Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.man verzierten Nasengürtel im Häusermecrc einen nützlichen Ableiter Ein ernstes Hinderniß, welches dem ganzen Entwürfe anfangs man verzierten Nasengürtel im Häusermecrc einen nützlichen Ableiter Ein ernstes Hinderniß, welches dem ganzen Entwürfe anfangs <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269512"/> <p xml:id="ID_320" prev="#ID_319"> man verzierten Nasengürtel im Häusermecrc einen nützlichen Ableiter<lb/> schädlicher Miasmen erblickt und denselben als einen Factor in der<lb/> Mortalitätsberechnung anerkannt wissen will. Darum konnte ein frü¬<lb/> heres Project, das diesen für Jung und Alt so theuren Raum, die<lb/> halbe Stadt herum, bedeutend schmälern wollte, sich keiner praktischen<lb/> Anerkennung erfreuen und die Sache blieb liegen. Die erwähnte Ar-<lb/> chitektengcselischaft hat endlich die Sache von der praktischen Seite an¬<lb/> gefaßt und der von ihr entworfene Plan nimmt blos die kleine Strecke<lb/> zwischen den beiden Kärnthncrthoren und der in die Vorstadt Mieder<lb/> führenden Wienbrücke in Anspruch, wornach noch immer ein bedeu¬<lb/> tender Raum übrig bleibt, um die Stadtthore auf dieser Seite von<lb/> den ersten Häusern des vorstädtischen Rayons entfernt zu halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_321" next="#ID_322"> Ein ernstes Hinderniß, welches dem ganzen Entwürfe anfangs<lb/> drohte, ist durch die anerkennungswerthe Bereitwilligkeit S. k. k. Ho¬<lb/> heit des Erzherzogs Karl sofort beseitigt worden, indem er erklärte, er<lb/> wolle der Ablösung der unmittelbar am Stadtwalle befindlichen Ne¬<lb/> bengebäude seines Palastes in keiner Weise entgegenwirken, da das<lb/> Bedürfniß zu laut spreche, um nicht den persönlichen Vortheil zu<lb/> überwiegen. Die Bausumme ist in dem der Baubehörde vorgelegten<lb/> Entwürfe auf zwanzig Millionen Gulden veranschlagt, doch dürste<lb/> dieselbe in Betracht der zahlreichen Ablösungen wohl überschritten wer¬<lb/> den, zumal der Bauverein die Verpflichtung übernimmt, den Wall<lb/> auf eigene Kosten zu demoliren und in der nöthigen Entfernung wie¬<lb/> der aufzuführen. Der durch die projectirte Hinausrückung der Stadt¬<lb/> mauer gewonnene Platz soll nach der beigeschlossenen Zeichnung für<lb/> folgende Bauten benutzt werden. Zuerst beabsichtigt man ein neues<lb/> Opernhaus, da das gegenwärtige selbst den bescheidensten Anforderun¬<lb/> gen nicht genügt und eine wahre n-ki-tie iionteuse der Residenz bildet;<lb/> mit dem Opernhause steht ein Ball- und Concertsaal in Verbindung,<lb/> denn auch hierin fehlt es noch immer in dem musikreichen und tanz-<lb/> frohcn Wien. Bis jetzt wurde der kaiserliche Nedoutcnsaal in der<lb/> Hofburg für die Maskenbälle benützt und die Concerte bald ebenfalls<lb/> in diesem, bald in Theatern oder dem schlecht gebauten und sehr klei¬<lb/> nen Tonsaal des Conservatoriums abgehalten. Das auf solche Art<lb/> entstandene Opernhaus sammt Concert- und Ballsaal würde nach Ver¬<lb/> lauf von fünfzig Jahren ohne Entschädigung an den Staat fallen,<lb/> wie eine Eisenbahn. Dann käme auch endlich eine Börsenhalle zu<lb/> Stande, wie sie weit kleinere Städte in Deutschland schon lange be¬<lb/> sitzen, indeß bei uns das Stockwerk eines Hauses gemiethet wird, und<lb/> in den engen Localitäten ein heilloses Gedränge herrscht, welches jeden<lb/> achtbaren Geschäftsmann hindert, persönlich aus der Börse zu erschei¬<lb/> nen. Ein Vazar mit fünfhundert Kaufläden wäre gleichfalls keine ge¬<lb/> ringe Verschönerung und namentlich dürften die unglaublich hohen<lb/> Miethpreise der Buden in der innern Stadt dadurch auf eine für die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0095]
man verzierten Nasengürtel im Häusermecrc einen nützlichen Ableiter
schädlicher Miasmen erblickt und denselben als einen Factor in der
Mortalitätsberechnung anerkannt wissen will. Darum konnte ein frü¬
heres Project, das diesen für Jung und Alt so theuren Raum, die
halbe Stadt herum, bedeutend schmälern wollte, sich keiner praktischen
Anerkennung erfreuen und die Sache blieb liegen. Die erwähnte Ar-
chitektengcselischaft hat endlich die Sache von der praktischen Seite an¬
gefaßt und der von ihr entworfene Plan nimmt blos die kleine Strecke
zwischen den beiden Kärnthncrthoren und der in die Vorstadt Mieder
führenden Wienbrücke in Anspruch, wornach noch immer ein bedeu¬
tender Raum übrig bleibt, um die Stadtthore auf dieser Seite von
den ersten Häusern des vorstädtischen Rayons entfernt zu halten.
Ein ernstes Hinderniß, welches dem ganzen Entwürfe anfangs
drohte, ist durch die anerkennungswerthe Bereitwilligkeit S. k. k. Ho¬
heit des Erzherzogs Karl sofort beseitigt worden, indem er erklärte, er
wolle der Ablösung der unmittelbar am Stadtwalle befindlichen Ne¬
bengebäude seines Palastes in keiner Weise entgegenwirken, da das
Bedürfniß zu laut spreche, um nicht den persönlichen Vortheil zu
überwiegen. Die Bausumme ist in dem der Baubehörde vorgelegten
Entwürfe auf zwanzig Millionen Gulden veranschlagt, doch dürste
dieselbe in Betracht der zahlreichen Ablösungen wohl überschritten wer¬
den, zumal der Bauverein die Verpflichtung übernimmt, den Wall
auf eigene Kosten zu demoliren und in der nöthigen Entfernung wie¬
der aufzuführen. Der durch die projectirte Hinausrückung der Stadt¬
mauer gewonnene Platz soll nach der beigeschlossenen Zeichnung für
folgende Bauten benutzt werden. Zuerst beabsichtigt man ein neues
Opernhaus, da das gegenwärtige selbst den bescheidensten Anforderun¬
gen nicht genügt und eine wahre n-ki-tie iionteuse der Residenz bildet;
mit dem Opernhause steht ein Ball- und Concertsaal in Verbindung,
denn auch hierin fehlt es noch immer in dem musikreichen und tanz-
frohcn Wien. Bis jetzt wurde der kaiserliche Nedoutcnsaal in der
Hofburg für die Maskenbälle benützt und die Concerte bald ebenfalls
in diesem, bald in Theatern oder dem schlecht gebauten und sehr klei¬
nen Tonsaal des Conservatoriums abgehalten. Das auf solche Art
entstandene Opernhaus sammt Concert- und Ballsaal würde nach Ver¬
lauf von fünfzig Jahren ohne Entschädigung an den Staat fallen,
wie eine Eisenbahn. Dann käme auch endlich eine Börsenhalle zu
Stande, wie sie weit kleinere Städte in Deutschland schon lange be¬
sitzen, indeß bei uns das Stockwerk eines Hauses gemiethet wird, und
in den engen Localitäten ein heilloses Gedränge herrscht, welches jeden
achtbaren Geschäftsmann hindert, persönlich aus der Börse zu erschei¬
nen. Ein Vazar mit fünfhundert Kaufläden wäre gleichfalls keine ge¬
ringe Verschönerung und namentlich dürften die unglaublich hohen
Miethpreise der Buden in der innern Stadt dadurch auf eine für die
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