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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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Land der aufgeklärten Heiden. Aber desto erhabener ist unsre Be¬
stimmung, und desto größer wird dereinst unser Lohn sein. Drum
wollen wir auch fest stehen, und unsern Glauben vertheidigen und
wehren mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln. Meine Freunde,
das werden Sie Alles erst recht klar einsehen, wenn Sie einige
Jahre in dieser väterlichen Anstalt zugebracht, und den Beruf unsers
Schöpfers wahrhaft aufgenommen haben in Ihre Herzen."

Meine zwei künftigen jungen College" zollten dieser Rede vie¬
len Beifall. Ich blickte stumm über die Tafel hin, und der begei¬
sterte Mann fuhr gegen mich gewendet fort: "Sie gehören zu den
Glücklichern von uns, denn Sie sind aus der schwäbisch-bairischen
Provinz. Ihre Regierung setzt den in'S Colleg Eintretenden keine
Hindernisse in den Weg, und nach ihrer Rückkehr werden sie Alle
mit recht passenden Anstellungen bedacht. Der Freund an Ihrer
Seite, der Hannoveraner, mein Landsmann, hat nur mit Mühe von
seiner Landesbehörde die endliche Erlaubnis; erwirken können. Unser
zweite Freund, der Nheinpreuße, durfte von seiner Landes-Negierung
nicht einmal den Paß nehmen. Nur durch Empfehlung an eine
nicht preußische katholische Behörde gelangte er in Besitz eines sol¬
chen, und dadurch auch hierher.

Die zwei Genannten erzählten nun umständlich den Verlauf ih¬
rer bekämpften Schwierigkeiten, worauf uns der ältere Gesellschafter
mit einer kurzen Geschichte des Collegs beglückte. Ich lasse sie in
seinen eigenen Ausdrücken hier folgen:*)

"AIS in jener unheilvollen Zeit, welche durch die Ketzerei Lu¬
thers und seiner Anhänger unser Vaterland vergiftet, auch die kaum
erstandene ehrwürdige Gesellschaft Jesu von den Abtrünnigen ver¬
dächtigt, und im gottwohlgefälligcn Geschäfte der Kctzervertilgung ge¬
hemmt wurde, faßte der heil. Ignatius von Loyola, unser Aller
Vater, durch Gottes Eingebung den Plan, eine Anstalt in Rom zu
gründen für deutsche Jünglinge, welche daselbst unter der Aufsicht



*) Wer über den Wirkungskreis der Anstatt bis zum Jahr 177V aus¬
führlichen Bericht verlangt, der lese die in Rom erschienene Ili-toiia l^olle>kli
von dem Jesuiten Julius Cordara nach. Ueber die neueste Periode wurde
außer dem bereits besprochenen Werke noch nichts veröffentlicht, das nur eini¬
ges Licht in die vielverzweigten Chargen des wieder erstehenden Baues wer¬
K.....e, fen könnte.

Land der aufgeklärten Heiden. Aber desto erhabener ist unsre Be¬
stimmung, und desto größer wird dereinst unser Lohn sein. Drum
wollen wir auch fest stehen, und unsern Glauben vertheidigen und
wehren mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln. Meine Freunde,
das werden Sie Alles erst recht klar einsehen, wenn Sie einige
Jahre in dieser väterlichen Anstalt zugebracht, und den Beruf unsers
Schöpfers wahrhaft aufgenommen haben in Ihre Herzen."

Meine zwei künftigen jungen College» zollten dieser Rede vie¬
len Beifall. Ich blickte stumm über die Tafel hin, und der begei¬
sterte Mann fuhr gegen mich gewendet fort: „Sie gehören zu den
Glücklichern von uns, denn Sie sind aus der schwäbisch-bairischen
Provinz. Ihre Regierung setzt den in'S Colleg Eintretenden keine
Hindernisse in den Weg, und nach ihrer Rückkehr werden sie Alle
mit recht passenden Anstellungen bedacht. Der Freund an Ihrer
Seite, der Hannoveraner, mein Landsmann, hat nur mit Mühe von
seiner Landesbehörde die endliche Erlaubnis; erwirken können. Unser
zweite Freund, der Nheinpreuße, durfte von seiner Landes-Negierung
nicht einmal den Paß nehmen. Nur durch Empfehlung an eine
nicht preußische katholische Behörde gelangte er in Besitz eines sol¬
chen, und dadurch auch hierher.

Die zwei Genannten erzählten nun umständlich den Verlauf ih¬
rer bekämpften Schwierigkeiten, worauf uns der ältere Gesellschafter
mit einer kurzen Geschichte des Collegs beglückte. Ich lasse sie in
seinen eigenen Ausdrücken hier folgen:*)

„AIS in jener unheilvollen Zeit, welche durch die Ketzerei Lu¬
thers und seiner Anhänger unser Vaterland vergiftet, auch die kaum
erstandene ehrwürdige Gesellschaft Jesu von den Abtrünnigen ver¬
dächtigt, und im gottwohlgefälligcn Geschäfte der Kctzervertilgung ge¬
hemmt wurde, faßte der heil. Ignatius von Loyola, unser Aller
Vater, durch Gottes Eingebung den Plan, eine Anstalt in Rom zu
gründen für deutsche Jünglinge, welche daselbst unter der Aufsicht



*) Wer über den Wirkungskreis der Anstatt bis zum Jahr 177V aus¬
führlichen Bericht verlangt, der lese die in Rom erschienene Ili-toiia l^olle>kli
von dem Jesuiten Julius Cordara nach. Ueber die neueste Periode wurde
außer dem bereits besprochenen Werke noch nichts veröffentlicht, das nur eini¬
ges Licht in die vielverzweigten Chargen des wieder erstehenden Baues wer¬
K.....e, fen könnte.
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[0200] Land der aufgeklärten Heiden. Aber desto erhabener ist unsre Be¬ stimmung, und desto größer wird dereinst unser Lohn sein. Drum wollen wir auch fest stehen, und unsern Glauben vertheidigen und wehren mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln. Meine Freunde, das werden Sie Alles erst recht klar einsehen, wenn Sie einige Jahre in dieser väterlichen Anstalt zugebracht, und den Beruf unsers Schöpfers wahrhaft aufgenommen haben in Ihre Herzen." Meine zwei künftigen jungen College» zollten dieser Rede vie¬ len Beifall. Ich blickte stumm über die Tafel hin, und der begei¬ sterte Mann fuhr gegen mich gewendet fort: „Sie gehören zu den Glücklichern von uns, denn Sie sind aus der schwäbisch-bairischen Provinz. Ihre Regierung setzt den in'S Colleg Eintretenden keine Hindernisse in den Weg, und nach ihrer Rückkehr werden sie Alle mit recht passenden Anstellungen bedacht. Der Freund an Ihrer Seite, der Hannoveraner, mein Landsmann, hat nur mit Mühe von seiner Landesbehörde die endliche Erlaubnis; erwirken können. Unser zweite Freund, der Nheinpreuße, durfte von seiner Landes-Negierung nicht einmal den Paß nehmen. Nur durch Empfehlung an eine nicht preußische katholische Behörde gelangte er in Besitz eines sol¬ chen, und dadurch auch hierher. Die zwei Genannten erzählten nun umständlich den Verlauf ih¬ rer bekämpften Schwierigkeiten, worauf uns der ältere Gesellschafter mit einer kurzen Geschichte des Collegs beglückte. Ich lasse sie in seinen eigenen Ausdrücken hier folgen:*) „AIS in jener unheilvollen Zeit, welche durch die Ketzerei Lu¬ thers und seiner Anhänger unser Vaterland vergiftet, auch die kaum erstandene ehrwürdige Gesellschaft Jesu von den Abtrünnigen ver¬ dächtigt, und im gottwohlgefälligcn Geschäfte der Kctzervertilgung ge¬ hemmt wurde, faßte der heil. Ignatius von Loyola, unser Aller Vater, durch Gottes Eingebung den Plan, eine Anstalt in Rom zu gründen für deutsche Jünglinge, welche daselbst unter der Aufsicht *) Wer über den Wirkungskreis der Anstatt bis zum Jahr 177V aus¬ führlichen Bericht verlangt, der lese die in Rom erschienene Ili-toiia l^olle>kli von dem Jesuiten Julius Cordara nach. Ueber die neueste Periode wurde außer dem bereits besprochenen Werke noch nichts veröffentlicht, das nur eini¬ ges Licht in die vielverzweigten Chargen des wieder erstehenden Baues wer¬ K.....e, fen könnte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/200>, abgerufen am 05.02.2025.