Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.er vergißt den Abb,? Vogler, seine Hymnen, seine Psalmen, seine Wenig geschmeichelt durch eine solche Ermuthigung, verließ er vergißt den Abb,? Vogler, seine Hymnen, seine Psalmen, seine Wenig geschmeichelt durch eine solche Ermuthigung, verließ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271391"/> <p xml:id="ID_304" prev="#ID_303"> er vergißt den Abb,? Vogler, seine Hymnen, seine Psalmen, seine<lb/> deutsche Härte und gibt sich ganz der italienischen Musik hin. Des¬<lb/> halb aber muß man nicht glauben, der junge, in Italien damals<lb/> noch ganz unbekannte Componist habe, wie dies einige seiner Bio¬<lb/> graphen behaupten, bei seinen ersten Schritten schon freundliche Im¬<lb/> presarii, folgsame Sänger, ein gespanntes Publicum und einen-mit<lb/> Blumen besäeten Pfad gefunden; ganz im Gegentheile kam es ihm<lb/> sehr wohl zu Statten, stets eine gen gefüllte Börse zu besitzen. In<lb/> Bezug darauf findet sich in derselben Leipziger musikalischen Zeitung<lb/> eine hübsche Geschichte, welche ihr kleines Berliner Phänomen<lb/> nicht vergessen halte, sondern dasselbe mit aufmerksamem Auge ver¬<lb/> folgte. Ein Corrospondent aus Venedig schreibt ihr im Juli 1817<lb/> Folgendes: „Herr Meyerbeer von Berlin hatte eine Partitur sür un¬<lb/> ser Theater von San Benedetto geschrieben. Der Componist, welcher<lb/> reich ist und die Kunst nur aus Liebe zur Kunst betreibt, hatte den<lb/> Dichter des Libretto bezahlt, gab die Partitur umsonst her, und<lb/> schlug sogar vor, die Sänger zu bezahlen. Stellen Sie sich vor¬<lb/> der Pirector war so filzig, noch hundert LouiSd'or zu verlange», um,<lb/> wie er sagte, die Kosten des Cvstüms und der Dekorationen zu<lb/> decken. Herr Meyerbeeer, welcher sich dessen weigerte, mußte seine<lb/> Partitur zurücknehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_305" next="#ID_306"> Wenig geschmeichelt durch eine solche Ermuthigung, verließ<lb/> Meyerbeer Venedig, um für seine Partitur ein gastlicheres Theater<lb/> zu suchen; das von Padua willigte endlich ein, sie umsonst anzu¬<lb/> nehmen, und am 19. Juli desselben Jahres wurde Nondilda und<lb/> Constanza, dieser erste Versuch des Componisten in der italienischen<lb/> Manier unter dem rauschenden Beifallsklatschen der Paduaner aufge¬<lb/> führt; der Componist mußte mehrmals auf der Bühne erscheinen,<lb/> und von diesem Tage an war sein Ruf gemacht. Im folgenden<lb/> Jahre versprach er dem Theater in Trieft eine Oper, dieses Ver¬<lb/> sprechen hat er aber nicht gelöst. Im Jahre 1819 ließ er auf dem<lb/> königlichen Theater von Turin Kviini'iimulo recciwsclutit von Me-<lb/> tastasio aufführen. Diese Oper war für die Sängerin Caroline Bassi<lb/> componirt, welche vor Madame Pasta die beste dramatische Sänge¬<lb/> rin Italiens war. Im August desselben Jahres erschien Meyerbeer,<lb/> welcher wußte, daß man in Italien, wenn man nicht vergessen wer¬<lb/> den wolle, viel schreiben müsse, wieder im Triumphe in Venedig mit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
er vergißt den Abb,? Vogler, seine Hymnen, seine Psalmen, seine
deutsche Härte und gibt sich ganz der italienischen Musik hin. Des¬
halb aber muß man nicht glauben, der junge, in Italien damals
noch ganz unbekannte Componist habe, wie dies einige seiner Bio¬
graphen behaupten, bei seinen ersten Schritten schon freundliche Im¬
presarii, folgsame Sänger, ein gespanntes Publicum und einen-mit
Blumen besäeten Pfad gefunden; ganz im Gegentheile kam es ihm
sehr wohl zu Statten, stets eine gen gefüllte Börse zu besitzen. In
Bezug darauf findet sich in derselben Leipziger musikalischen Zeitung
eine hübsche Geschichte, welche ihr kleines Berliner Phänomen
nicht vergessen halte, sondern dasselbe mit aufmerksamem Auge ver¬
folgte. Ein Corrospondent aus Venedig schreibt ihr im Juli 1817
Folgendes: „Herr Meyerbeer von Berlin hatte eine Partitur sür un¬
ser Theater von San Benedetto geschrieben. Der Componist, welcher
reich ist und die Kunst nur aus Liebe zur Kunst betreibt, hatte den
Dichter des Libretto bezahlt, gab die Partitur umsonst her, und
schlug sogar vor, die Sänger zu bezahlen. Stellen Sie sich vor¬
der Pirector war so filzig, noch hundert LouiSd'or zu verlange», um,
wie er sagte, die Kosten des Cvstüms und der Dekorationen zu
decken. Herr Meyerbeeer, welcher sich dessen weigerte, mußte seine
Partitur zurücknehmen.
Wenig geschmeichelt durch eine solche Ermuthigung, verließ
Meyerbeer Venedig, um für seine Partitur ein gastlicheres Theater
zu suchen; das von Padua willigte endlich ein, sie umsonst anzu¬
nehmen, und am 19. Juli desselben Jahres wurde Nondilda und
Constanza, dieser erste Versuch des Componisten in der italienischen
Manier unter dem rauschenden Beifallsklatschen der Paduaner aufge¬
führt; der Componist mußte mehrmals auf der Bühne erscheinen,
und von diesem Tage an war sein Ruf gemacht. Im folgenden
Jahre versprach er dem Theater in Trieft eine Oper, dieses Ver¬
sprechen hat er aber nicht gelöst. Im Jahre 1819 ließ er auf dem
königlichen Theater von Turin Kviini'iimulo recciwsclutit von Me-
tastasio aufführen. Diese Oper war für die Sängerin Caroline Bassi
componirt, welche vor Madame Pasta die beste dramatische Sänge¬
rin Italiens war. Im August desselben Jahres erschien Meyerbeer,
welcher wußte, daß man in Italien, wenn man nicht vergessen wer¬
den wolle, viel schreiben müsse, wieder im Triumphe in Venedig mit
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