dafür aber bekanntlich in der Leipz. Allg.
Zeitung nach Verdienst gestraft wurde. Auf dem Schweif dieser ab¬
genutzten Mähre reitend producirte sich nun auch Herr Prof. C. L.
B. Wolf aus Jena (Ur. 41 der Grenzboten, "das Beethoven-Fest
in Bonn"). An emphatischer Geschwätzigkeit übertrifft Herr Wolf
alle seine Vorreiter, selbst Herrn Fiorentino im Eonstitutionel.
Sogar Beethovens Nachlaß muß als würzhafte Lüge in dem, von
dem donner Festmahl her, mir noch aufgesparten Toast mit einge-
geflochten werden. Den ehrenwerthen Vordermann des Herrn Wolf
in der wiener Zeitschrift habe ich dort unterm 6. Oktober bereits ge¬
hörig entgegnet. Jene Entgegnung lasse ich Hrn. Wolf und allen
Lisztomanen bestens empfohlen sein. Nicht minder empfehle ich den
Herren meinen Aussatz "Blicke in Beethoven's Conversationsbücher
und sein Leben" in der Beilage zu Ur. 298 der ,kölnischen Zei¬
tung." (25. Oktob.) Diese Lektüre -- jedoch in inwxio -- ^ann sie
vielleicht auf andere Fährte führen, wenn es nicht schon zu spat ist.
Damit aber aus Heine'6 Dichtung, zufolge welcher ich mich auf
meinen Visitenkarten in Paris "->">! >le Lvelliov-n" genannt haben
soll, eine Wahrheit hervorgehe, werde ich mir in Zukunft einen
Charakter beilegen, der unbezweifelt sämmtlichen (zumeist musikali¬
schen) Lobrednern des "genialen Liszt" genehm sein wird.

In Erwägung also, daß Beetnoven und Liszt als Künstler im
Geiste und in der Wahrheit völlig identisch sind; in Erwägung fer¬
ner, daß ich an Ersterem schon lange genug gehalten; in Erwägung
endlich, daß nach ez so und so viel des allgemeinen Humanitäts¬
statuts nur der sich Freund nennen darf, der seinem Nächsten die
reine, ungeschminkte Wahrheit sagt, ich mir aber das Zeugniß gebe,
mündlich und schriftlich "unserm Liszt" diesen Freundesdienst erwiesen
zu haben, -- so beschließe ich, in gewissen Akten mich in Zukunft
zu nennen


A. Schindler, "mi <!" I^sul,


Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Knranda.
Druck von Friedrich AndrH.

weidlich benutzt, um an mir, als dem von ihnen sogenannten „er¬
bittertsten Gegner unsers Liszt" ihre kleinliche Rache auszuüben. Da
sie mir von keiner Seite etwas vorzuwerfen wissen, so reiten sie alle
nach Schwabenart auf derselben Mähre herum, die Herr Heine schon
vor mehren Jahren zur Rachenahme an diesem lästigen Gegner sei¬
nes „Franz" erdichtet hat, dafür aber bekanntlich in der Leipz. Allg.
Zeitung nach Verdienst gestraft wurde. Auf dem Schweif dieser ab¬
genutzten Mähre reitend producirte sich nun auch Herr Prof. C. L.
B. Wolf aus Jena (Ur. 41 der Grenzboten, „das Beethoven-Fest
in Bonn"). An emphatischer Geschwätzigkeit übertrifft Herr Wolf
alle seine Vorreiter, selbst Herrn Fiorentino im Eonstitutionel.
Sogar Beethovens Nachlaß muß als würzhafte Lüge in dem, von
dem donner Festmahl her, mir noch aufgesparten Toast mit einge-
geflochten werden. Den ehrenwerthen Vordermann des Herrn Wolf
in der wiener Zeitschrift habe ich dort unterm 6. Oktober bereits ge¬
hörig entgegnet. Jene Entgegnung lasse ich Hrn. Wolf und allen
Lisztomanen bestens empfohlen sein. Nicht minder empfehle ich den
Herren meinen Aussatz „Blicke in Beethoven's Conversationsbücher
und sein Leben" in der Beilage zu Ur. 298 der ,kölnischen Zei¬
tung." (25. Oktob.) Diese Lektüre — jedoch in inwxio — ^ann sie
vielleicht auf andere Fährte führen, wenn es nicht schon zu spat ist.
Damit aber aus Heine'6 Dichtung, zufolge welcher ich mich auf
meinen Visitenkarten in Paris „->»>! >le Lvelliov-n" genannt haben
soll, eine Wahrheit hervorgehe, werde ich mir in Zukunft einen
Charakter beilegen, der unbezweifelt sämmtlichen (zumeist musikali¬
schen) Lobrednern des „genialen Liszt" genehm sein wird.

In Erwägung also, daß Beetnoven und Liszt als Künstler im
Geiste und in der Wahrheit völlig identisch sind; in Erwägung fer¬
ner, daß ich an Ersterem schon lange genug gehalten; in Erwägung
endlich, daß nach ez so und so viel des allgemeinen Humanitäts¬
statuts nur der sich Freund nennen darf, der seinem Nächsten die
reine, ungeschminkte Wahrheit sagt, ich mir aber das Zeugniß gebe,
mündlich und schriftlich „unserm Liszt" diesen Freundesdienst erwiesen
zu haben, — so beschließe ich, in gewissen Akten mich in Zukunft
zu nennen


A. Schindler, »mi <!« I^sul,


Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Knranda.
Druck von Friedrich AndrH.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271505"/>
            <p xml:id="ID_692" prev="#ID_691"> weidlich benutzt, um an mir, als dem von ihnen sogenannten &#x201E;er¬<lb/>
bittertsten Gegner unsers Liszt" ihre kleinliche Rache auszuüben. Da<lb/>
sie mir von keiner Seite etwas vorzuwerfen wissen, so reiten sie alle<lb/>
nach Schwabenart auf derselben Mähre herum, die Herr Heine schon<lb/>
vor mehren Jahren zur Rachenahme an diesem lästigen Gegner sei¬<lb/>
nes &#x201E;Franz" erdichtet hat, dafür aber bekanntlich in der Leipz. Allg.<lb/>
Zeitung nach Verdienst gestraft wurde. Auf dem Schweif dieser ab¬<lb/>
genutzten Mähre reitend producirte sich nun auch Herr Prof. C. L.<lb/>
B. Wolf aus Jena (Ur. 41 der Grenzboten, &#x201E;das Beethoven-Fest<lb/>
in Bonn"). An emphatischer Geschwätzigkeit übertrifft Herr Wolf<lb/>
alle seine Vorreiter, selbst Herrn Fiorentino im Eonstitutionel.<lb/>
Sogar Beethovens Nachlaß muß als würzhafte Lüge in dem, von<lb/>
dem donner Festmahl her, mir noch aufgesparten Toast mit einge-<lb/>
geflochten werden. Den ehrenwerthen Vordermann des Herrn Wolf<lb/>
in der wiener Zeitschrift habe ich dort unterm 6. Oktober bereits ge¬<lb/>
hörig entgegnet. Jene Entgegnung lasse ich Hrn. Wolf und allen<lb/>
Lisztomanen bestens empfohlen sein. Nicht minder empfehle ich den<lb/>
Herren meinen Aussatz &#x201E;Blicke in Beethoven's Conversationsbücher<lb/>
und sein Leben" in der Beilage zu Ur. 298 der ,kölnischen Zei¬<lb/>
tung." (25. Oktob.) Diese Lektüre &#x2014; jedoch in inwxio &#x2014; ^ann sie<lb/>
vielleicht auf andere Fährte führen, wenn es nicht schon zu spat ist.<lb/>
Damit aber aus Heine'6 Dichtung, zufolge welcher ich mich auf<lb/>
meinen Visitenkarten in Paris &#x201E;-&gt;»&gt;! &gt;le Lvelliov-n" genannt haben<lb/>
soll, eine Wahrheit hervorgehe, werde ich mir in Zukunft einen<lb/>
Charakter beilegen, der unbezweifelt sämmtlichen (zumeist musikali¬<lb/>
schen) Lobrednern des &#x201E;genialen Liszt" genehm sein wird.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_693"> In Erwägung also, daß Beetnoven und Liszt als Künstler im<lb/>
Geiste und in der Wahrheit völlig identisch sind; in Erwägung fer¬<lb/>
ner, daß ich an Ersterem schon lange genug gehalten; in Erwägung<lb/>
endlich, daß nach ez so und so viel des allgemeinen Humanitäts¬<lb/>
statuts nur der sich Freund nennen darf, der seinem Nächsten die<lb/>
reine, ungeschminkte Wahrheit sagt, ich mir aber das Zeugniß gebe,<lb/>
mündlich und schriftlich &#x201E;unserm Liszt" diesen Freundesdienst erwiesen<lb/>
zu haben, &#x2014; so beschließe ich, in gewissen Akten mich in Zukunft<lb/>
zu nennen</p><lb/>
            <note type="byline"> A. Schindler, »mi &lt;!« I^sul,</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Verlag von Fr. Ludw. Herbig. &#x2014; Redacteur I. Knranda.<lb/>
Druck von Friedrich AndrH.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0244] weidlich benutzt, um an mir, als dem von ihnen sogenannten „er¬ bittertsten Gegner unsers Liszt" ihre kleinliche Rache auszuüben. Da sie mir von keiner Seite etwas vorzuwerfen wissen, so reiten sie alle nach Schwabenart auf derselben Mähre herum, die Herr Heine schon vor mehren Jahren zur Rachenahme an diesem lästigen Gegner sei¬ nes „Franz" erdichtet hat, dafür aber bekanntlich in der Leipz. Allg. Zeitung nach Verdienst gestraft wurde. Auf dem Schweif dieser ab¬ genutzten Mähre reitend producirte sich nun auch Herr Prof. C. L. B. Wolf aus Jena (Ur. 41 der Grenzboten, „das Beethoven-Fest in Bonn"). An emphatischer Geschwätzigkeit übertrifft Herr Wolf alle seine Vorreiter, selbst Herrn Fiorentino im Eonstitutionel. Sogar Beethovens Nachlaß muß als würzhafte Lüge in dem, von dem donner Festmahl her, mir noch aufgesparten Toast mit einge- geflochten werden. Den ehrenwerthen Vordermann des Herrn Wolf in der wiener Zeitschrift habe ich dort unterm 6. Oktober bereits ge¬ hörig entgegnet. Jene Entgegnung lasse ich Hrn. Wolf und allen Lisztomanen bestens empfohlen sein. Nicht minder empfehle ich den Herren meinen Aussatz „Blicke in Beethoven's Conversationsbücher und sein Leben" in der Beilage zu Ur. 298 der ,kölnischen Zei¬ tung." (25. Oktob.) Diese Lektüre — jedoch in inwxio — ^ann sie vielleicht auf andere Fährte führen, wenn es nicht schon zu spat ist. Damit aber aus Heine'6 Dichtung, zufolge welcher ich mich auf meinen Visitenkarten in Paris „->»>! >le Lvelliov-n" genannt haben soll, eine Wahrheit hervorgehe, werde ich mir in Zukunft einen Charakter beilegen, der unbezweifelt sämmtlichen (zumeist musikali¬ schen) Lobrednern des „genialen Liszt" genehm sein wird. In Erwägung also, daß Beetnoven und Liszt als Künstler im Geiste und in der Wahrheit völlig identisch sind; in Erwägung fer¬ ner, daß ich an Ersterem schon lange genug gehalten; in Erwägung endlich, daß nach ez so und so viel des allgemeinen Humanitäts¬ statuts nur der sich Freund nennen darf, der seinem Nächsten die reine, ungeschminkte Wahrheit sagt, ich mir aber das Zeugniß gebe, mündlich und schriftlich „unserm Liszt" diesen Freundesdienst erwiesen zu haben, — so beschließe ich, in gewissen Akten mich in Zukunft zu nennen A. Schindler, »mi <!« I^sul, Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Knranda. Druck von Friedrich AndrH.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/244
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/244>, abgerufen am 05.02.2025.