Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.im Jahre 1823 und 24 kraftvoll seine ^ dinire gegen das verruchte Während dieser Vorlesung, die ich hier in getreuem Auszug "Warum hast Du mir das alles nicht auch so auseinander *) Der Bischof von Würzburg, Anton Stahl ist ebenfalls ein Zögling
des Collegs. im Jahre 1823 und 24 kraftvoll seine ^ dinire gegen das verruchte Während dieser Vorlesung, die ich hier in getreuem Auszug „Warum hast Du mir das alles nicht auch so auseinander *) Der Bischof von Würzburg, Anton Stahl ist ebenfalls ein Zögling
des Collegs. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271463"/> <p xml:id="ID_545" prev="#ID_544"> im Jahre 1823 und 24 kraftvoll seine ^ dinire gegen das verruchte<lb/> Treiben der gemischten Ehen. Zwar brachten ihn die Bürger Beruf<lb/> aus der Stadt, allein der Märtyrer um des heil. Glaubens willen<lb/> fand gastliche Aufnahme bei unsern Bädern und Lehrern zu Freiburg.<lb/> Ja, er wurde sogar zur Schmach seiner Feinde 1833 bischöflicher<lb/> Kanzler und 1836 Archidiakon, Als solcher unternahm er 1837 in<lb/> Glaubensangelegenheiten der Schweiz eine erfolgreiche Sendung nach<lb/> Nom. Nächst diesem hochverdienten Manne zählen wir auch schon<lb/> einen Bischof, nämlich den päpstlichen Hausprälaten Karl August<lb/> Grafen von Reisach, Bischof zu Eichstädt,") welcher der erste ist, der<lb/> in Deutschland wieder ein Knaben- und Priester-Seminar nach den<lb/> Bestimmungen unserer Väter organisirte. Diesen trefflichen Männern<lb/> stehen schon viele andere zur Seite: in der Schweiz 38 und in den<lb/> verschiedenen Theilen Deutschlands. Wir noch stürmenden Zöglinge<lb/> bestehen aus fünfzig, und sind alle mit gleichem Eifer zu gleichem<lb/> Zwecke beseelt." ^</p><lb/> <p xml:id="ID_546"> Während dieser Vorlesung, die ich hier in getreuem Auszug<lb/> gab, war die Stunde angebrochen, nach welcher alle Bewohner des<lb/> Klosters zu Bett sein müssen, daher trennten wir uns, und jeder ging<lb/> in sein Schlafzimmer.</p><lb/> <p xml:id="ID_547" next="#ID_548"> „Warum hast Du mir das alles nicht auch so auseinander<lb/> gesetzt, blasser Mann im Schlafrock, auf den ich ganz vertraute,<lb/> den ich ehrte, wie meinen Vater!" So sprach ich zu mir selbst, in¬<lb/> dem ich mich hinkehrte an's Fenster, durch das ich nur den Himmel<lb/> sehen konnte, weil die Seite gegen die Erde mit Brettern verschlagen<lb/> War. Ich bin der Sohn katholischer Eltern, alle meine Lehrer in<lb/> Deutschland waren katholisch, aber nie habe ich eine solche Sprache<lb/> von ihnen gehört. Die Warnung des Benedictiners in Augsburg,<lb/> der Spott des Schweizers bei Marengo, wären also doch nicht ganz<lb/> so grundlos, als ich gern glauben möchte! Oder habe ich nur ge¬<lb/> träumt? spiegelte mein Ohr mir leere Worte vor, die nie gesprochen<lb/> wurden? Bin ich wirklich in Nom, dem Eldorado der Humanität?<lb/> Sind das wirklich Grundsätze der Jesuiten, der unschuldigen, verfolg-</p><lb/> <note xml:id="FID_22" place="foot"> *) Der Bischof von Würzburg, Anton Stahl ist ebenfalls ein Zögling<lb/> des Collegs.</note><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
im Jahre 1823 und 24 kraftvoll seine ^ dinire gegen das verruchte
Treiben der gemischten Ehen. Zwar brachten ihn die Bürger Beruf
aus der Stadt, allein der Märtyrer um des heil. Glaubens willen
fand gastliche Aufnahme bei unsern Bädern und Lehrern zu Freiburg.
Ja, er wurde sogar zur Schmach seiner Feinde 1833 bischöflicher
Kanzler und 1836 Archidiakon, Als solcher unternahm er 1837 in
Glaubensangelegenheiten der Schweiz eine erfolgreiche Sendung nach
Nom. Nächst diesem hochverdienten Manne zählen wir auch schon
einen Bischof, nämlich den päpstlichen Hausprälaten Karl August
Grafen von Reisach, Bischof zu Eichstädt,") welcher der erste ist, der
in Deutschland wieder ein Knaben- und Priester-Seminar nach den
Bestimmungen unserer Väter organisirte. Diesen trefflichen Männern
stehen schon viele andere zur Seite: in der Schweiz 38 und in den
verschiedenen Theilen Deutschlands. Wir noch stürmenden Zöglinge
bestehen aus fünfzig, und sind alle mit gleichem Eifer zu gleichem
Zwecke beseelt." ^
Während dieser Vorlesung, die ich hier in getreuem Auszug
gab, war die Stunde angebrochen, nach welcher alle Bewohner des
Klosters zu Bett sein müssen, daher trennten wir uns, und jeder ging
in sein Schlafzimmer.
„Warum hast Du mir das alles nicht auch so auseinander
gesetzt, blasser Mann im Schlafrock, auf den ich ganz vertraute,
den ich ehrte, wie meinen Vater!" So sprach ich zu mir selbst, in¬
dem ich mich hinkehrte an's Fenster, durch das ich nur den Himmel
sehen konnte, weil die Seite gegen die Erde mit Brettern verschlagen
War. Ich bin der Sohn katholischer Eltern, alle meine Lehrer in
Deutschland waren katholisch, aber nie habe ich eine solche Sprache
von ihnen gehört. Die Warnung des Benedictiners in Augsburg,
der Spott des Schweizers bei Marengo, wären also doch nicht ganz
so grundlos, als ich gern glauben möchte! Oder habe ich nur ge¬
träumt? spiegelte mein Ohr mir leere Worte vor, die nie gesprochen
wurden? Bin ich wirklich in Nom, dem Eldorado der Humanität?
Sind das wirklich Grundsätze der Jesuiten, der unschuldigen, verfolg-
*) Der Bischof von Würzburg, Anton Stahl ist ebenfalls ein Zögling
des Collegs.
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