Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Ruhe entgehe, denn seine Aufgabe ist der Kampf, er darf auch das V. Notiz. Ein zürnender Olympier. An Ende des vorigen Monats brachte die Augsburger Allgemeine Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. Ruhe entgehe, denn seine Aufgabe ist der Kampf, er darf auch das V. Notiz. Ein zürnender Olympier. An Ende des vorigen Monats brachte die Augsburger Allgemeine Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271365"/> <p xml:id="ID_248" prev="#ID_247"> Ruhe entgehe, denn seine Aufgabe ist der Kampf, er darf auch das<lb/> schier nicht geringachten, so lange uns kleine und zersplitterte Verhält¬<lb/> nisse umgeben, die das Auskommen des an sich Unbedeutenden begün¬<lb/> stigen, er darf endlich nicht vor dem Schweiße des Gefechts, vor den<lb/> Wunden und den noch viel empfindlicheren Schmutzflecken zurückbeben,<lb/> wenn es unwürdigen Gegnern gilt. Denn ein Soldat im Felde hat<lb/> sich nicht blos gegen regelmäßige Truppen, sondern auch mit marodi-<lb/> renden Lumpengesindel zu schlagen. Den Muth unumwundener Wahr¬<lb/> haftigkeit fordere ich von der deutschen Journalistik, das Aufgeben<lb/> ihrer stolzen Ruhe, nicht blos stille Verachtung gegen das Gemeine<lb/> und Erbärmliche, sondern lauten Ausdruck derselben. Die gewöhn¬<lb/> liche belletristische Presse wird auch in dieser Beziehung schwer aus<lb/> ihrer Trägheit aufzuwecken sein, aber ihr Schweigen hat schlimmsten<lb/> Falls einige Nies schnob vergeudeten Druckpapiers zu verantworten.<lb/> Die politische Presse aber kann diese Mahnung nicht überhön dnn<lb/><note type="byline"> re,e<lb/> Robert Heller.</note> es ist die Mahnung an ihren Beruf. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> V.<lb/> Notiz.<lb/> Ein zürnender Olympier.</head><lb/> <p xml:id="ID_249"> An Ende des vorigen Monats brachte die Augsburger Allgemeine<lb/> Zeitung einen Auszug aus den Heidelberger Jahrbüchern, worin Herr<lb/> Professor Kortüm vom hohen Olymp professorischer Weisheit herab<lb/> dieser armseligen kleinen Erde und ihren liberalen Schreiern die Le¬<lb/> viten liest voll Salbung und Majestät. Wir haben die olympische<lb/> Ruhe dieses politischen Sittenlehrers demüthigst und pflichtschuldigst<lb/> bewundert, bis wir diese Woche in derselben Augsburger Allgemeinen<lb/> Zeitung von demselben Olympier und Professor Kortüm folgende kleine<lb/> Erklärung lasen: „Erklärung: Demjenigen, welcher im Frankfurter<lb/> Journal (Ur. u. s. w.) meldet, der Professor Kortüm habe keine Zu¬<lb/> hörer gehabt, erkläre ich aus Rücksicht für Auswärtige hiermit für<lb/> einen Verläumder, Lügner und Schuft!" (Warum nicht<lb/> auch sogleich: noch vielmehr!) So steht's mit diesen Hochweisen,<lb/> von ihrem Katheder herab predigen sie den von der Windsbraut<lb/> der Zeitbedrängniß Ergriffenen Weisheit und Mäßigung, aber kaum<lb/> setzt sich irgend «me kleine Fliege auf ihre Nase, da ^ verlieren<lb/> sie die Besinnung und zappeln mit Händen und Füßen wie ein<lb/> Gespießter.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.<lb/> Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
Ruhe entgehe, denn seine Aufgabe ist der Kampf, er darf auch das
schier nicht geringachten, so lange uns kleine und zersplitterte Verhält¬
nisse umgeben, die das Auskommen des an sich Unbedeutenden begün¬
stigen, er darf endlich nicht vor dem Schweiße des Gefechts, vor den
Wunden und den noch viel empfindlicheren Schmutzflecken zurückbeben,
wenn es unwürdigen Gegnern gilt. Denn ein Soldat im Felde hat
sich nicht blos gegen regelmäßige Truppen, sondern auch mit marodi-
renden Lumpengesindel zu schlagen. Den Muth unumwundener Wahr¬
haftigkeit fordere ich von der deutschen Journalistik, das Aufgeben
ihrer stolzen Ruhe, nicht blos stille Verachtung gegen das Gemeine
und Erbärmliche, sondern lauten Ausdruck derselben. Die gewöhn¬
liche belletristische Presse wird auch in dieser Beziehung schwer aus
ihrer Trägheit aufzuwecken sein, aber ihr Schweigen hat schlimmsten
Falls einige Nies schnob vergeudeten Druckpapiers zu verantworten.
Die politische Presse aber kann diese Mahnung nicht überhön dnn
re,e
Robert Heller. es ist die Mahnung an ihren Beruf.
V.
Notiz.
Ein zürnender Olympier.
An Ende des vorigen Monats brachte die Augsburger Allgemeine
Zeitung einen Auszug aus den Heidelberger Jahrbüchern, worin Herr
Professor Kortüm vom hohen Olymp professorischer Weisheit herab
dieser armseligen kleinen Erde und ihren liberalen Schreiern die Le¬
viten liest voll Salbung und Majestät. Wir haben die olympische
Ruhe dieses politischen Sittenlehrers demüthigst und pflichtschuldigst
bewundert, bis wir diese Woche in derselben Augsburger Allgemeinen
Zeitung von demselben Olympier und Professor Kortüm folgende kleine
Erklärung lasen: „Erklärung: Demjenigen, welcher im Frankfurter
Journal (Ur. u. s. w.) meldet, der Professor Kortüm habe keine Zu¬
hörer gehabt, erkläre ich aus Rücksicht für Auswärtige hiermit für
einen Verläumder, Lügner und Schuft!" (Warum nicht
auch sogleich: noch vielmehr!) So steht's mit diesen Hochweisen,
von ihrem Katheder herab predigen sie den von der Windsbraut
der Zeitbedrängniß Ergriffenen Weisheit und Mäßigung, aber kaum
setzt sich irgend «me kleine Fliege auf ihre Nase, da ^ verlieren
sie die Besinnung und zappeln mit Händen und Füßen wie ein
Gespießter.
Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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